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DENKMALE IN ERFURT (54): Ein tempelartiges Grabmal im Brühler Garten erinnert an den preußischen Offizier und Kartografen Karl von Müffling, der Erfurt eng verbunden war. | |||
Am 19. Januar 1851 wurde auf dem Brühler Friedhof der Offizier Friedrich Karl Ferdinand Freiherr von Müffling (1775-1851) beigesetzt. Zwei Jahre später errichtete der bekannte Schinkel-Schüler Friedrich August Stüler an dieser Stelle ein klassizistisches Grabmal in Form eines dreiseitig offenen dorischen Tempels. An der Rückwand wurde eine Konsole angebracht, auf der man eine überlebensgroße Büste Müfflings platzierte. Jenes Monument spiegelt die große Verehrung, die der Verstorbene in Erfurt genoss. Schon die Beisetzungsfeierlichkeiten waren eine beeindruckende Veranstaltung mit allen militärischen Ehren. In der Erfurter Zeitung war zu lesen, dass der lange Zug zum Brühler Friedhof “unter großer Teilnahme des Publikums” erfolgte. Später machte man Müffling sogar zum Ehrenbürger und beschloss 1893, eine Straße in der entstehenden Ostvorstadt, dem „Feldherrenviertel“, nach ihm zu benennen. | |||
Wer war jener heute nur noch unter Geschichtsfreunden bekannte Militär? Freiherr von Müffling gehörte zu den angesehensten Offizieren der preußischen Armee. 1821 wurde seine Karriere mit der Ernennung zum Generalstabschef gekrönt. Große Verdienste erwarb er sich auch als Wegbereiter der modernen Kartographie. So ging die Schraffur für Höhenunterschiede auf preußischen Militärkarten als „Müffling-Schraffe“ in die Geschichte ein. Müfflings Biographie war zugleich eng mit Erfurt verbunden. Seine Laufbahn hatte 1803 als Premierleutnant im neuaufgestellten Regiment Nr. 59 von Wartensleben in Erfurt begonnen, das erst ein Jahr zuvor an Preußen gefallen war. Nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst als Generalfeldmarschall 1847 verbrachte er auch seine letzten Lebensjahre hier. Als Besitzer des Gutes Ringhofen bei Mühlberg weilte er zudem oft in Thüringen. | |||
Müfflings Grabmal erhielt 1925 durch die Anlage des Brühler Gartens auf dem ehemaligen Friedhof noch deutlicheren Denkmalcharakter. Nach 1945 teilte es jedoch das Schicksal vieler preußisch-nationaler Denkmale, die nicht mehr in das offizielle Geschichtsbild passten. Zwar wurde es nicht zerstört, fristete aber ohne die 1951 entfernte Büste über Jahrzehnte ein trauriges Schattendasein. Auch die Müfflingstraße wurde 1950 in Theo-Neubauer-Straße umbenannt. Seit dem Jahre 2000 erinnert das sanierte Grabmal mit Büste wieder an den Erfurter Ehrenbürger Müffling. Es folgten 2001 eine Gedenktafel am letzten Wohnsitz in der Regierungsstraße und 2007 die Umbenennung der Schulstraße an der Neuerbeschule in Müfflingstraße. |
Version vom 14. Juli 2012, 13:20 Uhr
Karl von Müffling
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (14.07.2012)
Offizier und Kartograf
DENKMALE IN ERFURT (54): Ein tempelartiges Grabmal im Brühler Garten erinnert an den preußischen Offizier und Kartografen Karl von Müffling, der Erfurt eng verbunden war.
Am 19. Januar 1851 wurde auf dem Brühler Friedhof der Offizier Friedrich Karl Ferdinand Freiherr von Müffling (1775-1851) beigesetzt. Zwei Jahre später errichtete der bekannte Schinkel-Schüler Friedrich August Stüler an dieser Stelle ein klassizistisches Grabmal in Form eines dreiseitig offenen dorischen Tempels. An der Rückwand wurde eine Konsole angebracht, auf der man eine überlebensgroße Büste Müfflings platzierte. Jenes Monument spiegelt die große Verehrung, die der Verstorbene in Erfurt genoss. Schon die Beisetzungsfeierlichkeiten waren eine beeindruckende Veranstaltung mit allen militärischen Ehren. In der Erfurter Zeitung war zu lesen, dass der lange Zug zum Brühler Friedhof “unter großer Teilnahme des Publikums” erfolgte. Später machte man Müffling sogar zum Ehrenbürger und beschloss 1893, eine Straße in der entstehenden Ostvorstadt, dem „Feldherrenviertel“, nach ihm zu benennen.
Wer war jener heute nur noch unter Geschichtsfreunden bekannte Militär? Freiherr von Müffling gehörte zu den angesehensten Offizieren der preußischen Armee. 1821 wurde seine Karriere mit der Ernennung zum Generalstabschef gekrönt. Große Verdienste erwarb er sich auch als Wegbereiter der modernen Kartographie. So ging die Schraffur für Höhenunterschiede auf preußischen Militärkarten als „Müffling-Schraffe“ in die Geschichte ein. Müfflings Biographie war zugleich eng mit Erfurt verbunden. Seine Laufbahn hatte 1803 als Premierleutnant im neuaufgestellten Regiment Nr. 59 von Wartensleben in Erfurt begonnen, das erst ein Jahr zuvor an Preußen gefallen war. Nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst als Generalfeldmarschall 1847 verbrachte er auch seine letzten Lebensjahre hier. Als Besitzer des Gutes Ringhofen bei Mühlberg weilte er zudem oft in Thüringen.
Müfflings Grabmal erhielt 1925 durch die Anlage des Brühler Gartens auf dem ehemaligen Friedhof noch deutlicheren Denkmalcharakter. Nach 1945 teilte es jedoch das Schicksal vieler preußisch-nationaler Denkmale, die nicht mehr in das offizielle Geschichtsbild passten. Zwar wurde es nicht zerstört, fristete aber ohne die 1951 entfernte Büste über Jahrzehnte ein trauriges Schattendasein. Auch die Müfflingstraße wurde 1950 in Theo-Neubauer-Straße umbenannt. Seit dem Jahre 2000 erinnert das sanierte Grabmal mit Büste wieder an den Erfurter Ehrenbürger Müffling. Es folgten 2001 eine Gedenktafel am letzten Wohnsitz in der Regierungsstraße und 2007 die Umbenennung der Schulstraße an der Neuerbeschule in Müfflingstraße.