100 Jahre Oktoberrevolution Wandbild Rieth: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 25. Oktober 2017, 06:27 Uhr
Startschuss zur Oktoberrevolution
Das große Wandbild im Rieth erinnert an ein Ereignis der Weltgeschichte, das vor 100 Jahren seinen Anfang nahm.
Alles begann vor genau 100 Jahren mit einem heroischen Akt in Petrograd, dem heutigen St. Petersburg. In der Nacht des 25. Oktober 1917, nach deutscher Zeitrechnung am 7. November, fällt der Startschuss zur Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Ein Geschütz des Panzerkreuzers Aurora gibt das Signal für den Sturm aufständischer Soldaten auf das Winterpalais, Sitz der bürgerlichen Provisorischen Regierung. Wenig später haben die Bolschewiki um Wladimir Iljitsch Lenin die Macht in der russischen Hauptstadt, dem späteren Leningrad, in den Händen. Die Erfolgsgeschichte der Sowjetunion, des ersten sozialistischen Staates der Welt hat begonnen.
So wurde es hierzulande bis 1989 immer wieder im Schulunterricht, in Büchern, Medien und Kunstwerken pathetisch beschrieben. Jeder Jahrestag und besonders die runden Jubiläen waren aufwändig gefeierte Großereignisse. Ganz so heroisch, wie es schon Sergej Eisenstein in seinem legendären Film von 1927 zeigt, war es dann wohl mit dem Sturm auf das Winterpalais doch nicht. Tatsächlich aber begann mit der Oktoberrevolution ein neues Kapitel der Weltgeschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang es der Sowjetunion in Osteuropa sogar, einen sozialistischen Machtblock aufzubauen, zu dem auch die DDR gehörte.
Das hat in Erfurt neben vielen anderen Formen der Würdigung so manches Denkmal und Kunstwerk im öffentlichen Raum zu Folge gehabt. Vieles davon ist nach der friedlichen Revolution 1989 verschwunden. Das 1976 eingeweihte Wandbild im Wohngebietszentrum Rieth „Sieg der Liebe über die Finsternis“ von Erich Enge dagegen hält die Erinnerung wach. Am Anfang seines Bildprogramms steht die Oktoberrevolution 1917. Ein angeketteter Arbeiter hört den Schuss vom Panzerkreuzer Aurora, der hier gewissermaßen als Initialzündung der Weltrevolution erscheint.
Gut zweieinhalb Jahrzehnte nach dem Ende des „realexistierenden Sozialismus“ sollte man mit solchen Kunstwerken offen und ohne Bilderstürmerei umgehen können. Als „kulturhistorisches Zeugnis jüngster Vergangenheit“ steht das Wandbild seit 1993 auf der Denkmalliste des Freistaates Thüringen. Landeskonservator Holger Reinhardt hat dies im vergangenen Jahr noch einmal bestätigt.
Das Wandbild braucht nun aber gut vier Jahrzehnte nach seiner Einweihung dringend eine Sanierung. Die riesige Secco-Malerei ist an vielen Stellen erheblich angegriffen. Auch durch den Bug des Panzerkreuzers zieht sich bereits ein notdürftig verputzter Riss. Deshalb sollten sich alle Beteiligten vom privaten Eigentümer bis zur Stadtverwaltung rasch auf einen Rettungsplan einigen. Das gilt im Übrigen für den gesamten Komplex der ehemaligen Bibliothek mit dem markanten Glockenturm. In den Augen von Orteilbürgermeister Wilfried Kulich und vieler Anwohner muss das Wahrzeichnen des Wohngebietes erhalten bleiben.
(Dr. Steffen Raßloff in Thüringer Allgemeine/Thüringische Landeszeitung vom 25.10.2017)
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Wandbild im Rieth