Königin Luise Denkmal Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:KöniginLuiseDenkmal.jpg| | [[Datei:KöniginLuiseDenkmal.jpg|300px|right]]Königin Luise von Preußen (1776-1810) – noch immer klingt in diesem Namen die Verzauberung nach, wie sie in unseren Tagen etwa eine Lady Diana in Großbritannien hervorgerufen hat. Jene schon mit 34 Jahren verstorbene Monarchin stach zum einen durch ihre Schönheit hervor. König Friedrich Wilhelm III. schenkte sie zehn Kinder und war damit zugleich so etwas wie die Mutter der Nation. Darüber hinaus bezog man auf sie Hoffnungen auf Reformen im krisengeschüttelten Preußen der napoleonischen Zeit. Ihr mutiges Auftreten gegenüber Napoleon in Tilsit 1807 machte sie zur Ikone der deutschen Nationalbewegung. Obwohl die Forschung mittlerweile jenen Mythos ein Stückweit relativiert hat, hält sich doch das Bild von der der schönen und mutigen Luise bis auf den heutigen Tag. | ||
In Erfurt hatte man seit 1802 ein besonderes Verhältnis zu Königin Luise, gelangte die Stadt doch in jenem Jahr von Kurmainz an Preußen. Im Mai 1803 präsentierte sie sich mit ihrem Gemahl erstmals während einer Erbhuldigungsreise den neuen Untertanen, wie es auf einem der Wandbilder im Rathausfestsaal zu sehen ist. Der zeitgenössische Chronist Constantin Beyer hat festgehalten, dass auch die Erfurter von der „großen herrlichen Frau“ fasziniert gewesen seien. Gut 100 Jahre später beschloss der Magistrat, ein Denkmal zu errichten. 1908 beauftragte er den Bildhauer Heinrich Steinhage, für den Eingangsbereich des 1900 eingeweihten Luisenparks eine Herme herzustellen. Als Vorbild hierfür diente eine Büste des bekannten Berliner Bildhauers Gottfried Schadow. Das 2,90 m hohe Denkmal konnte schon 1909 feierlich enthüllt werden. | In Erfurt hatte man seit 1802 ein besonderes Verhältnis zu Königin Luise, gelangte die Stadt doch in jenem Jahr von Kurmainz an Preußen. Im Mai 1803 präsentierte sie sich mit ihrem Gemahl erstmals während einer Erbhuldigungsreise den neuen Untertanen, wie es auf einem der Wandbilder im Rathausfestsaal zu sehen ist. Der zeitgenössische Chronist Constantin Beyer hat festgehalten, dass auch die Erfurter von der „großen herrlichen Frau“ fasziniert gewesen seien. Gut 100 Jahre später beschloss der Magistrat, ein Denkmal zu errichten. 1908 beauftragte er den Bildhauer Heinrich Steinhage, für den Eingangsbereich des 1900 eingeweihten Luisenparks eine Herme herzustellen. Als Vorbild hierfür diente eine Büste des bekannten Berliner Bildhauers Gottfried Schadow. Das 2,90 m hohe Denkmal konnte schon 1909 feierlich enthüllt werden. |
Version vom 5. April 2021, 13:26 Uhr
Königin Luise
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (06.07.2013)
Königin der Herzen
DENKMALE IN ERFURT (105): Im Luisenpark erinnerte einst ein Denkmal an die beliebte preußische Königin Luise.
Königin Luise von Preußen (1776-1810) – noch immer klingt in diesem Namen die Verzauberung nach, wie sie in unseren Tagen etwa eine Lady Diana in Großbritannien hervorgerufen hat. Jene schon mit 34 Jahren verstorbene Monarchin stach zum einen durch ihre Schönheit hervor. König Friedrich Wilhelm III. schenkte sie zehn Kinder und war damit zugleich so etwas wie die Mutter der Nation. Darüber hinaus bezog man auf sie Hoffnungen auf Reformen im krisengeschüttelten Preußen der napoleonischen Zeit. Ihr mutiges Auftreten gegenüber Napoleon in Tilsit 1807 machte sie zur Ikone der deutschen Nationalbewegung. Obwohl die Forschung mittlerweile jenen Mythos ein Stückweit relativiert hat, hält sich doch das Bild von der der schönen und mutigen Luise bis auf den heutigen Tag.
In Erfurt hatte man seit 1802 ein besonderes Verhältnis zu Königin Luise, gelangte die Stadt doch in jenem Jahr von Kurmainz an Preußen. Im Mai 1803 präsentierte sie sich mit ihrem Gemahl erstmals während einer Erbhuldigungsreise den neuen Untertanen, wie es auf einem der Wandbilder im Rathausfestsaal zu sehen ist. Der zeitgenössische Chronist Constantin Beyer hat festgehalten, dass auch die Erfurter von der „großen herrlichen Frau“ fasziniert gewesen seien. Gut 100 Jahre später beschloss der Magistrat, ein Denkmal zu errichten. 1908 beauftragte er den Bildhauer Heinrich Steinhage, für den Eingangsbereich des 1900 eingeweihten Luisenparks eine Herme herzustellen. Als Vorbild hierfür diente eine Büste des bekannten Berliner Bildhauers Gottfried Schadow. Das 2,90 m hohe Denkmal konnte schon 1909 feierlich enthüllt werden.
Mit dem Ende der Monarchie in Deutschland sollte für das Denkmal und seine Nachfolger eine ausgesprochene Leidenszeit einsetzen. Während der Wirren der Novemberrevolution 1918 wurde die Büste erstmals vom Sockel gestürzt. Schon 1920 kehrte sie aber wieder zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand die Büste laut Kunsthistorikerin Ruth Menzel 1947 spurlos. Zugleich ersetzte die alternative Bezeichnung Dreienbrunnenpark den Namen Luisenpark. Nach der deutschen Wiedervereinigung stiftete die Erfurterin Annemarie Meyenberg 1993 eine Nachbildung der bekannten Büste von Christian Daniel Rauch. Das mehrfach geschändete Denkmal musste aber schon kurze Zeit später vom Gartenamt in Sicherheit gebracht werden. Zwar hat es die Stadt aufgegeben, gegen den Vandalismus anzukämpfen. Der Denkmalpfleger Karsten Grobe möchte aber mit Unterstützung des Erfurter Geschichtsvereins eine jüngst wiederentdeckte gusseiserne Gedenktafel im Luisenpark anbringen, die auf die Historie des Ortes hinweist. (Foto: Stadtarchiv Erfurt)
Lesetipps:
Steffen Raßloff: Unterm mächtigen Zollernhaus. Das preußische Erfurt. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 68 f.
Steffen Raßloff: Landesbewusstsein und Geschichtsbild im preußischen Thüringen. Das Erfurter Bürgertum 1871-1918. In: Mathias Werner (Hg.): Im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik. 150 Jahre Landesgeschichtsforschung in Thüringen. Köln/Weimar/Wien 2005. S. 45-64.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Luisenpark, Erfurt und Preußen, Wandbild im Rathausfestsaal