Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße: Unterschied zwischen den Versionen
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Über Jahrhunderte befand sich allerdings auf dem heutigen Gedenkstättengelände am Fuße des Petersberges ein Handwerker- und Händlerviertel ähnlich dem angrenzenden Andreasviertel. Dieses wurde bei der Beschießung Erfurts am 6. November 1813 während der Befreiungskriege zerstört und anschließend nicht wieder aufgebaut. Der erst seither in seinen heutigen Dimensionen existierende Domplatz diente nun u.a. als preußischer Exerzierplatz. Nördlich davon entstand die Grünanlage „Louisenthal“. Sie verschwand schließlich mit dem Bau des preußischen Landgerichtes und der dazugehörigen Haftanstalt 1878/79. Bis 1945 befand sich hier unter verschiedenen politischen Systemen der Sitz eines Landgerichtes. | Über Jahrhunderte befand sich allerdings auf dem heutigen Gedenkstättengelände am Fuße des Petersberges ein Handwerker- und Händlerviertel ähnlich dem angrenzenden Andreasviertel. Dieses wurde bei der Beschießung Erfurts am 6. November 1813 während der Befreiungskriege zerstört und anschließend nicht wieder aufgebaut. Der erst seither in seinen heutigen Dimensionen existierende Domplatz diente nun u.a. als preußischer Exerzierplatz. Nördlich davon entstand die Grünanlage „Louisenthal“. Sie verschwand schließlich mit dem Bau des preußischen Landgerichtes und der dazugehörigen Haftanstalt 1878/79. Bis 1945 befand sich hier unter verschiedenen politischen Systemen der Sitz eines Landgerichtes. |
Version vom 3. Dezember 2013, 12:21 Uhr
Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße
In der Andreasstraße, Ecke Domplatz, befindet sich eine Gedenkstätte in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt von MfS und Bezirksgericht Erfurt
Kaum eine Straße in Erfurt ruft bei Bewohnern, die die DDR-Zeit bewusst erlebt haben, so deutliche Assoziationen hervor, wie die Andreasstraße. Fast vier Jahrzehnte stand sie als Sitz der Bezirksverwaltung und einer Untersuchungshaftanstalt für die „Stasi“. Als „Schild und Schwert der Partei“ bildete das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) das wichtigste Herrschaftsinstrument der SED. Von der Andreasstraße aus verbreitete es in Erfurt jenes typische Klima von Angst und Verunsicherung, auch wenn der größte Teil der Bevölkerung nicht der direkten Repression des MfS ausgesetzt war.
Über Jahrhunderte befand sich allerdings auf dem heutigen Gedenkstättengelände am Fuße des Petersberges ein Handwerker- und Händlerviertel ähnlich dem angrenzenden Andreasviertel. Dieses wurde bei der Beschießung Erfurts am 6. November 1813 während der Befreiungskriege zerstört und anschließend nicht wieder aufgebaut. Der erst seither in seinen heutigen Dimensionen existierende Domplatz diente nun u.a. als preußischer Exerzierplatz. Nördlich davon entstand die Grünanlage „Louisenthal“. Sie verschwand schließlich mit dem Bau des preußischen Landgerichtes und der dazugehörigen Haftanstalt 1878/79. Bis 1945 befand sich hier unter verschiedenen politischen Systemen der Sitz eines Landgerichtes.
Auch nach 1945 befand sich hier in der Zeit der Sowjetischen Besatzungszone bzw. frühen DDR weiterhin ein Gericht mit U-Haft. Mit der Auflösung der Länder in der DDR 1952 wurden aus dem bisherigen Land Thüringen die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl. Dementsprechend fungierte das Gerichtsgebäude nunmehr als Bezirksgericht Erfurt. Gleichzeitig bezog das MfS in dem heutigen Polizeigebäude in der Andreasstraße seine neue Bezirksverwaltung (BV). Fortan teilten sich Innenministerium bzw. Volkspolizei und MfS die dazwischen liegende Untersuchungshaftanstalt. Keller und Erdgeschoss waren der VP zugeordnet, 1. und 2. Obergeschoss dem MfS.
Ein langer und teilweise turbulenter Prozess mündete nach 1989/90 schließlich in die am 4. Dezember 2013 eröffnete Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße. Sie erinnert an Unterdrückung und Widerstand während der SED-Diktatur in Thüringen 1949-1989. Die Gedenkstätte ist zum einen den mehr als 5000 Menschen gewidmet, die hier aus politischen Gründen inhaftiert waren. Sie will aber auch in der Dauerausstellung „Haft – Diktatur – Revolution“ einen breiteren historischen Rahmen spannen. Dabei greift sie den wichtigen Umstand auf, dass am 4. Dezember 1989 in Erfurt die Freiheit symbolträchtig triumphierte: Mutige Erfurter Bürger hatten während der friedlichen Revolution mit DDR-weiter Vorbildwirkung erstmals eine Stasi-Zentrale besetzt und damit die letzte Bastion der SED-Herrschaft gestürmt.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt