Gartenbaudynastie Benary Rassloff: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Aufstieg der preußischen Festungsstadt Erfurt zur pulsierenden Industriegroßstadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdankte sich wesentlich dem Wirken inhabergeführter Unternehmen. Aus oft kleinen Anfängen starteten sie insbesondere nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 ihre typischen „Gründerzeit“-Karrieren. In den Leitbranchen der Metall- und Textilindustrie, in der Lebensmittelindustrie mit ihren Brauereien, Malzwerken und Nudelfabriken, im Baugewerbe, Druckereiwesen, Banken-, Versicherungs- und Immobiliensektor sowie in vielen anderen Wirtschaftsbereichen setzten sie die Impulse, die die einstige Mittelaltermetropole zur modernen Großstadt machten. | |||
Zu dieser dynamischen Entwicklung, die Erfurts alte Stellung als „Metropolis Thuringiae“, als „Metropole Thüringens“ in die Moderne einer Großstadt mit 100.000 Einwohnern (1906) transformierte, haben die Gartenbauunternehmer der seinerzeit weltbekannten „Blumenstadt“ erheblich beigetragen. Zu den klangvollen Namen, wie Chrestensen, Haage, Heinemann und Schmidt, gehört auch der von Ernst Benary (1819-1893). Seine 1843 gegründete Firma für Samenzucht und -handel stieg zu einer der bedeutendsten im Weltmaßstab auf. Sie bildete trotz aller Krisen im „Zeitalter der Extreme“ (Eric Hobsbawm) seit dem Ersten Weltkrieg 1914/18 bis Anfang der 1950er-Jahre ein Rückgrat der Erfurter Wirtschaft. | Zu dieser dynamischen Entwicklung, die Erfurts alte Stellung als „Metropolis Thuringiae“, als „Metropole Thüringens“ in die Moderne einer Großstadt mit 100.000 Einwohnern (1906) transformierte, haben die Gartenbauunternehmer der seinerzeit weltbekannten „Blumenstadt“ erheblich beigetragen. Zu den klangvollen Namen, wie Chrestensen, Haage, Heinemann und Schmidt, gehört auch der von Ernst Benary (1819-1893). Seine 1843 gegründete Firma für Samenzucht und -handel stieg zu einer der bedeutendsten im Weltmaßstab auf. Sie bildete trotz aller Krisen im „Zeitalter der Extreme“ (Eric Hobsbawm) seit dem Ersten Weltkrieg 1914/18 bis Anfang der 1950er-Jahre ein Rückgrat der Erfurter Wirtschaft. | ||
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Aktuelle Version vom 14. November 2024, 08:26 Uhr
Die Gartenbaudynastie Benary
Die Gartenbaudynastie Benary war einst das Flaggschiff der Blumenstadt Erfurt und pflegte bürgerschaftliches Engagement. Ihre Geschäftsgebäude und Villen prägen das "Benary-Viertel" im Brühl.
Der Aufstieg der preußischen Festungsstadt Erfurt zur pulsierenden Industriegroßstadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdankte sich wesentlich dem Wirken inhabergeführter Unternehmen. Aus oft kleinen Anfängen starteten sie insbesondere nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 ihre typischen „Gründerzeit“-Karrieren. In den Leitbranchen der Metall- und Textilindustrie, in der Lebensmittelindustrie mit ihren Brauereien, Malzwerken und Nudelfabriken, im Baugewerbe, Druckereiwesen, Banken-, Versicherungs- und Immobiliensektor sowie in vielen anderen Wirtschaftsbereichen setzten sie die Impulse, die die einstige Mittelaltermetropole zur modernen Großstadt machten.
Zu dieser dynamischen Entwicklung, die Erfurts alte Stellung als „Metropolis Thuringiae“, als „Metropole Thüringens“ in die Moderne einer Großstadt mit 100.000 Einwohnern (1906) transformierte, haben die Gartenbauunternehmer der seinerzeit weltbekannten „Blumenstadt“ erheblich beigetragen. Zu den klangvollen Namen, wie Chrestensen, Haage, Heinemann und Schmidt, gehört auch der von Ernst Benary (1819-1893). Seine 1843 gegründete Firma für Samenzucht und -handel stieg zu einer der bedeutendsten im Weltmaßstab auf. Sie bildete trotz aller Krisen im „Zeitalter der Extreme“ (Eric Hobsbawm) seit dem Ersten Weltkrieg 1914/18 bis Anfang der 1950er-Jahre ein Rückgrat der Erfurter Wirtschaft.
Das südwestliche Brühl wird bis heute von den Wirtschaftsgebäuden und Villen der Inhabergenerationen geprägt, die parallel zu ihren neuen Nutzungen auch als historische Erinnerungsorte gelten dürfen. Neben diesen Zeugen eines ausgeprägten Unternehmergeistes steht der Name Benary aber auch für den gemeinnützigen Bürgersinn jener Epoche. Nicht nur eine arbeitnehmerfreundliche Haltung war für die Gartenbaudynastie charakteristisch, sondern auch vielfältiges Engagement für die Allgemeinheit. Nachhaltiges Symbol hierfür ist der Benaryplatz, den Ernst Benary 1893 testamentarisch der Stadt als Grünfläche übertrug. Der nahe Luisenpark wiederum verdankt sich der Initiative von Benarys Sohn John Benary. An diese Traditionen erinnert mit der vorliegenden Publikation auf Initiative von Torsten Pfeifer die Treuenburg Group, seit 2021 in der Benary-Villa am Gothaer Platz ansässig.
Steffen Raßloff: Die Gartenbaudynastie Benary. Unternehmergeist und Bürgersinn in der Blumenstadt Erfurt. Erfurt 2022 (Treuenburg).
Siehe auch: Blumenstadt Erfurt, Erfurter Gartenbauunternehmen, Geschichte der Stadt Erfurt
Thüringer Allgemeine 22.06.2022, DEGA Gartenbau 07/2022 (zum Lesen anklicken)