Gartenbaudynastie Benary Rassloff: Unterschied zwischen den Versionen

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= Die Gartenbaudynastie Benary =
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'''Die Gartenbaudynastie Benary war das Flaggschiff der Blumenstadt Erfurt und pflegte ein vielfältiges bürgerschaftliches Engagement. Ihre Geschäftsgebäude und Villen prägen bis heute das "Benary-Viertel" im Brühl.'''
[[Datei:Benary-Cover-22.png|350px|right]]'''Die Gartenbaudynastie Benary war einst das Flaggschiff der Blumenstadt Erfurt und pflegte bürgerschaftliches Engagement. Ihre Geschäftsgebäude und Villen prägen das "Benary-Viertel" im Brühl.'''


    
    
[[Datei:CoverSchluesselmomente2.jpg|310px|right]]Der Aufstieg der preußischen Festungsstadt Erfurt zur pulsierenden Industriegroßstadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdankte sich wesentlich dem Wirken inhabergeführter Unternehmen. Aus oft kleinen Anfängen starteten sie insbesondere nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 ihre typischen „Gründerzeit“-Karrieren. In den Leitbranchen der Metall- und Textilindustrie, in der Lebensmittelindustrie mit ihren Brauereien, Malzwerken und Nudelfabriken, im Baugewerbe, Druckereiwesen, Banken-, Versicherungs- und Immobiliensektor sowie in vielen anderen Wirtschaftsbereichen setzten sie die Impulse, die die einstige Mittelaltermetropole zur modernen Großstadt machten.  
Der Aufstieg der preußischen Festungsstadt Erfurt zur pulsierenden Industriegroßstadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdankte sich wesentlich dem Wirken inhabergeführter Unternehmen. Aus oft kleinen Anfängen starteten sie insbesondere nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 ihre typischen „Gründerzeit“-Karrieren. In den Leitbranchen der Metall- und Textilindustrie, in der Lebensmittelindustrie mit ihren Brauereien, Malzwerken und Nudelfabriken, im Baugewerbe, Druckereiwesen, Banken-, Versicherungs- und Immobiliensektor sowie in vielen anderen Wirtschaftsbereichen setzten sie die Impulse, die die einstige Mittelaltermetropole zur modernen Großstadt machten.


Mit spürbarem Stolz konnte Oberbürgermeister Hermann Schmidt vor der Stadtverordnetenversammlung im Rathaus verkünden, dass mit dem Fleischermeistersohn Wilhelm Mund am 22. Mai 1906 der einhunderttausendste Erfurter das Licht der Welt erblickt habe und „die Stadt Erfurt Großstadt geworden ist (lebhaftes Bravo!)“. Bis heute wird das Stadtbild vom „Gründerzeitgürtel“ rund um die Altstadt mit seinen Wohn- und Gewerbebauten mit den zeittypischen Klinkerfassaden und den prächtigen parkumsäumten Villen des Großbürgertums geprägt.
Zu dieser dynamischen Entwicklung, die Erfurts alte Stellung als „Metropolis Thuringiae“, als „Metropole Thüringens“ in die Moderne einer Großstadt mit 100.000 Einwohnern (1906) transformierte, haben die Gartenbauunternehmer der seinerzeit weltbekannten „Blumenstadt“ erheblich beigetragen. Zu den klangvollen Namen, wie Chrestensen, Haage, Heinemann und Schmidt, gehört auch der von Ernst Benary (1819-1893). Seine 1843 gegründete Firma für Samenzucht und -handel stieg zu einer der bedeutendsten im Weltmaßstab auf. Sie bildete trotz aller Krisen im „Zeitalter der Extreme“ (Eric Hobsbawm) seit dem Ersten Weltkrieg 1914/18 bis Anfang der 1950er-Jahre ein Rückgrat der Erfurter Wirtschaft.


Zu dieser dynamischen Entwicklung, die Erfurts alte Stellung als „Metropolis Thuringiae“, als „Metropole Thüringens“ in die Moderne transformierte, haben die Gartenbauunternehmer der seinerzeit weltbekannten „Blumenstadt“ erheblich beigetragen. Zu den klangvollen Namen, wie Chrestensen, Haage, Heinemann und Schmidt, gehört auch der von Ernst Benary (1819-1893). Seine 1843 gegründete Firma für Samenzucht und -handel stieg zu einer der bedeutendsten im Weltmaßstab auf. Sie bildete trotz aller Krisen im „Zeitalter der Extreme“ (Eric Hobsbawm) seit dem Ersten Weltkrieg 1914/18 bis Anfang der 1950er-Jahre ein Rückgrat der Erfurter Wirtschaft.
Das südwestliche Brühl wird bis heute von den Wirtschaftsgebäuden und Villen der Inhabergenerationen geprägt, die parallel zu ihren neuen Nutzungen auch als historische Erinnerungsorte gelten dürfen. Neben diesen Zeugen eines ausgeprägten Unternehmergeistes steht der Name Benary aber auch für den gemeinnützigen Bürgersinn jener Epoche. Nicht nur eine arbeitnehmerfreundliche Haltung war für die Gartenbaudynastie charakteristisch, sondern auch vielfältiges Engagement für die Allgemeinheit. Nachhaltiges Symbol hierfür ist der Benaryplatz, den Ernst Benary 1893 testamentarisch der Stadt als Grünfläche übertrug. Der nahe Luisenpark wiederum verdankt sich der Initiative von Benarys Sohn John Benary. An diese Traditionen erinnert mit der vorliegenden Publikation auf Initiative von Torsten Pfeifer die Treuenburg Group, seit 2021 in der Benary-Villa am Gothaer Platz ansässig.


Das südwestliche Brühl wird bis heute von den Wirtschaftsgebäuden und Villen der Inhabergenerationen geprägt, die parallel zu ihren neuen Nutzungen auch als historische Erinnerungsorte gelten dürfen. Neben diesen Zeugen eines ausgeprägten Unternehmergeistes steht der Name Benary aber auch für den gemeinnützigen Bürgersinn jener Epoche. Nicht nur eine arbeitnehmerfreundliche Haltung war für die Gartenbaudynastie charakteristisch, sondern auch vielfältiges Engagement für die Allgemeinheit. Nachhaltiges Symbol hierfür ist der Benaryplatz, den Ernst Benary 1893 testamentarisch der Stadt als Grünfläche übertrug. Der nahe Luisenpark wiederum verdankt sich der Initiative von Benarys Sohn John Benary.  
'''[[Steffen Rassloff|Steffen Raßloff]]: Die Gartenbaudynastie Benary. Unternehmergeist und Bürgersinn in der Blumenstadt Erfurt'''. Erfurt 2022 ([https://www.treuenburg.de/news/chronik-der-familie-benary/ Treuenburg]).
Die Bedeutung des Gartenbaus in Erfurt hat sich auch in einer Reihe von Publikationen und Ausstellungen niedergeschlagen. Zu ersten wissenschaftlichen Untersuchungen aus dem frühen 20. Jahrhundert traten vor allem in jüngerer Vergangenheit wegweisende Studien. Die Geschichte des Unternehmens Benary als eines der „großen Fünf“ der Branche nimmt dabei breiten Raum ein. So zeichnet Eberhard Czekalla im von Martin Baumann und Steffen Raßloff herausgegebenen Sammelband „Blumenstadt Erfurt. Waid – Gartenbau – iga/egapark“, erschienen anlässlich des 50. Jubiläums des egaparks 2011, die Firmengeschichte nach.  


Einen erneuten Höhepunkt erreichte die historische Erinnerungskultur mit der Bundesgartenschau in Erfurt 2021. Im Deutschen Gartenbaumuseum im egapark präsentierte der Verein der Buga-Freunde unter Federführung von Wolf-Dieter Blüthner eine Sonderausstellung „Kultiviert – Ein Jahrtausend Gartenbau in Erfurt“, woran die entsprechende Begleitbroschüre mit einem Kapitel zu Benary erinnert. An authentischem Ort im Schaudepot Benaryspeicher zeigten ebenfalls im Buga-Jahr die Zentralen Restaurierungswerkstätten der Stadt Erfurt die von Karin Kosicki kuratierte Schau „Die Söhne des Löwen – Die Familie Benary und die Samenzucht in Erfurt“. Hierbei konnten auch neue Erkenntnisse etwa zu den engen Verbindungen der Benarys zur Forschung auf dem Gebiet der Genetik präsentiert werden. Auf den Schultern solcher verdienstvoller Arbeiten sowie auf eigenen Forschungen des Autors fußt vorliegende Publikation.     


Siehe auch: '''[[Blumenstadt Erfurt]]''', '''[[Blumenstadt_Erfurt_-_Gartenbauunternehmen|Erfurter Gartenbauunternehmen]]''', '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]'''


'''[[Steffen Raßloff]]: Die Gartenbaudynastie Benary. Unternehmergeist und Bürgersinn in der Blumenstadt Erfurt'''. Erfurt 2022.


'''Thüringer Allgemeine''' 22.06.2022, '''DEGA Gartenbau''' 07/2022 (zum Lesen anklicken)


Siehe auch: '''[[Geschichte Thüringens]]'''
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Aktuelle Version vom 14. November 2024, 08:26 Uhr

Die Gartenbaudynastie Benary

Benary-Cover-22.png

Die Gartenbaudynastie Benary war einst das Flaggschiff der Blumenstadt Erfurt und pflegte bürgerschaftliches Engagement. Ihre Geschäftsgebäude und Villen prägen das "Benary-Viertel" im Brühl.


Der Aufstieg der preußischen Festungsstadt Erfurt zur pulsierenden Industriegroßstadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdankte sich wesentlich dem Wirken inhabergeführter Unternehmen. Aus oft kleinen Anfängen starteten sie insbesondere nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 ihre typischen „Gründerzeit“-Karrieren. In den Leitbranchen der Metall- und Textilindustrie, in der Lebensmittelindustrie mit ihren Brauereien, Malzwerken und Nudelfabriken, im Baugewerbe, Druckereiwesen, Banken-, Versicherungs- und Immobiliensektor sowie in vielen anderen Wirtschaftsbereichen setzten sie die Impulse, die die einstige Mittelaltermetropole zur modernen Großstadt machten.

Zu dieser dynamischen Entwicklung, die Erfurts alte Stellung als „Metropolis Thuringiae“, als „Metropole Thüringens“ in die Moderne einer Großstadt mit 100.000 Einwohnern (1906) transformierte, haben die Gartenbauunternehmer der seinerzeit weltbekannten „Blumenstadt“ erheblich beigetragen. Zu den klangvollen Namen, wie Chrestensen, Haage, Heinemann und Schmidt, gehört auch der von Ernst Benary (1819-1893). Seine 1843 gegründete Firma für Samenzucht und -handel stieg zu einer der bedeutendsten im Weltmaßstab auf. Sie bildete trotz aller Krisen im „Zeitalter der Extreme“ (Eric Hobsbawm) seit dem Ersten Weltkrieg 1914/18 bis Anfang der 1950er-Jahre ein Rückgrat der Erfurter Wirtschaft.

Das südwestliche Brühl wird bis heute von den Wirtschaftsgebäuden und Villen der Inhabergenerationen geprägt, die parallel zu ihren neuen Nutzungen auch als historische Erinnerungsorte gelten dürfen. Neben diesen Zeugen eines ausgeprägten Unternehmergeistes steht der Name Benary aber auch für den gemeinnützigen Bürgersinn jener Epoche. Nicht nur eine arbeitnehmerfreundliche Haltung war für die Gartenbaudynastie charakteristisch, sondern auch vielfältiges Engagement für die Allgemeinheit. Nachhaltiges Symbol hierfür ist der Benaryplatz, den Ernst Benary 1893 testamentarisch der Stadt als Grünfläche übertrug. Der nahe Luisenpark wiederum verdankt sich der Initiative von Benarys Sohn John Benary. An diese Traditionen erinnert mit der vorliegenden Publikation auf Initiative von Torsten Pfeifer die Treuenburg Group, seit 2021 in der Benary-Villa am Gothaer Platz ansässig.

Steffen Raßloff: Die Gartenbaudynastie Benary. Unternehmergeist und Bürgersinn in der Blumenstadt Erfurt. Erfurt 2022 (Treuenburg).


Siehe auch: Blumenstadt Erfurt, Erfurter Gartenbauunternehmen, Geschichte der Stadt Erfurt


Thüringer Allgemeine 22.06.2022, DEGA Gartenbau 07/2022 (zum Lesen anklicken)

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