Meister Eckhart Denkmal Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:PredigerkircheEckhart.JPG| | [[Datei:PredigerkircheEckhart.JPG|320px|right]]Als das Stadtmuseum 2003 eine Sonderausstellung über Meister Eckhart (1260-1328) präsentierte, waren sich selbst die Gestalter über deren Wirkung nicht sicher. Das Thema schien doch etwas spröde. Was hatte der mittelalterliche Mönch und Mystiker uns heute noch zu sagen? Warum sollte man seiner gedenken? Zur Überraschung und Freude des Museums wurde die Ausstellung jedoch ein überregionaler Erfolg. Auch die Erfurter kamen in Strömen. Für viele war es die Wiederentdeckung einer großen Persönlichkeit unserer Stadtgeschichte. Der bedeutende Theologe war als Novize ins hiesige Dominikanerkloster eingetreten, wo er bis zum Prior und Ordensprovinzial aufstieg. Die Ausstellung konnte wichtige Dokumente, wie Erfurter Predigten und die „Reden der Unterweisung“ Eckharts für Novizen des Predigerklosters, präsentieren. | ||
Was aber macht den Mystiker Meister Eckhart aus? Im Zentrum seiner Theologie stand der unmittelbare Zugang zu Gott, der über intensive Kontemplation zu erreichen sei. Dies war eine individuelle geistige Übung, mit der Eckhart schließlich an die Grenzen der offiziellen Theologie stieß und als Ketzer angeklagt wurde. Die Dominikaner wollten aber zugleich auch auf die Stadtbevölkerung religiös einwirken. Deshalb mussten sie als „Predigermönche“ deren Sprache sprechen und nicht das gebräuchliche Latein. Meister Eckharts Verdienst bestand darin, dass abstrakte, aus den Bereichen des Gefühls und Glaubens stammende Begriffe nun auch in der Volkssprache ausgedrückt werden konnten. Eine der herausragenden Neubildungen Eckharts ist beispielsweise das Substantiv „das Sein“. Typisch ist auch die Übertragung von konkreten Begriffen aus der Natur in den Bereich der Gedankenwelt. So wurde z.B. aus dem „Fluss“ der „göttliche Einfluss“. | Was aber macht den Mystiker Meister Eckhart aus? Im Zentrum seiner Theologie stand der unmittelbare Zugang zu Gott, der über intensive Kontemplation zu erreichen sei. Dies war eine individuelle geistige Übung, mit der Eckhart schließlich an die Grenzen der offiziellen Theologie stieß und als Ketzer angeklagt wurde. Die Dominikaner wollten aber zugleich auch auf die Stadtbevölkerung religiös einwirken. Deshalb mussten sie als „Predigermönche“ deren Sprache sprechen und nicht das gebräuchliche Latein. Meister Eckharts Verdienst bestand darin, dass abstrakte, aus den Bereichen des Gefühls und Glaubens stammende Begriffe nun auch in der Volkssprache ausgedrückt werden konnten. Eine der herausragenden Neubildungen Eckharts ist beispielsweise das Substantiv „das Sein“. Typisch ist auch die Übertragung von konkreten Begriffen aus der Natur in den Bereich der Gedankenwelt. So wurde z.B. aus dem „Fluss“ der „göttliche Einfluss“. |
Version vom 18. November 2018, 15:56 Uhr
Meister Eckhart
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (17.09.2011)
Das Licht in der Finsternis
DENKMALE IN ERFURT (11): Meister Eckhart war einer der großen Mystiker und Sprachschöpfer des Mittelalters. Hieran erinnert das Denkmal an der Predigerkirche.
Als das Stadtmuseum 2003 eine Sonderausstellung über Meister Eckhart (1260-1328) präsentierte, waren sich selbst die Gestalter über deren Wirkung nicht sicher. Das Thema schien doch etwas spröde. Was hatte der mittelalterliche Mönch und Mystiker uns heute noch zu sagen? Warum sollte man seiner gedenken? Zur Überraschung und Freude des Museums wurde die Ausstellung jedoch ein überregionaler Erfolg. Auch die Erfurter kamen in Strömen. Für viele war es die Wiederentdeckung einer großen Persönlichkeit unserer Stadtgeschichte. Der bedeutende Theologe war als Novize ins hiesige Dominikanerkloster eingetreten, wo er bis zum Prior und Ordensprovinzial aufstieg. Die Ausstellung konnte wichtige Dokumente, wie Erfurter Predigten und die „Reden der Unterweisung“ Eckharts für Novizen des Predigerklosters, präsentieren.
Was aber macht den Mystiker Meister Eckhart aus? Im Zentrum seiner Theologie stand der unmittelbare Zugang zu Gott, der über intensive Kontemplation zu erreichen sei. Dies war eine individuelle geistige Übung, mit der Eckhart schließlich an die Grenzen der offiziellen Theologie stieß und als Ketzer angeklagt wurde. Die Dominikaner wollten aber zugleich auch auf die Stadtbevölkerung religiös einwirken. Deshalb mussten sie als „Predigermönche“ deren Sprache sprechen und nicht das gebräuchliche Latein. Meister Eckharts Verdienst bestand darin, dass abstrakte, aus den Bereichen des Gefühls und Glaubens stammende Begriffe nun auch in der Volkssprache ausgedrückt werden konnten. Eine der herausragenden Neubildungen Eckharts ist beispielsweise das Substantiv „das Sein“. Typisch ist auch die Übertragung von konkreten Begriffen aus der Natur in den Bereich der Gedankenwelt. So wurde z.B. aus dem „Fluss“ der „göttliche Einfluss“.
An der langjährigen Wirkungsstätte Meister Eckharts, der Predigerkirche, erinnert seit 1999 ein außergewöhnliches Denkmal an den großen Mystiker und Sprachschöpfer. Der Bildhauer Siegfried Krepp schuf für das Seitenportal an der Predigerstraße eine Bronzeflügeltür. Sie spielt in Text und Gestaltung mit den für die Mystik typischen Metaphern Licht und Finsternis. Neben Name und Lebensdaten Eckharts wird der Bibelvers nach Johannes 1,1 zitiert: „Das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst“. Ein Glasstreifen sorgt je nach Tageszeit für Lichteinfall nach innen oder außen. Das auf der Türfläche angedeutete Labyrinth mag für den schwierigen Erkenntnisprozess und Lebensweg Eckharts stehen, der fast auf dem Scheiterhaufen geendet hätte.
Literaturtipp:
Steffen Raßloff: 100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten. Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Meister Eckhart-Rezeption in Erfurt