Denkmal Zar Alexander Anger: Unterschied zwischen den Versionen
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Am 27. September 1808 zog Napoleon unter Jubel und Glockengeläut im Brühler Tor ein. Anschließend empfing er den Zaren auf der Landstraße nach Weimar. Die folgenden Wochen brachten glanzvolle Bälle, Ausflüge und Paraden. Napoleon empfing in der heutigen Staatskanzlei am Hirschgarten im Stile des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Gäste zur Audienz, darunter am 2. Oktober Goethe. Es folgten die abendlichen Theateraufführungen der Comédie-Française im heutigen Kaisersaal vor Napoleon, Alexander und einem „Parkett von Königen“. Dabei wurde auch von den beiden Kaisern effektvoll Theater gespielt. Als während der Aufführung „Oedipe“ von Voltaire der Darsteller des Philoktet ausrief: „Die Freundschaft eines großen Mannes ist eine Wohltat der Götter!“, erhob sich Alexander und umarmte Napoleon unter tosendem Beifall. Mit diesen Treuebekundungen war es freilich nicht weit her. Vier Jahre später sollte Napoleon mit seiner Grande Armée zum Feldzug Richtung Moskau aufbrechen, der sein Ende als Beherrscher Europas einleitete. | Am 27. September 1808 zog Napoleon unter Jubel und Glockengeläut im Brühler Tor ein. Anschließend empfing er den Zaren auf der Landstraße nach Weimar. Die folgenden Wochen brachten glanzvolle Bälle, Ausflüge und Paraden. Napoleon empfing in der heutigen Staatskanzlei am Hirschgarten im Stile des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Gäste zur Audienz, darunter am 2. Oktober Goethe. Es folgten die abendlichen Theateraufführungen der Comédie-Française im heutigen Kaisersaal vor Napoleon, Alexander und einem „Parkett von Königen“. Dabei wurde auch von den beiden Kaisern effektvoll Theater gespielt. Als während der Aufführung „Oedipe“ von Voltaire der Darsteller des Philoktet ausrief: „Die Freundschaft eines großen Mannes ist eine Wohltat der Götter!“, erhob sich Alexander und umarmte Napoleon unter tosendem Beifall. Mit diesen Treuebekundungen war es freilich nicht weit her. Vier Jahre später sollte Napoleon mit seiner Grande Armée zum Feldzug Richtung Moskau aufbrechen, der sein Ende als Beherrscher Europas einleitete. | ||
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'''Lesetipp:''' | |||
''' | Steffen Raßloff: '''Pracht und Glanz. Der Erfurter Fürstenkongress 1808.''' In: '''[[Erfurt 55 Highlights aus der Geschichte|Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte]].''' Erfurt 2021. S. 66 f. | ||
Siehe auch: '''[[Erfurter Fürstenkongress 1808]]''', '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Anger]]''' | Siehe auch: '''[[Erfurter Fuerstenkongress 1808|Erfurter Fürstenkongress 1808]]''', '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Anger]]''' |
Aktuelle Version vom 1. Oktober 2022, 13:02 Uhr
Zar Alexander I. 1808 in Erfurt
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (23.02.2013)
Napoleons großer Gegenspieler
DENKMALE IN ERFURT (86): Während des Erfurter Fürstenkongresses 1808 wohnte Zar Alexander I. am Anger.
Vor gut 200 Jahren hat Napoleon Bonaparte unsere Stadt mit dem Erfurter Fürstenkongress 1808 in den Fokus der Weltpolitik gerückt. Der Kaiser der Franzosen war zuvor als Feldherr von Sieg zu Sieg marschiert und hatte große Teile Europas unterworfen. Allerdings hatte sein Nimbus mit dem Volksaufstand in Spanien erste Risse bekommen. Vor der Lösung dieses Problems wollte er sich durch ein festes Bündnis mit Russland Rückendeckung verschaffen. Deshalb trafen sich Napoleon und Zar Alexander I. in Erfurt. Die Festungsstadt war seit der Schlacht von Jena und Auerstedt 1806 von französischen Truppen besetzt und unterstand als „Kaiserliche Domäne“ direkt Napoleon. Dieser konnte also den Hausherrn spielen, ohne dass der Zar nach Frankreich reisen musste. Letzterer wiederum besaß Verwandtschaft im nahen Weimar, wo seine Schwester Maria Pawlowna als Schwiegertochter von Herzog Carl August lebte.
Am 27. September 1808 zog Napoleon unter Jubel und Glockengeläut im Brühler Tor ein. Anschließend empfing er den Zaren auf der Landstraße nach Weimar. Die folgenden Wochen brachten glanzvolle Bälle, Ausflüge und Paraden. Napoleon empfing in der heutigen Staatskanzlei am Hirschgarten im Stile des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Gäste zur Audienz, darunter am 2. Oktober Goethe. Es folgten die abendlichen Theateraufführungen der Comédie-Française im heutigen Kaisersaal vor Napoleon, Alexander und einem „Parkett von Königen“. Dabei wurde auch von den beiden Kaisern effektvoll Theater gespielt. Als während der Aufführung „Oedipe“ von Voltaire der Darsteller des Philoktet ausrief: „Die Freundschaft eines großen Mannes ist eine Wohltat der Götter!“, erhob sich Alexander und umarmte Napoleon unter tosendem Beifall. Mit diesen Treuebekundungen war es freilich nicht weit her. Vier Jahre später sollte Napoleon mit seiner Grande Armée zum Feldzug Richtung Moskau aufbrechen, der sein Ende als Beherrscher Europas einleitete.
An den Erfurter Fürstenkongress und seinen Initiator Napoleon erinnert heute an den wichtigsten Schauplätzen keine Gedenktafel. Weder an der Staatskanzlei noch am Kaisersaal ist ein Hinweis zu finden. Der mit viel Aufwand hofierte Gast Napoleons, Zar Alexander, kann sich dagegen eines Denkmals ganz im Stile der damaligen Zeit erfreuen. Er hatte 1808 im Haus Anger 6 direkt neben dem Ursulinenkloster gewohnt. Als das Gebäude 2004 durch die Jutta-Heidemann-Stiftung saniert wurde, errichtete man im Innenhof einen kleinen Sandsteinobelisken. Vier Bronzeplaketten des Tiefthaler Künstlers Christian Paschold greifen historische Begebenheiten auf. Eine zeigt das Portrait des Zaren und macht auf dessen einstige Residenz aufmerksam. (Foto: Dr. Steffen Raßloff)
Lesetipp:
Steffen Raßloff: Pracht und Glanz. Der Erfurter Fürstenkongress 1808. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 66 f.
Siehe auch: Erfurter Fürstenkongress 1808, Geschichte der Stadt Erfurt, Anger