Opfermoor Oberdorla Germanen Thueringen: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:Opfermoor.jpg| | [[Datei:Opfermoor.jpg|390px|rechts]]In der Eisenzeit wurde Südthüringen von den Kelten bewohnt, die mit der Steinsburg bei Römhild ein beachtliches Kulturdenkmal hinterließen. Zugleich lebten nördlich hiervon bereits Germanen. Von ihnen zeugt unter anderem die Funkenburg bei Westgreußen, die bisher einzige komplett erforschte und 1999 rekonstruierte germanische Wehrsiedlung. In den letzten Jahrzehnten v. Chr. kam es mit dem Vordringen von Elbgermanen aus dem Raum Altmark und Harz zu einem einschneidenden Wandel. Fortan gehörte ganz Thüringen zum germanischen Siedlungsraum. | ||
Die ersten Bewohner, für die ein Stammesname bekannt ist, könnten die elbgermanischen Hermunduren gewesen sein. Sie galten lange als Vorfahren der Thüringer. Dies wird von der jüngeren Forschung allerdings mit Blick auf die sehr spärlichen Schriftquellen kritisch hinterfragt. Wenn auch ihre Ansiedlung in Thüringen also nicht unstrittig ist, so stiegen die Hermunduren im ersten Jahrhundert n. Chr. doch zu einer führenden Macht unter den Germanenstämmen des Elbe-Saale-Raumes auf. | Die ersten Bewohner, für die ein Stammesname bekannt ist, könnten die elbgermanischen Hermunduren gewesen sein. Sie galten lange als Vorfahren der Thüringer. Dies wird von der jüngeren Forschung allerdings mit Blick auf die sehr spärlichen Schriftquellen kritisch hinterfragt. Wenn auch ihre Ansiedlung in Thüringen also nicht unstrittig ist, so stiegen die Hermunduren im ersten Jahrhundert n. Chr. doch zu einer führenden Macht unter den Germanenstämmen des Elbe-Saale-Raumes auf. |
Aktuelle Version vom 26. Mai 2023, 10:19 Uhr
Germanisches Opfermoor Niederdorla
Die Germanen besiedelten seit der Zeitenwende ganz Thüringen. Erster namentlich bekannter Stamm waren die mächtigen Hermunduren. Von den religiösen Vorstellungen unserer germanischen Vorfahren kündet besonders das Opfermoor Niederdorla bei Mühlhausen.
In der Eisenzeit wurde Südthüringen von den Kelten bewohnt, die mit der Steinsburg bei Römhild ein beachtliches Kulturdenkmal hinterließen. Zugleich lebten nördlich hiervon bereits Germanen. Von ihnen zeugt unter anderem die Funkenburg bei Westgreußen, die bisher einzige komplett erforschte und 1999 rekonstruierte germanische Wehrsiedlung. In den letzten Jahrzehnten v. Chr. kam es mit dem Vordringen von Elbgermanen aus dem Raum Altmark und Harz zu einem einschneidenden Wandel. Fortan gehörte ganz Thüringen zum germanischen Siedlungsraum.
Die ersten Bewohner, für die ein Stammesname bekannt ist, könnten die elbgermanischen Hermunduren gewesen sein. Sie galten lange als Vorfahren der Thüringer. Dies wird von der jüngeren Forschung allerdings mit Blick auf die sehr spärlichen Schriftquellen kritisch hinterfragt. Wenn auch ihre Ansiedlung in Thüringen also nicht unstrittig ist, so stiegen die Hermunduren im ersten Jahrhundert n. Chr. doch zu einer führenden Macht unter den Germanenstämmen des Elbe-Saale-Raumes auf.
In Folge der Schlacht im Teutoburger Wald 9 n. Chr. kam es nicht zu einer Unterwerfung Mitteldeutschlands durch die Römer. Ihre Kriegszüge blieben so die einzigen unmittelbaren militärischen Kontakte. Dennoch gab es enge Verbindungen zu den Hermunduren. Der römische Autor Tacitus schreibt in seiner „Germania“ (98 n. Chr.), dass diese „den Römern treu ergeben“ seien. Dies meint aber wohl eher gegenseitige Unterstützung im Kampf gegen andere Germanenstämme. Auch in der kulturellen Überlieferung zeigt sich die Nähe der Hermunduren zu Rom. Im Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens in Weimar sind zahlreiche archäologische Funde mit wertvollen römischen Gefäßen, Schmuck und Münzen, aber auch fortschrittliche Technologien in Handwerk und Landwirtschaft zu bestaunen. Dort erhellen einige Schlaglichter auch die germanische Götterwelt.
Wichtigster Fundort ist das vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 6. Jahrhundert n. Chr. genutzte Opfermoor zwischen Nieder- und Oberdorla nahe Mühlhausen. Jene Kultstätte mit eingehegten Heiligtümern und Kultsee hat neben zahlreichen Opfergaben auch Idole (Götterfiguren) in Form von geschnitzten Pfählen oder Astgabeln überliefert. Diese können germanischen Göttern wie Wodan oder Freyr, aber auch von den Römern übernommenen Gottheiten wie der Jagdgöttin Diana zugeordnete werden. Mit den Sach- und Tieropfern suchte man die Götter gnädig zu stimmen, in der Frühzeit der Anlage kam es sogar zu Menschenopfern. Im Weimarer Museum, in der Ausstellung Opfermoor Vogtei in Niederdorla und rund um den als Freilichtmuseum erschlossenen Kultsee wird hierüber informiert. Es gibt vor Ort zahlreiche Aktivitäten von einer rekonstruierten Siedlung bis hin zum Germanenfest und Römermarkt. So bleibt jenes historische Highlight aus der frühen Landesgeschichte lebendig. Es lohnt also ein Abstecher zum geografischen Mittelpunkt Deutschlands, auf den unmittelbar neben dem Opfersee ein Gedenkstein hinweist. (Foto: Drekamu)
Steffen Raßloff: Diana von Oberdorla. Das germanische Opfermoor von Oberdorla. In: Thüringen. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2018 (3. Auflage 2022). S. 14 f.
Siehe auch: Geschichte Thüringens, Opfermoor Vogtei