Universitätsgesellschaft Eburger: Unterschied zwischen den Versionen

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'''[[Steffen Raßloff]]: 25 Jahre Universitätsgesellschaft Erfurt.''' In: Der Eburger. Clubzeitung des Studentenzentrums Engelsburg 2 (2012). S. 6.
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Aktuelle Version vom 1. Oktober 2022, 09:20 Uhr

25 Jahre Universitätsgesellschaft Erfurt

Der Initiator der Universitätswiedergründung von 1994 ist ein langjähriger enger Partner des Studentenzentrums Eburg.


Bohlenstube.jpg

Erfurt besitzt mit dem päpstlichen Privileg von 1379 die älteste Universität im heutigen Deutschland. Lange war sie der große Stolz der Bürgerschaft, die ihre Gründung betrieben hatte. 1816 schloss jedoch der neue Landesherr Preußen die traditionsreiche Alma mater Erfordensis. Dies ließ die Erfurter aber nie wirklich ruhen. Mitte der 1980er Jahre kamen sogar visionäre Gedanken auf. Der Arzt Dr. Aribert W. J. Spiegler hatte die Idee, die Universität Erfurt wiederzugründen und das 1945 zerstörte Collegium maius, ihr einstiges Hauptgebäude, wieder aufzubauen. Diese beiden Hauptziele der heutigen Universitätsgesellschaft sind in einem Schreiben Spieglers an den Kulturbund vom 2. Januar 1987 erstmals festgehalten worden.

Hieraus erwuchs am 15. Oktober 1987 eine Interessengemeinschaft, die viele Bürger und Institutionen für sich gewinnen konnte. Mit viel Einfallsreichtum warb man für die genannten Ziele. Mit der friedlichen Revolution 1989 rückte ihre Realisierung in greifbare Nähe. Ein Gründungsaufruf vom 9. März 1990 wurde von der Stadt Erfurt unter dem neuen Oberbürgermeister Manfred O. Ruge nachhaltig unterstützt. Die Ergebnisse sind bekannt: 1994 wurde die Universität Erfurt wiedergegründet. Das Collegium maius konnte 2011 als Verwaltungssitz der Evangelischen Kirche eingeweiht werden.

Aus Sicht der Universitätsgesellschaft könnte man also von einer Erfolgsgeschichte sprechen. Allerdings sind nicht alle Blütenträume zur vollen Reife gelangt. So fühlte man sich aus dem Gründungsprozess der Universität heraus gedrängt. Auch die Abwicklung der Medizinischen Akademie 1993 sorgte für viel Frust. Für das Collegium maius war eine Nutzung durch die Universität angestrebt worden. Trotz allem kann man aber stolz sein, als eine der wenigen Bürgerbewegungen der späten DDR und Wende-Zeit seine Ziele erreicht zu haben. Im Rückblick auf die vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte rückt immer wieder auch die Engelsburg ins Bild. Als einer der wichtigsten historischen Erinnerungsorte der Alten Universität war der 1968 gegründete Studentenclub, das heutige Studentenzentrum Engelsburg, quasi ein natürlicher Verbündeter. Die 1988 erstmals von der Universitätsgesellschaft veranstalteten Tage der Alten Universität etwa sind als heutiges Hochschulstraßenfest zur festen Tradition geworden, die wesentlich von der Eburg mit gestemmt wird.

Natürlich gab es in der 1990er Jahren auch eine der Gedenktafeln der Universitätsgesellschaft, die alle wichtigen Orte der Alten Universität im „lateinischen Viertel“ markieren. Als sich für die Bronzetafel wegen der gestiegenen Rohstoffpreise über Nacht ein neuer Eigentümer fand, wurde 2010 eine neue Tafel angebracht. Die Initiative hierfür ging vom Präsidenten der Gesellschaft, Dr. Anselm Räder, und dem Leiter des Studentenzentrums Markus Hirche aus, der ebenfalls zum Vorstand der Gesellschaft gehört. Viele andere Projekte konnten in vertrauensvoller Partnerschaft realisiert werden. Die Verbundenheit von Universitätsgesellschaft und Engelsburg hat sich zuletzt in der Initiative für die Sanierung der historischen Bohlenstube gezeigt. Hierfür sollten auch Gelder eingesetzt werden, die eigentlich für den Wiederaufbau des Collegium maius, des alten Universitätshauptgebäudes, gedacht waren. Mit dem Verkauf des Collegiums durch die Stadt an die Evangelische Kirche 2009 hatte sich jedoch wie erwähnt dieses Ursprungsziel der Gesellschaft erledigt.

Mit der Engelsburg fand man ein wahrhaft würdiges Nachfolgeobjekt. Denn die Eburg hatte ihre kulturgeschichtlich bedeutsamste Zeit als Sitz des Humanisten und „Poeten-Königs“ Helius Eobanus Hessus in den Jahren um 1520 erlebt. Diesem Kreis entsprangen auch die berühmten „Dunkelmännerbriefe“, die treffendste Satire auf mittelalterliche Scholastik und ungebildete Geistlichkeit. Allerdings fanden die Humanistentreffen wohl nach neueren Forschungen nicht in der heutigen Holzstube mit ihrem Erker zur Kirchhofsgasse statt (Foto: Studentenzentrum Engelsburg), sondern in dem 1952 abgerissenen Hauptgebäude „Zur Engelsburg“ an der Allerheiligenstraße. Auch wenn also die Legende vom „Humanistenerker“ widerlegt scheint, zählen die Gebäude der heutigen „Engelsburg“ natürlich weiterhin „zu den historisch bedeutendsten Profanbauten Erfurts“ (Christian Misch). Das Anwesen behält seine Aura als Humanistenstätte mit enger Bindung an die Universität. Die am 11. September 2011 feierlich übergebene Bohlenstube vermittelt einen Eindruck, wie der lebensfrohe Kreis um Hessus in unmittelbarer Nachbarschaft tafelte. So ist es für die Universitätsgesellschaft eine große Freude, u.a. ihre Vorstandssitzungen in diesem Raum abhalten zu können. Als Dankeschön hierfür ließ sie eine Informationstafel für den Vorraum anfertigen, die die Themen „Der Erfurter Humanistenkreis und die ´Dunkelmännerbriefe´“ und „Die Bohlenstube im Haus ´Zum schwarzen Ross´“ erläutert (Gestaltung: Dr. Steffen Raßloff und Ulrich Spannaus).


Steffen Raßloff: 25 Jahre Universitätsgesellschaft Erfurt. In: Der Eburger. Clubzeitung des Studentenzentrums Engelsburg 2 (2012). S. 6.


Siehe auch: Universitätsgesellschaft Erfurt, Engelsburg Erfurt