Königliches Salzbergwerk Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen
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Die heute leider größtenteils leer stehenden Gebäude und Anlagen bilden ein wichtiges Denkmal der Industrialisierung Erfurts. An die ehemalige Salzgewinnung erinnern auch Straßen-, Flur- und Siedlungsnamen, wie Salzstraße, Salinenstraße, Hinter der Saline, Salinesiedlung und Salinengraben. Dass die vor knapp 100 Jahren beendete Erfurter Bergbaugeschichte nicht in Vergessenheit gerät, dafür sorgt zudem der Bergmannsverein „Otto Ludwig Krug von Nidda“ Erfurt. Dem 1996 gegründeten Verein gehören Bergbauingenieure, Bergmaschineningenieure, Geotechniker und Geologen an, Sitz ist das ehemalige Gebäude des KALI-Kombinates in der Arnstädter Straße. Als Namensgeber wurde, wie Vereinsvorsitzender Reinhard Birle erklärt, der Geheime Oberbergrat Krug von Nidda gewählt. Jener stand ab 1860 an der Spitze des preußischen Montanwesens und hat sich Verdienste um die Errichtung des Salzbergwerkes in Erfurt erworben. | Die heute leider größtenteils leer stehenden Gebäude und Anlagen bilden ein wichtiges Denkmal der Industrialisierung Erfurts. An die ehemalige Salzgewinnung erinnern auch Straßen-, Flur- und Siedlungsnamen, wie Salzstraße, Salinenstraße, Hinter der Saline, Salinesiedlung und Salinengraben. Dass die vor knapp 100 Jahren beendete Erfurter Bergbaugeschichte nicht in Vergessenheit gerät, dafür sorgt zudem der Bergmannsverein „Otto Ludwig Krug von Nidda“ Erfurt. Dem 1996 gegründeten Verein gehören Bergbauingenieure, Bergmaschineningenieure, Geotechniker und Geologen an, Sitz ist das ehemalige Gebäude des KALI-Kombinates in der Arnstädter Straße. Als Namensgeber wurde, wie Vereinsvorsitzender Reinhard Birle erklärt, der Geheime Oberbergrat Krug von Nidda gewählt. Jener stand ab 1860 an der Spitze des preußischen Montanwesens und hat sich Verdienste um die Errichtung des Salzbergwerkes in Erfurt erworben. |
Aktuelle Version vom 14. April 2023, 06:40 Uhr
Königliches Salzbergwerk Erfurt
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (19.07.2014)
Glück auf!
DENKMALE IN ERFURT (158): Bis 1916 war Erfurt mit dem Salzbergwerk in Ilversgehofen auch eine Bergbaustadt.
So manchem Erfurter ist es gar nicht bewusst, dass er in einer ehemaligen Bergbaustadt wohnt. Das einstige Königliche Salzbergwerk nordöstlich von Ilversgehofen erinnert mit seinem markanten Schachtturm an dieses Kapitel Erfurter Wirtschaftsgeschichte. Zunächst von einer Privatinitiative ausgehend, ordnete 1856 der Königlich-Preußische Salinenfiskus die Errichtung eines Steinsalzwerkes bei Erfurt an. 1857 wurden die ersten Schächte geteuft – für Bergleute das Geburtsdatum eines Bergwerkes. Von 1863 bis zur Stilllegung aus wirtschaftlichen Gründen 1916 wurden ca. eine Million Tonnen Steinsalz und etwas Anhydrit gefördert. Das Hohlraumvolumen betrug am Ende eine halbe Million Quadratmeter. Nach der Schließung erfolgten Sicherungs- und Verwahrmaßnahmen. Die oberirdischen Anlagen wurden für verschiedene Zwecke weiter genutzt, etwa als Lagerraum.
Die heute leider größtenteils leer stehenden Gebäude und Anlagen bilden ein wichtiges Denkmal der Industrialisierung Erfurts. An die ehemalige Salzgewinnung erinnern auch Straßen-, Flur- und Siedlungsnamen, wie Salzstraße, Salinenstraße, Hinter der Saline, Salinesiedlung und Salinengraben. Dass die vor knapp 100 Jahren beendete Erfurter Bergbaugeschichte nicht in Vergessenheit gerät, dafür sorgt zudem der Bergmannsverein „Otto Ludwig Krug von Nidda“ Erfurt. Dem 1996 gegründeten Verein gehören Bergbauingenieure, Bergmaschineningenieure, Geotechniker und Geologen an, Sitz ist das ehemalige Gebäude des KALI-Kombinates in der Arnstädter Straße. Als Namensgeber wurde, wie Vereinsvorsitzender Reinhard Birle erklärt, der Geheime Oberbergrat Krug von Nidda gewählt. Jener stand ab 1860 an der Spitze des preußischen Montanwesens und hat sich Verdienste um die Errichtung des Salzbergwerkes in Erfurt erworben.
Der Bergmannsverein entfaltet beachtliche öffentlichkeitswirksame Aktivitäten. Am 24. April 2007 beging er als einen der Höhepunkte ein Festsymposium im Rathausfestsaal anlässlich des 150. Gründungsjubiläums des Erfurter Salzbergwerkes. Hierbei konnte auch die Publikation „Das Königliche Salzwerk zu Erfurt 1857-1916“ der Öffentlichkeit präsentiert werden. Auf 216 reich illustrierten Seiten geben Heinrich Bartl und Wolfgang Grünemeier, anerkannte Forscher auf dem Gebiet der Montangeschichte, erstmals einen umfassenden Überblick über die Geschichte des Bergwerkes. Nicht zuletzt schärft diese Publikation das Bewusstsein für das bedeutende technische Denkmal, für das leider noch keine zukunftsweisende Lösung gefunden wurde. Insbesondere der Malakoff-Turm über dem einstigen Schacht I gilt als der letzte dieses Typus im deutschen Salzbergbau und sollte auf jeden Fall erhalten bleiben. (Foto: Stadtarchiv Erfurt, Bergwerk um 1900)
Lesetipps:
Steffen Raßloff: Moderne Zeiten. Die Industriegroßstadt Erfurt. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 78 f.
Heinrich Bartl und Wolfgang Grünemeier: Das Königliche Salzwerk zu Erfurt 1857-1916. Erfurt 2007.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Ilversgehofen, Bergmannsverein "Otto Ludwig Krug von Nidda"