Thüringer Landgrafen: Unterschied zwischen den Versionen
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Zudem gab es einen glanzvollen historischen Bezugspunkt, der die Region als Einheit im kollektiven Bewusstsein fest bewahrte: die Landgrafschaft Thüringen der Ludowinger im 12. und 13. Jahrhundert. Die Ludowinger hatten als eines der mächtigsten Fürstengeschlechter des Reiches große Teile Thüringens unter ihrer Herrschaft vereint. Als vom Kaiser belehnte Landgrafen standen sie über den sonstigen Herrschern der Region und gaben ihr eine feste politische Klammer. Hiervon zeugen bis heute die prachtvoll ausgestatteten Herrschaftssitze, allen voran die Wartburg bei Eisenach, die Neuenburg bei Freyburg, die Runneburg in Weißensee und die Creuzburg, sowie als geistliches Zentrum das einstige Kloster Reinhardsbrunn bei Friedrichroda. Erst nach dem Aussterben der Ludowinger 1247 entwickelte sich Thüringen allmählich zur Kleinstaatenwelt. | Zudem gab es einen glanzvollen historischen Bezugspunkt, der die Region als Einheit im kollektiven Bewusstsein fest bewahrte: die Landgrafschaft Thüringen der Ludowinger im 12. und 13. Jahrhundert. Die Ludowinger hatten als eines der mächtigsten Fürstengeschlechter des Reiches große Teile Thüringens unter ihrer Herrschaft vereint. Als vom Kaiser belehnte Landgrafen standen sie über den sonstigen Herrschern der Region und gaben ihr eine feste politische Klammer. Hiervon zeugen bis heute die prachtvoll ausgestatteten Herrschaftssitze, allen voran die Wartburg bei Eisenach, die Neuenburg bei Freyburg, die Runneburg in Weißensee und die Creuzburg, sowie als geistliches Zentrum das einstige Kloster Reinhardsbrunn bei Friedrichroda. Erst nach dem Aussterben der Ludowinger 1247 entwickelte sich Thüringen allmählich zur Kleinstaatenwelt. |
Version vom 10. Februar 2017, 12:33 Uhr
Landgrafen von Thüringen
Das reich illustrierte Buch im handlichen Westentaschen-Format stellt die ludowingischen Landgrafen von Thüringen vor, die zu den mächtigsten Fürsten des Reiches gehörten und um die sich viele Sagen ranken.
Thüringen besitzt so wohlklingende Beinamen wie „Kernland der Reformation“, „Heimat der Bache“, „Land der Klassik“ und „Wiege der Moderne“. Das traditionsreiche Kulturland um die UNESCO-Welterbestätten Wartburg und Weimar, um die Wirkungsorte Luthers, Bachs, Goethes und des Bauhauses, war jedoch bis ins 20. Jahrhundert hinein kein einheitliches Staatsgebilde. Vielmehr ist es oft als Inbegriff deutscher Kleinstaaterei belächelt worden. Die jüngere Geschichtsschreibung hat diese negative Sicht korrigiert. Aus der Perspektive des heutigen Freistaates Thüringen überwiegt ohnehin das Positive: Fürstliche Repräsentation bescherte dem „Land der Residenzen“ prächtige Schlösser, Parks, Bibliotheken und Theater in einmaliger Dichte, machte es zum Synonym des Landes der Dichter und Denker.
Zudem gab es einen glanzvollen historischen Bezugspunkt, der die Region als Einheit im kollektiven Bewusstsein fest bewahrte: die Landgrafschaft Thüringen der Ludowinger im 12. und 13. Jahrhundert. Die Ludowinger hatten als eines der mächtigsten Fürstengeschlechter des Reiches große Teile Thüringens unter ihrer Herrschaft vereint. Als vom Kaiser belehnte Landgrafen standen sie über den sonstigen Herrschern der Region und gaben ihr eine feste politische Klammer. Hiervon zeugen bis heute die prachtvoll ausgestatteten Herrschaftssitze, allen voran die Wartburg bei Eisenach, die Neuenburg bei Freyburg, die Runneburg in Weißensee und die Creuzburg, sowie als geistliches Zentrum das einstige Kloster Reinhardsbrunn bei Friedrichroda. Erst nach dem Aussterben der Ludowinger 1247 entwickelte sich Thüringen allmählich zur Kleinstaatenwelt.
Die mittelalterliche Glanzzeit der Landgrafen fand auch in der Sagenwelt breiten Niederschlag. Die Sagen von Ludwig dem Springer, vom Bau des Klosters Reinhardsbrunn und der Wartburg, über den Schmied von Ruhla, den Sängerkrieg auf der Wartburg und die Heilige Elisabeth trugen zum historischen Gemeinschaftsbewusstsein der Thüringer wesentlich bei. Einer der wichtigsten deutschen Sagensammler war der Meininger Schriftsteller und Bibliothekar Ludwig Bechstein (1801-1860). Mit seinem mehrfach aufgelegten „Thüringer Sagenbuch“ hat er maßgeblich die Überlieferung befördert. Unter den dort mehr als 400 zusammengetragenen Sagen zählt er die Geschichten der Landgrafen „zum schönsten Poesiekranze, den das Thüringerland aufzuzeigen hat“. Die Sagen sind auch vielfach künstlerisch aufgegriffen worden. (Abb.: historisches Landgrafenwappen, Christer Sundin)
Steffen Raßloff/Lutz Gebhardt: Die Thüringer Landgrafen. Geschichte und Sagenwelt (Rhino Westentaschen-Bibliothek). Ilmenau 2017. (erscheint Sommer 2017)
Siehe auch: Geschichte Thüringens