Kino Weimarer Republik: Unterschied zwischen den Versionen
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Mit den Goldenen Zwanzigern verbindet man unweigerlich den Aufstieg des Kinos zum Massenphänomen, die Anfänge des Tonfilmes und stadtbildprägende Kino-Neubauten. Film-Klassiker wie “Das Kabinett des Dr. Caligari”, “Metropolis” oder “Der blaue Engel” sind nicht nur Kino-Fans noch immer ein Begriff. Die Zahl der Kinos verdoppelte sich in der Weimarer Republik, Mitte der 1920er Jahre gingen täglich ca. zwei Millionen Menschen ins Kino. Es diente dabei nicht nur Unterhaltungszwecken. Die Wochenschauen berichteten über politische, gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse. In der Schlussphase der Republik wurde das Kino auch von den Parteien im Wahlkampf genutzt. Es erfüllte damit Aufgaben, die später das Fernsehen übernehmen sollte. | Mit den Goldenen Zwanzigern verbindet man unweigerlich den Aufstieg des Kinos zum Massenphänomen, die Anfänge des Tonfilmes und stadtbildprägende Kino-Neubauten. Film-Klassiker wie “Das Kabinett des Dr. Caligari”, “Metropolis” oder “Der blaue Engel” sind nicht nur Kino-Fans noch immer ein Begriff. Die Zahl der Kinos verdoppelte sich in der Weimarer Republik, Mitte der 1920er Jahre gingen täglich ca. zwei Millionen Menschen ins Kino. Es diente dabei nicht nur Unterhaltungszwecken. Die Wochenschauen berichteten über politische, gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse. In der Schlussphase der Republik wurde das Kino auch von den Parteien im Wahlkampf genutzt. Es erfüllte damit Aufgaben, die später das Fernsehen übernehmen sollte. |
Version vom 3. Mai 2012, 13:47 Uhr
Kinos in der Weimarer Republik
Beitrag der Serie Bauhausjubiläum 2009 der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (27.12.2008)
Siegeszug des Kinos
Bauhausjubiläum 2009 (6): Das Kino wurde in den Goldenen Zwanzigern zum Massenphänomen
Die Zeit der Weimarer Republik erlebte einen stürmischen Aufschwung des Kinos. Innerhalb weniger Jahre explodierten die Besucherzahlen. Dem begegnete man auch in Erfurt mit großzügigen Kino-Neubauten wie dem Alhambra, Union-Kino und UFA-Palast.
Mit den Goldenen Zwanzigern verbindet man unweigerlich den Aufstieg des Kinos zum Massenphänomen, die Anfänge des Tonfilmes und stadtbildprägende Kino-Neubauten. Film-Klassiker wie “Das Kabinett des Dr. Caligari”, “Metropolis” oder “Der blaue Engel” sind nicht nur Kino-Fans noch immer ein Begriff. Die Zahl der Kinos verdoppelte sich in der Weimarer Republik, Mitte der 1920er Jahre gingen täglich ca. zwei Millionen Menschen ins Kino. Es diente dabei nicht nur Unterhaltungszwecken. Die Wochenschauen berichteten über politische, gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse. In der Schlussphase der Republik wurde das Kino auch von den Parteien im Wahlkampf genutzt. Es erfüllte damit Aufgaben, die später das Fernsehen übernehmen sollte.
Die Einführung des Tonfilmes 1929 gab diesem Trend einen weiteren kräftigen Schub. Schon 1932 wurden in Deutschland nur noch Tonfilme produziert. Die Zeit der Weimarer Republik hatte in kürzester Frist ein neues Massenmedium hervor gebracht, dem weitere revolutionäre Neuerungen an die Seite traten. Gab es zu Beginn der Republik noch keinen allgemeinen Rundfunkempfang, besaß 1932 bereits jeder vierte deutsche Haushalt ein Radio. Jene atemberaubenden Entwicklungen schlugen sich auch im Erfurter Stadtbild nieder. Die Beliebtheit des Kinos veranlasste die Filmgesellschaften und Betreiber zu großzügigen Neubauten. Es entstanden u.a. das Alhambra-Kino in der Johannesstraße, das Uniontheater am Ilversgehofener Platz und der UFA-Palast in der Bahnhofstraße. Die älteren Kinos genügten nicht mehr den Besucherzahlen und gestiegenen Ansprüchen des Publikums. Dennoch verschwanden sie keineswegs alle. Dem traditionsreichen “Roland-Kino” am Fischmarkt etwa blieben die Besucher treu. Es wurde erst 1979 in die heutige Kunsthalle Erfurt umgewandelt.
Die aufwändig ausgestatteten Film-Tempel der 1920er Jahre verkörperten architektonisch den modernen Bauhaus-Stil. Mit dem 1924 fertig gestellten Alhambra bekam Erfurt laut Presseberichten das “größte und vornehmste Theater Thüringens”. Das 1928 eröffnete Union-Kino erreichte als “Unne” Kultstatus im Norden der Stadt. Der UFA-Palast nahm die unteren Etagen des 1931 errichteten “Phönix-Hauses” in der Bahnhofstraße 41/44 ein. Es stellte laut Architekturführer mit seiner klaren, markanten Fassade ein “zeittypisches Bürohaus” dar.
Union-Kino und UFA-Palast werden jedoch als beispielhafte Bauhaus-Architektur dem Jubiläumsjahr 2009 in Erfurt keine Impulse mehr verleihen können. Das “Unne”, zu DDR-Zeiten als “Theater der Jugend” firmierend, wurde schon vor einigen Jahren abgerissen. Nun soll auf Investorenwunsch auch der UFA-Palast, zwischenzeitlich “Panorama-Palast-Theater”, Bagger und Abrissbirne zum Opfer fallen. Vom Alhambra, heute Sitz einer Krankenkasse, ist nur die Fassade geblieben. So verschwindet mit ihren Baudenkmalen eine wichtige Facette des kulturellen Aufbruchs und der medialen Revolution der Weimarer Republik aus dem Stadtbild.
Siehe auch: Erfurt in der Weimarer Republik