Amplonius Ratingk de Berka: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Brigitte Pfeil: 1412–2012: 600 Jahre "Bibliotheca Amploniana" in Erfurt. Anmerkungen zu einem Jubiläum.''' In: [[Publikationen_des_Erfurter_Geschichtsvereins|Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt]] 74 (2013), S. 69-94.
'''Brigitte Pfeil: 1412–2012: 600 Jahre "Bibliotheca Amploniana" in Erfurt. Anmerkungen zu einem Jubiläum.''' In: [[Publikationen_des_Erfurter_Geschichtsvereins|Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt]] 74 (2013), S. 69-94.

Version vom 17. September 2013, 14:21 Uhr

Amplonius Rating de Berka

Amplonius Rating de Berka (1363/64-1435) war ein Gelehrter und Rektor der Universität Erfurt

1412 stiftete er seine berühmte Büchersammlung, die Bibliotheca Amploniana


Amplonius.jpg

Amplonius` Vorfahren stammen wohl aus Ratingen, doch war seine Familie um 1350 in Rheinberg ansässig. Sie muss wohlhabend gewesen sein, da Amplonius offenbar schon als junger Mann über größere Geldbeträge zum Ankauf von Büchern verfügte. 1385 bis 1388 studierte er an der Prager Universität. Ostern 1391 schrieb er sich an der Universität Köln ein. Dort muss er bald die Bakkalaureatsprüfung in Medizin abgelegt haben.

Ostern 1392 schrieb sich Amplonius als Magister der Artes und Bakkalaureus der Medizin in die erste Matrikel der gerade eröffneten Universität Erfurt ein. Wohl 1393 wurde er der erste Doktor der Medizin in Erfurt. Vom 1394/95 bekleidete er als Zweiter das Amt des Rektors in Erfurt. (Siehe Amplonius als Vertreter der Medizinischen Fakultät auf dem Wandbild im Rathausfestsaal.)

Wo sich Amplonius von 1395 bis 1399 aufhielt, ist bisher nicht sicher zu klären. Die ältere Literatur nahm an, dass er als Medizinprofessor an die Universität Wien berufen worden sei. Eine Äußerung seiner langjährigen Lebensgefährtin Kunigunde von Hagen legt nahe, dass Amplonius bereits um 1395 ein Kanonikat in St. Aposteln zu Köln erhielt. Daher kann man vermuten, dass er von Erfurt aus wahrscheinlich nach Köln und an die dortige Universität zurück wechselte.

1399 ist Amplonius über einen Kaufeintrag in einer seiner Handschriften zweifelsfrei wieder in Köln nachweisbar und lehrt an der medizinischen Fakultät der Universität. Noch im gleichen Jahr bekleidete er die Würde des Universitätsrektors zweimal hintereinander. Neben dem Kölner Kanonikat besaß er um 1400 weitere Kanonikate in Osnabrück, Köln und Soest. Amplonius verfügte bis zum seinem Tode 1435 über eine Kurie beim Stift St. Aposteln, die er wohl auch selbst bewohnte.

1401 trat er das Amt des Leibarztes des Kölner Erzbischofs Friedrich III. von Saarwerden an, das er bis zu dessen Tod 1414 inne hatte. Am 27. August 1401 brach Amplonius im Gefolge des Kölner Erzbischofs auf, um am Italienzug König Ruprechts I. teilzunehmen. Spätestens 1402 ging Amplonius eine feste Verbindung mit der rund 20 Jahre jüngeren Kunigunde von Hagen († nach 1440) ein. Sie stammte aus einem angesehenen Bürgergeschlecht der Stadt Herford. 1403 wurde der älteste Sohn Amplonius jun. geboren († wohl 1438). Er trug später, wie sein jüngerer Bruder Dionysius († nach 1451, eventuell um 1480), den Beinamen de Fago. Über die Lebensdaten der beiden Töchter Agnes und Helene ist nichts bekannt.

Um 1410 legte Amplonius eigenhändig einen Katalog seiner für damalige Zeiten ungeheuer großen Büchersammlung an, der Bibliotheca Amploniana. Die darin aufgeführten 633 Codices stiftet er dem von ihm 1412 zur Versorgung und Förderung von Studenten gegründeten "Collegium Porta Coeli" ("Collegium zur Himmelspforte"), auch genannt "Collegium Amplonianum" in Erfurt. Durch Schenkungen vergrößerte sich der Bibliotheksbestand bis ins 18. Jahrhundert auf über 1.200 Codices, hinzu kamen zahlreiche Drucke. Bei den Handschriften handelt es sich vor allem um theologische und medizinische Abhandlungen. Schriften zum kanonischem und römischen Recht sowie Schriften zum Trivium der Artes liberales finden sich in deutlich geringerer Zahl. Sie werden heute in der Universitätsbibliothek Erfurt aufbewahrt.

1414 nahm Amplonius als Priesterkanoniker des Kölner Doms an der Wahl des Erzbischofs Dietrich von Moers teil. Wie lange er die Würde eines Priesterkanonikers inne hatte ist unklar, doch schon 1416 war sein (ehemaliges) Domkanonikat mit einem anderen Pfründner besetzt. 1416 ist Amplonius dann erstmals als Dekan der Stiftskirche St. Victor in Mainz nachgewiesen. Dieses Amt hatte er bis 1423 inne. Gleichzeitig war er wohl Leibarzt des Mainzer Erzbischofs Johann II. von Nassau bis zu dessen Tod 1419. (Amplonius soll nach Aussage einer frühneuzeitlichen Chronik auch Leibarzt des Kaisers Sigismund gewesen sein.) 1423 ging Amplonius nach Köln zurück, wo er seinen Lebensabend verbrachte und als Leibarzt des dortigen Erzbischofs Dietrich II. von Moers nachweisbar ist. Um Ostern 1435 starb Amplonius in Köln. Dort wurde er in der Apostelkirche begraben.

In der Dauerausstellung des Stadtmuseums Erfurt hat Amplonius einen prominenten Platz bekommen, indem seine mittlerweile 600-jährige Büchersammlung Amploniana jeweils durch ein Original präsentiert wird.

(nach Angaben der UFB Erfurt/Gotha von Dr. Steffen Raßloff)


Literaturtipp:

Brigitte Pfeil: 1412–2012: 600 Jahre "Bibliotheca Amploniana" in Erfurt. Anmerkungen zu einem Jubiläum. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt 74 (2013), S. 69-94.

Thomas Bouillon und Brigitte Pfeil: Amplonius Rating de Berka und seine Büchersammlung. Bedeutung, Geschichte und zukünftige Perspektiven der Bibliotheca Amploniana. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt 70 (2009). S. 31-53.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Universität Erfurt