Ausflugsziele Steiger: Unterschied zwischen den Versionen
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Den Erfurtern brauchte er den Steiger freilich nicht anzupreisen. Beliebt waren seit langem die Biergärten direkt am nördlichen Steigerrand. Louis Rölls Fremdenführer “Erfurt in Thüringen” nennt um 1900 allein vier “Felsenkeller” an der Arndtstraße, in der sich seinerzeit die Aktienbrauerei befand. Schon Bismarck hatte 1850 während des Erfurter Unionsparlamentes das Felsenkellerbier in höchsten Tönen gelobt. Direkt schloss sich das “Schützenhaus” als Vereins- und Ausflugslokal am Schützenplatz an. Hier fand jeden Sommer mit dem “Schützenfest” das größte Erfurter Volksfest statt, Vorläufer des “Rummel” auf dem Domplatz. | Den Erfurtern brauchte er den Steiger freilich nicht anzupreisen. Beliebt waren seit langem die Biergärten direkt am nördlichen Steigerrand. Louis Rölls Fremdenführer “Erfurt in Thüringen” nennt um 1900 allein vier “Felsenkeller” an der Arndtstraße, in der sich seinerzeit die Aktienbrauerei befand. Schon Bismarck hatte 1850 während des Erfurter Unionsparlamentes das Felsenkellerbier in höchsten Tönen gelobt. Direkt schloss sich das “Schützenhaus” als Vereins- und Ausflugslokal am Schützenplatz an. Hier fand jeden Sommer mit dem “Schützenfest” das größte Erfurter Volksfest statt, Vorläufer des “Rummel” auf dem Domplatz. | ||
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Aktuelle Version vom 1. Oktober 2022, 11:47 Uhr
Der Steiger
Beitrag der Serie Historische Ausflugsziele der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (08.06.2007)
Historische Ausflugsziele um Erfurt (2): Der Steiger
Der Steiger ist das beliebteste Erfurter Ausflugsziel. Mit der Entwicklung zur Großstadt im 19. Jahrhundert wurde der lange Zeit für Forst- und Weidewirtschaft genutzte Stadtwald zum stark frequentierten Naherholungsgebiet.
Der Berliner Schriftsteller Karl Emil Franzos würdigte 1901 in einem seiner Reiseberichte ausführlich die Sehenswürdigkeiten Erfurts. Einen ersten Überblick hatte er sich hierfür vom Gartenlokal “Zur Schönen Aussicht” neben dem heutigen Waldkasino verschafft. Fortan verging kein Tag seines Erfurt-Aufenthaltes ohne Steigerausflug. Wärmstens empfahl Franzos die sanfte Erhebung im Süden der Stadt mit ihren “dicht umlaubten Häuptern”, reizvollen Aussichtspunkten und Ausflugszielen.
Den Erfurtern brauchte er den Steiger freilich nicht anzupreisen. Beliebt waren seit langem die Biergärten direkt am nördlichen Steigerrand. Louis Rölls Fremdenführer “Erfurt in Thüringen” nennt um 1900 allein vier “Felsenkeller” an der Arndtstraße, in der sich seinerzeit die Aktienbrauerei befand. Schon Bismarck hatte 1850 während des Erfurter Unionsparlamentes das Felsenkellerbier in höchsten Tönen gelobt. Direkt schloss sich das “Schützenhaus” als Vereins- und Ausflugslokal am Schützenplatz an. Hier fand jeden Sommer mit dem “Schützenfest” das größte Erfurter Volksfest statt, Vorläufer des “Rummel” auf dem Domplatz.
Sicher hat die direkte Anbindung an die Straßenbahn bei der Beliebtheit dieser Lokale eine Rolle gespielt. Waren Felsenkeller und Schützenhaus mit der Grünen Linie bequem erreichbar, so endete die Rote Linie an der “Flora” in der Steigerstraße. Die an der Kavalleriekaserne bei der heutigen Arbeitsargentur endende Braune Linie diente neben der Grünen als Beginn eines Aufstieges zum 1901 errichteten Bismarckturm mit Ausflugslokal. Bis heute zugkräftiges Ziel ist auch das von Franzos so geschätzte Waldkasino mit seinem herrlichen Ausblick auf die Stadt. Wer sich vor dem Vergnügen intensiver in freier Natur ergehen wollte, den zog es oft zum “Waldhaus” oder zum “Schloss Hubertus”. Das Waldhaus (Foto: Dr. Steffen Raßloff) wurde 1888 im Auftrag der Aktienbrauerei erbaut und wird heute wie das Waldkasino samt Hausbrauerei von italienischen Gastronomen geführt. Der Hubertus beherbergt ein Restaurant mit regionaler Küche.
In den großen schattigen Biergärten trafen sich Familien aus allen Gesellschaftsschichten. Ein Schild am Hubertus machte darauf aufmerksam, dass man hier sogar selbst mitgebrachten Kaffee gegen geringes Entgelt überbrühen konnte. Wer finanziell besser da stand, fand überall gutbürgerliche Küche. Die Gasträume und Säle sahen zudem regelmäßig Tanzveranstaltungen, Vereinsfeste oder Familienfeiern. Neben den nach wie vor beliebten Ausflugszielen aus der Zeit um 1900 boten sich seinerzeit noch weit mehr Anlaufpunkte. Wenige Gehminuten vom Hubertus entfernt lud das Waldschlösschen zur Einkehr. Am Beginn des Bachstelzenweges bei Hochheim erfreuten sich das jüngst ausgebrannte Kurhaus und das heute als katholische Bildungseinrichtung genutzte Lokal Wilhelmshöhe großer Beliebtheit. Nicht zuletzt auch waren und sind die Gaststätten der umliegenden Orte Hochheim, Rhoda, Bischleben und Möbisburg Ziele für den wanderlustigen Erfurter. Namen wie Bachstelzencafé und Rhodaer Grund haben seit langem einen guten Klang. Verschwand auch hier so manche Einrichtung, so kann man getrost diese Orte auf Schusters Rappen ansteuern.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Bismarck, Waldhaus, Waldkasino, Hubertus