Denkmal Eingemeindung Ilversgehofen: Unterschied zwischen den Versionen
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So verwundert es nicht, wenn die Stadt Erfurt ihre Fühler ausstreckte und schließlich 1911 die Eingemeindung Ilversgehofens erreichte. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Stadterweiterung entlang der heutigen Magdeburger Allee den Ort bereits erreicht. So konnte man mit der roten Linie der elektrischen Straßenbahn bereits seit 1894 bis zum Nordbahnhof fahren. In den folgenden Jahrzehnten verschmolzen die gründerzeitlichen Vorstädte und Ilversgehofen zum Industrie- und Arbeiterstadtteil Erfurt-Nord. Der Volksmund sprach vom „Blechbüchsenviertel“, das sich deutlich von den gutbürgerlichen Vierteln im Süden und Westen unterschied. Der Charakter einer selbstständigen Ortschaft ging völlig verloren, auch der Name verschwand aus dem Stadtbild. | So verwundert es nicht, wenn die Stadt Erfurt ihre Fühler ausstreckte und schließlich 1911 die Eingemeindung Ilversgehofens erreichte. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Stadterweiterung entlang der heutigen Magdeburger Allee den Ort bereits erreicht. So konnte man mit der roten Linie der elektrischen Straßenbahn bereits seit 1894 bis zum Nordbahnhof fahren. In den folgenden Jahrzehnten verschmolzen die gründerzeitlichen Vorstädte und Ilversgehofen zum Industrie- und Arbeiterstadtteil Erfurt-Nord. Der Volksmund sprach vom „Blechbüchsenviertel“, das sich deutlich von den gutbürgerlichen Vierteln im Süden und Westen unterschied. Der Charakter einer selbstständigen Ortschaft ging völlig verloren, auch der Name verschwand aus dem Stadtbild. | ||
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'''Lesetipps:''' | |||
Steffen Raßloff: '''Moderne Zeiten. Die Industriegroßstadt Erfurt.''' In: '''[[Erfurt 55 Highlights aus der Geschichte|Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte]].''' Erfurt 2021. S. 78 f. | |||
''' | Steffen Raßloff: '''Erfurt - Thüringens erste Industriegroßstadt. Wirtschaft, Sozialstruktur und Stadtentwicklung um 1900.''' In: Stefan Gerber/Werner Greiling/Marco Swiniartzki (Hg.): Thüringen im Industriezeitalter. Konzepte, Fallbeispiele und regionale Verläufe vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Wien/Köln/Weimar 2019. S. 237-260. | ||
Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Ilversgehofen|Geschichte Ilversgehofens]]''' | Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Ilversgehofen|Geschichte Ilversgehofens]]''' |
Aktuelle Version vom 1. Oktober 2022, 12:36 Uhr
Eingemeindung Ilversgehofen 1911
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (25.02.2012)
Teil von Erfurt
DENKMALE IN ERFURT (34): Eine etwas versteckte Gedenktafel erinnert an die Eingemeindung Ilversgehofens im Jahre 1911.
Wenn man heute die Magdeburger Allee bis zum Ilversgehofener Platz fährt, bemerkt man nicht, dass man ein bis ins 12. Jahrhundert zurückdatierendes einstiges Dorf erreicht hat. In einer Urkunde von Erzbischof Heinrich I. von Mainz aus dem Jahre 1145 ist erstmals von „Elbreteshoven“ die Rede. Das vor den Toren Erfurts liegende Dorf Ilversgehofen unterschied sich über Jahrhunderte kaum von anderen Gemeinden des Umlandes. Das 19. Jahrhundert brachte jedoch den völligen Wandel zuerst zu einem Industrieort, dann zum nördlichen Teil der Industriegroßstadt Erfurt. 1816 verzeichnete Ilversgehofen nach den Wirrnissen der Napoleonischen Zeit ganze 144 Einwohner. Bis 1864 erfolgte ein allmählicher Anstieg auf 719 Personen. Die mit der Reichsgründung von 1871 und der Entfestigung Erfurts 1873 sich rasant beschleunigende Industrialisierung ließ die Zahlen in Höhe schnellen: 1875 betrug die Einwohnerschaft 2431 Personen, 1911 12.600. Große Teile der für Erfurt maßgebenden Metallindustrie siedelten sich rund um Ilversgehofen an.
So verwundert es nicht, wenn die Stadt Erfurt ihre Fühler ausstreckte und schließlich 1911 die Eingemeindung Ilversgehofens erreichte. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Stadterweiterung entlang der heutigen Magdeburger Allee den Ort bereits erreicht. So konnte man mit der roten Linie der elektrischen Straßenbahn bereits seit 1894 bis zum Nordbahnhof fahren. In den folgenden Jahrzehnten verschmolzen die gründerzeitlichen Vorstädte und Ilversgehofen zum Industrie- und Arbeiterstadtteil Erfurt-Nord. Der Volksmund sprach vom „Blechbüchsenviertel“, das sich deutlich von den gutbürgerlichen Vierteln im Süden und Westen unterschied. Der Charakter einer selbstständigen Ortschaft ging völlig verloren, auch der Name verschwand aus dem Stadtbild.
Erst seit 1991 ist Ilversgehofen mit dem gleichnamigen Platz wieder im öffentlichen Raum präsent. Auch der Stadtteil zwischen den nördlichen Plattenbaugebieten hat nach 1990 diesen Namen erhalten. Mit zahlreichen Projekten bemühen sich Stadt und Bürgerinitiativen um die Weiterentwicklung des Viertels. Einen großen Schub hat das Jubiläumsjahr 2011 mit der 100. Wiederkehr der Eingemeindung in die Stadt gebracht. Neben zahlreichen Veranstaltungen rückte eine Ausstellung des Stadtmuseums die Geschichte in den Blickpunkt. Auch eine kleine Gedenktafel mit der Aufschrift „Ilversgehofen – 100 Jahre Teil von Erfurt - 2011“ hat das Jubiläum mit sich gebracht. Allerdings ist sie recht versteckt an der Betoneinfassung des Ilversgehofener Platzes befestigt. Und sie lässt den weniger kundigen Betrachter mit ihrem sparsamen Text im Dunkeln, was es mit diesem „Teil von Erfurt“ auf sich hat. (Foto: Dr. Steffen Raßloff)
Lesetipps:
Steffen Raßloff: Moderne Zeiten. Die Industriegroßstadt Erfurt. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 78 f.
Steffen Raßloff: Erfurt - Thüringens erste Industriegroßstadt. Wirtschaft, Sozialstruktur und Stadtentwicklung um 1900. In: Stefan Gerber/Werner Greiling/Marco Swiniartzki (Hg.): Thüringen im Industriezeitalter. Konzepte, Fallbeispiele und regionale Verläufe vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Wien/Köln/Weimar 2019. S. 237-260.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Geschichte Ilversgehofens