Denkmale Gefallene Erster Weltkrieg: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:Denkmal.6er.jpg| | [[Datei:Denkmal.6er.jpg|300px|right]][[Datei:Denkmal.19er.jpg|300px|right]][[Datei:Denkmal.71er.jpg|300px|right]]Im August 1914 erfasste die nationale Begeisterung des Ersten Weltkrieges auch die preußische Garnisonstadt Erfurt. Vielen Erfurtern blieben „jene herzerhebenden Tage des Truppenausmarsches“ lange in Erinnerung, als unter Jubel „unsere Musketiere, unsere Reiter, unsere Kanoniere blumengeschmückt auszogen“. So beschrieb der bürgerliche Erfurter Allgemeine Anzeiger das „Augusterlebnis“ von 1914. Die Zeitung der sozialdemokratischen Arbeiterschaft, die Tribüne, gab sich zwar zurückhaltender, trug aber den „Burgfrieden“ für die Zeit des Krieges mit. Es galt daher der Bevölkerungsmehrheit als Selbstverständlichkeit, den gegen „eine Welt von Feinden“ ins Feld ziehenden Erfurter Truppen den Rücken zu stärken: dem 3. Thüringischen Infanterieregiment Nr. 71, dem Jägerregiment zu Pferde Nr. 6 und dem 1. Thüringische Feldartillerie-Regiment Nr. 19. | ||
Der Krieg sollte freilich sehr viel verlustreicher und länger werden, als man sich dies erhofft hatte. 1918 kehrten 3579 Erfurter Soldaten, die auf allen großen Kriegsschauplätzen gefallen waren, nicht in ihre Heimat zurück. Bald entstand die Idee, sie in Form von Denkmalen zu ehren. 1924 weihte man vor der Reglerkirche in der Bahnhofstraße das Denkmal für die 6er Jäger ein. Geschaffen hatte es der Erfurter Künstler Hans Walther. Es zeigte einen nackten Reiter auf aufsteigendem Pferd, der auf einen verwundeten Kameraden herabschaut. Zwei Jahre später erhielten die 19er Artilleristen ein Denkmal auf dem heutigen Benaryplatz. Der große Löwe mit einem Kanonenrohr in seinen Pranken stammte vom Erfurter Bildhauer Ewald Hahn. Den 71er Infanteristen wurde schließlich 1935 am Fuße des Petersberges nahe dem Domplatz ein Denkmal des Berliner Bildhauers Hermann Hosaeus gewidmet. Es zeigte einen in Bronze gegossenen Soldaten mit Gewehr und Signalhorn in den Händen. | Der Krieg sollte freilich sehr viel verlustreicher und länger werden, als man sich dies erhofft hatte. 1918 kehrten 3579 Erfurter Soldaten, die auf allen großen Kriegsschauplätzen gefallen waren, nicht in ihre Heimat zurück. Bald entstand die Idee, sie in Form von Denkmalen zu ehren. 1924 weihte man vor der Reglerkirche in der Bahnhofstraße das Denkmal für die 6er Jäger ein. Geschaffen hatte es der Erfurter Künstler Hans Walther. Es zeigte einen nackten Reiter auf aufsteigendem Pferd, der auf einen verwundeten Kameraden herabschaut. Zwei Jahre später erhielten die 19er Artilleristen ein Denkmal auf dem heutigen Benaryplatz. Der große Löwe mit einem Kanonenrohr in seinen Pranken stammte vom Erfurter Bildhauer Ewald Hahn. Den 71er Infanteristen wurde schließlich 1935 am Fuße des Petersberges nahe dem Domplatz ein Denkmal des Berliner Bildhauers Hermann Hosaeus gewidmet. Es zeigte einen in Bronze gegossenen Soldaten mit Gewehr und Signalhorn in den Händen. | ||
Allen drei Denkmalen war kein langes Leben beschieden. Schon während seiner Entstehung hatte das moderne Denkmal von Walther für die 6er Jäger erhebliche Kritik nationalkonservativer Kreise erregt. 1939 wurde es als „entartete Kunst“ entfernt. Nach 1945 verschwanden das Artillerie-Denkmal vom Benaryplatz und das Infanterie-Denkmal am Petersberg als Symbole des preußisch-deutschen Militarismus. Ähnlich erging es dem 1934 errichteten Ehrenmal für das Reserve Infanterieregiment Nr. 224 am heutigen Juri-Gagarin-Ring Ecke Krämpferstraße. Dagegen überdauerten etwa die Soldatengräber auf dem Hauptfriedhof, die Kriegerdenkmäler in vielen Vororten und Gedenktafeln in Kirchen. In der Eingangshalle des Rathauses erinnert ein Mosaikbild an die 62 gefallenen Mitarbeiter der Stadt ( | Allen drei Denkmalen war kein langes Leben beschieden. Schon während seiner Entstehung hatte das moderne Denkmal von Walther für die 6er Jäger erhebliche Kritik nationalkonservativer Kreise erregt. 1939 wurde es als „entartete Kunst“ entfernt. Nach 1945 verschwanden das Artillerie-Denkmal vom Benaryplatz und das Infanterie-Denkmal am Petersberg als Symbole des preußisch-deutschen Militarismus. Ähnlich erging es dem 1934 errichteten Ehrenmal für das Reserve Infanterieregiment Nr. 224 am heutigen Juri-Gagarin-Ring Ecke Krämpferstraße. Dagegen überdauerten etwa die Soldatengräber auf dem Hauptfriedhof, die Kriegerdenkmäler in vielen Vororten und Gedenktafeln in Kirchen. In der Eingangshalle des Rathauses erinnert ein Mosaikbild an die 62 gefallenen Mitarbeiter der Stadt (Fotos: Stadtarchiv Erfurt). | ||
Version vom 25. Juli 2014, 14:20 Uhr
Denkmale für Gefallene des Ersten Weltkriegs
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (12.04.2014)
Den Gefallenen zum Gedächtnis
DENKMALE IN ERFURT (144): Einst erinnerten große Denkmale an die Opfer der Erfurter Regimenter im Ersten Weltkrieg.
Im August 1914 erfasste die nationale Begeisterung des Ersten Weltkrieges auch die preußische Garnisonstadt Erfurt. Vielen Erfurtern blieben „jene herzerhebenden Tage des Truppenausmarsches“ lange in Erinnerung, als unter Jubel „unsere Musketiere, unsere Reiter, unsere Kanoniere blumengeschmückt auszogen“. So beschrieb der bürgerliche Erfurter Allgemeine Anzeiger das „Augusterlebnis“ von 1914. Die Zeitung der sozialdemokratischen Arbeiterschaft, die Tribüne, gab sich zwar zurückhaltender, trug aber den „Burgfrieden“ für die Zeit des Krieges mit. Es galt daher der Bevölkerungsmehrheit als Selbstverständlichkeit, den gegen „eine Welt von Feinden“ ins Feld ziehenden Erfurter Truppen den Rücken zu stärken: dem 3. Thüringischen Infanterieregiment Nr. 71, dem Jägerregiment zu Pferde Nr. 6 und dem 1. Thüringische Feldartillerie-Regiment Nr. 19.
Der Krieg sollte freilich sehr viel verlustreicher und länger werden, als man sich dies erhofft hatte. 1918 kehrten 3579 Erfurter Soldaten, die auf allen großen Kriegsschauplätzen gefallen waren, nicht in ihre Heimat zurück. Bald entstand die Idee, sie in Form von Denkmalen zu ehren. 1924 weihte man vor der Reglerkirche in der Bahnhofstraße das Denkmal für die 6er Jäger ein. Geschaffen hatte es der Erfurter Künstler Hans Walther. Es zeigte einen nackten Reiter auf aufsteigendem Pferd, der auf einen verwundeten Kameraden herabschaut. Zwei Jahre später erhielten die 19er Artilleristen ein Denkmal auf dem heutigen Benaryplatz. Der große Löwe mit einem Kanonenrohr in seinen Pranken stammte vom Erfurter Bildhauer Ewald Hahn. Den 71er Infanteristen wurde schließlich 1935 am Fuße des Petersberges nahe dem Domplatz ein Denkmal des Berliner Bildhauers Hermann Hosaeus gewidmet. Es zeigte einen in Bronze gegossenen Soldaten mit Gewehr und Signalhorn in den Händen.
Allen drei Denkmalen war kein langes Leben beschieden. Schon während seiner Entstehung hatte das moderne Denkmal von Walther für die 6er Jäger erhebliche Kritik nationalkonservativer Kreise erregt. 1939 wurde es als „entartete Kunst“ entfernt. Nach 1945 verschwanden das Artillerie-Denkmal vom Benaryplatz und das Infanterie-Denkmal am Petersberg als Symbole des preußisch-deutschen Militarismus. Ähnlich erging es dem 1934 errichteten Ehrenmal für das Reserve Infanterieregiment Nr. 224 am heutigen Juri-Gagarin-Ring Ecke Krämpferstraße. Dagegen überdauerten etwa die Soldatengräber auf dem Hauptfriedhof, die Kriegerdenkmäler in vielen Vororten und Gedenktafeln in Kirchen. In der Eingangshalle des Rathauses erinnert ein Mosaikbild an die 62 gefallenen Mitarbeiter der Stadt (Fotos: Stadtarchiv Erfurt).
Literaturtipp:
Steffen Raßloff: 100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten. Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Erster Weltkrieg, Militär in Erfurt, preußische Garnison