Bauhaus Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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Im kommenden Jahr kann neben Weimar auch Erfurt aus gutem Grund auf das Doppeljubiläum zurückblicken.
'''Im kommenden Jahr kann neben Weimar auch Erfurt aus gutem Grund auf das Doppeljubiläum zurückblicken.'''





Version vom 8. April 2018, 14:16 Uhr

100 Jahre Bauhaus und Nationalversammlung 2019

Im kommenden Jahr kann neben Weimar auch Erfurt aus gutem Grund auf das Doppeljubiläum zurückblicken.


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Vor 99 Jahren, am 12. April 1919, entstand in Weimar aus der Hochschule für bildende Kunst und der Kunstgewerbeschule das „Staatliche Bauhaus in Weimar“. Sein erster Direktor Walter Gropius machte es zur „Wiege der Moderne“, zu einem der wichtigsten Impulsgeber in Architektur, Kunst und Design. Zu den Grundideen zählte die Harmonisierung von Kunst und Handwerk im Geiste der mittelalterlichen Bauhütten sowie eine klare, funktionale Formensprache.

Weimar, Dessau und Berlin bilden die Wirkungsstätten des Bauhauses, das mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 schon wieder schließen musste. Sie markieren Gründungsort, Höhepunkt und letzte Zuflucht. An allen drei Orten soll im kommenden Jahr das 100. Jubiläum der Einrichtung groß gefeiert werden. In Weimar entsteht sogar ein modernes Bauhaus-Museum, das momentan allerdings wegen der umstrittenen Fassadengestaltung und des knappen Zeitplans eher negative Schlagzeilen macht.

Wer nun meinen sollte, dieses bedeutende Jubiläum gehe das benachbarte Erfurt nichts an, der hat weit gefehlt! Zwar bietet Weimar mit dem „Haus am Horn“ und dem Van-de-Velde-Bau zwei internationale Pilgerstätten, aber ansonsten konnte sich das Bauhaus kaum in der beschaulichen Kulturstadt durchsetzen. Die pulsierende Industriegroßstadt Erfurt dagegen erhielt zahlreiche Bauten im neuen Stil. Den Blick hierfür hat besonders der Architekt und Denkmalpfleger Dr. Mark Escherich geschärft. Auch das Stadtmuseum Erfurt widmete sich 2009 in einer großen Sonderausstellung „Außen Quadrat – Innen Biedermeier“ dem Erfurt der Bauhaus-Zeit mit ihren großen Spannungen und Widersprüchen.

Im kommenden Jahr sollte die beachtliche Reformarchitektur in unserer Stadt selbstbewusst herausgestellt werden. Sie sticht besonders bei den ambitionierten Geschäftshäusern und den Wohnungsbauprojekten der Vorstädte aus den „Goldenen Zwanzigern“ hervor. Das Hanseviertel wuchs als herausragendes Beispiel für den sozialen Wohnungsbau im Bauhaus-Stil. Im Innenstadtbereich ragt u.a. die Mitteldeutsche Landesbank am Anger (1929, heute Sparkasse) heraus (Bild: Jürgen Valdeig). Diese Bauwerke heben sich gerade am Anger deutlich von den reich geschmückten Fassaden der Gründerzeit ab.

Entscheidende Voraussetzung für den kulturellen Neuanfang, für den das Bauhaus steht, war die aus der Novemberrevolution 1918 hervorgegangene Weimarer Republik. Sie entfaltete ein freies und kreatives Kulturleben. Ihren Namen erhielt die erste deutsche Demokratie nach dem Versammlungsort der Deutschen Nationalversammlung. Während in Berlin der Bürgerkrieg tobte, trafen sich ihre Abgeordneten im beschaulichen „Ilm-Athen“ und verabschiedeten am 31. Juli 1919 die Weimarer Reichsverfassung.

Kaum jemand weiß noch, dass es stattdessen auch eine Erfurter Republik hätte geben können. Die Stadt bewarb sich wie einige andere als Austragungsort und brachte die Predigerkirche als Versammlungsstätte ins Spiel. Zeitweise in der überregionalen Presse durchaus als ernsthafter Konkurrent Weimars gehandelt, entschied sich die Reichsregierung doch für die ruhigere Goethestadt. Auch an dieses weitgehend vergessene Kapitel unserer Stadtgeschichte sollte man im kommenden Jahr neben den beachtlichen Spuren des Bauhauses und der Erfurter Künstlerin Margaretha Reichardt mit einer Ausstellung erinnern.