SED Bezirksparteischule Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen
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Ihren Spitznamen verdankte die Parteischule der Anlage als vierflügeliger Komplex von klosterähnlicher Geschlossenheit. Er wird laut Escherich dominiert durch das Audimax mit dem großen Hörsaal. Sein massiger, blauer Kubus thront über dem Hauptzugang gegenüber dem heutigen Kultusministerium. Ein flacher Verbindungsgang und der rückwärtige Seminarraumflügel koppelten Halle und Mensa mit der Internats-Wohnscheibe. Der Innenhof diente als Pausenbereich. Das Ganze wurde eingebettet in eine großzügige Gartenlandschaft zwischen Steigerrand und Südpark. Hier ließ sich bis 1989 gut über die Grundlagen des Marxismus und ähnliche Themen nachdenken, zumal auch für leibliches Wohl und Freizeitgestaltung gesorgt war. | Ihren Spitznamen verdankte die Parteischule der Anlage als vierflügeliger Komplex von klosterähnlicher Geschlossenheit. Er wird laut Escherich dominiert durch das Audimax mit dem großen Hörsaal. Sein massiger, blauer Kubus thront über dem Hauptzugang gegenüber dem heutigen Kultusministerium. Ein flacher Verbindungsgang und der rückwärtige Seminarraumflügel koppelten Halle und Mensa mit der Internats-Wohnscheibe. Der Innenhof diente als Pausenbereich. Das Ganze wurde eingebettet in eine großzügige Gartenlandschaft zwischen Steigerrand und Südpark. Hier ließ sich bis 1989 gut über die Grundlagen des Marxismus und ähnliche Themen nachdenken, zumal auch für leibliches Wohl und Freizeitgestaltung gesorgt war. |
Version vom 15. November 2014, 09:40 Uhr
SED Bezirksparteischule
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (15.11.2014)
Das „rote Kloster“
DENKMALE IN ERFURT (172): Die ehemalige SED-Bezirksparteischule gehört zu den bedeutenden Baudenkmalen der DDR-Zeit.
Schaut man von erhöhter Warte über die Stadt, so fällt einem im Süden, nahe dem Stadion, eine einzelne weiße „Wohnscheibe“ auf. Bei näherer Betrachtung erweist sie sich als Teil eines größeren Schulkomplexes. Älteren Erfurtern ist noch geläufig, dass es sich hierbei um das „rote Kloster“ handelt, die ehemalige Bezirksparteischule der SED. Der 1972 eingeweihte Komplex entstand nach dem Vorbild der zwei Jahre zuvor fertiggestellten Parteischule in Rostock. Architekturhistoriker wie Mark Escherich, der sich intensiv mit Bauwerken aus der DDR-Zeit beschäftigt hat, betonen den hohen Denkmalwert des Ensembles. Sein ursprünglicher baulicher Zustand und die opulente Innenausstattung im Stil der 1970er-Jahre sind noch weitgehend erhalten. Da zudem die Mehrheit bedeutender Bauten aus der DDR-Zeit nicht mehr existiert oder überformt wurde, fand der Komplex 2008 Eingang in das Denkmalbuch des Freistaates Thüringen. Dank diverser privater Nutzungen, etwa für Vorlesungen, Veranstaltungen und als (n)ostalgisches Gästehaus, handelt es sich heute bei der „Alten Parteischule“ um ein lebendiges Denkmal.
Ihren Spitznamen verdankte die Parteischule der Anlage als vierflügeliger Komplex von klosterähnlicher Geschlossenheit. Er wird laut Escherich dominiert durch das Audimax mit dem großen Hörsaal. Sein massiger, blauer Kubus thront über dem Hauptzugang gegenüber dem heutigen Kultusministerium. Ein flacher Verbindungsgang und der rückwärtige Seminarraumflügel koppelten Halle und Mensa mit der Internats-Wohnscheibe. Der Innenhof diente als Pausenbereich. Das Ganze wurde eingebettet in eine großzügige Gartenlandschaft zwischen Steigerrand und Südpark. Hier ließ sich bis 1989 gut über die Grundlagen des Marxismus und ähnliche Themen nachdenken, zumal auch für leibliches Wohl und Freizeitgestaltung gesorgt war.
Die Verantwortlichen der SED befanden sich nach neueren Forschungen dabei in einer Zwickmühle. Zum einen wollte man nach außen hin nicht den Eindruck erwecken, die Kursteilnehmer würden als „Parteibonzen“ in Saus und Braus leben; zum anderen aber musste man auch etwas bieten, um die aus ihrem gewohnten Lebensumfeld herausgezogenen Genossen „bei Laune“ zu halten. Auch tat sich bisweilen ein Zwiespalt zwischen der Forderung nach moralisch einwandfreiem Verhalten nicht zuletzt mit Blick auf Alkohol und das andere Geschlecht sowie dem tatsächlichen, nicht immer „klösterlichen“ Alltag auf. Wie auch immer letztlich der Spagat zwischen Ideal und Wirklichkeit geglückt sein mag, die äußeren Rahmenbedingungen für die Parteischüler waren jedenfalls in Erfurt besser als in vielen anderen Bezirken.
Literaturtipp:
Steffen Raßloff: 100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten. Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt,