Kaisersaal Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Erfurter Kaisersaal ist ein traditionsreiches Kultur- und Kongresszentrum. Dort bewegen sich die Gäste in einem historischen Umfeld, das mehrfach den Schauplatz "großer Geschichte" bildete. 1808 hatte Napoleon Erfurt mit seinem Fürstenkongress zum Brennpunkt der Weltpolitik gemacht. Vor ihm, Zar Alexander I. und einem "Parkett von Königen" bot die Comédie-Française glanzvolle Theateraufführungen. Das zweite herausragende Ereignis stellt der Erfurter Parteitag der SPD 1891 dar. Aber auch große Künstler wie "Teufelsgeiger" Niccolò Paganini, Pianistin Clara Schumann und Franz Liszt hatten hier umjubelte Auftritte. Goethes Hofschauspieler gastierten mehrere Jahre im Haus. 1791 fand Schillers überarbeiteter "Don Carlos" seine Uraufführung.


Der Weg des Hauses zum heutigen renommierten Veranstaltungszentrum war wechselvoll. Das 1715 eröffnete Universitätsballhaus und Stadttheater erlebte Höhen und Tiefen. 1871 erfolgte der Umbau zum Konzert- und Ballhaus "Kaisersaal". Seit den 1960er Jahren fungierte es als Kulturhaus der "Optima" und "Gedenkstätte Erfurter Parteitag 1891". 1982 geschlossen, konnte 1994 die umfassende Sanierung abgeschlossen werden.
[[Datei:KaisersaalAlRa.jpg|310px|right]]'''Der Kaisersaal ist eine traditionsreiche Veranstaltungsstätte, eng verbunden mit dem glanzvollen Erfurter Fürstenkongress Napoleons 1808 und dem Erfurter Parteitag der SPD 1891.'''




'''[[SteffenRassloff|Steffen Raßloff]] / Ulrich Seidel: Der Erfurter Kaisersaal.''' Erfurt 2008.
Der Erfurter Kaisersaal in der Futterstraße (Foto: Alexander Raßloff) ist ein traditionsreiches Kultur- und Kongresszentrum. Dort bewegen sich die Gäste in einem historischen Umfeld, das mehrfach den Schauplatz "großer Geschichte" bildete. 1808 hatte Napoleon '''[[Geschichte der Stadt Erfurt|Erfurt]]''' mit seinem '''[[Erfurter Fuerstenkongress 1808|Fürstenkongress]]''' zum Brennpunkt der Weltpolitik gemacht. Vor ihm, Zar Alexander I. und einem "Parkett von Königen" bot die Comédie-Française glanzvolle '''[[Theater_Kaisersaal_Erfurter_Fuerstenkongress_1808|Theateraufführungen]]'''. Napoleon gelang es sein Ziel zu erreichen, Deutschland nicht zuletzt im Kaisersaal "durch Pracht und Glanz in Erstaunen zu setzen".


Siehe auch die [[Erfurter Fürstenkongress 1808|Pressebeiträge]] von Dr. Steffen Raßloff zum Erfurter Fürstenkongress
Das zweite herausragende Ereignis im nach der Reichsgründung von 1871 so benannten Kaisersaal stellt der '''[[Erfurter Parteitag der SPD 1891]]''' dar, auf dem von den Sozialdemokraten unter "Arbeiterkaiser" August Bebel das wegweisende Erfurter Programm verabschiedet wurde. Aber auch große Künstler wie "Teufelsgeiger" Niccolò Paganini, Pianistin Clara Schumann und Franz Liszt hatten hier umjubelte Auftritte. '''[[Johann Wolfgang von Goethe|Goethes]]''' Hofschauspieler gastierten mehrere Jahre im Haus. 1791 fand '''[[Friedrich Schiller|Schillers]]''' überarbeiteter "Don Carlos" seine Uraufführung.


== Geschichte in Daten ==
Der Weg des Hauses zum heutigen Veranstaltungszentrum war wechselvoll. Das 1715 eröffnete '''[[Universität Erfurt|Universitätsballhaus]]''' und Stadttheater erlebte Höhen und Tiefen. Es war Heimstatt renommierter Musikvereine und Zentrum des gesellschaftlichen Lebens. 1871 erfolgte der Umbau zum Konzert- und Ballhaus "Kaisersaal", dessen Name sich der Reichsgründung im gleichen Jahr verdankt. Seit den 1960er-Jahren fungierte es als Kulturhaus der "Optima" und "Gedenkstätte Erfurter Parteitag 1891" als Teil der '''[[Geschichte_Erfurter_Museen|Erfurter Museen]]'''. 1982 geschlossen, konnte 1994 die umfassende denkmalgerechte Sanierung abgeschlossen und mit einem breiten Veranstaltungsprogramm an glanzvolle Zeiten angeknüpft werden.


Vor 500 Jahren stand an dieser Stelle in der Futtergasse das Reinbothsche Haus mit dem Privileg zum Bierbrauen.
('''[[Steffen Rassloff|Dr. Steffen Raßloff]]''')


1714 übernimmt Johann Georg Sommer das Haus und gestaltet es zu einem Ballhaus um, welches hauptsächlich von der Universität genutzt wird. Er durfte als besonderes Privileg das erste Billard der Stadt aufstellen. Die Studenten nutzten den Ballsaal für eigene Theateraufführungen, und fahrende Schauspielergruppen entdeckten die Bühne als Aufführungsort für Erfurt.


Ab dem Jahr 1791 gastierte für 5 Spielzeiten die "Weimarische Hofschauspieler-Gesellschaft" unter der Leitung von Johann Wolfgang von Goethe im Ballhaus.
'''Lesetipps:'''


1791 hebt sich der Vorhang für die Uraufführung der geänderten Fassung von Schillers "Don Carlos". Der Dichter ist bei der Aufführung persönlich anwesend.
Steffen Raßloff/Ulrich Seidel: '''Der Erfurter Kaisersaal'''. Erfurt 2008.


1808 findet auf Einladung Napoleons der Erfurter Fürstenkongress statt. Neben dem russischen Zaren Alexander weilen zahlreiche gekrönte Häupter des Kontinents im Ballhaus.
Steffen Raßloff: '''[[Erfurt 55 Highlights aus der Geschichte|Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte]].''' Erfurt 2021. ''(mit Beiträgen zum Fürstenkongress 1808 und SPD-Parteitag 1891)''


Nach einem Neubau des Theatersaals 1822 gastieren hier so bekannte Musiker wie Paganini, Clara Schumann und Franz Liszt.


1831 wird innen und außen erneut gebaut. Die Fassade erhält ihre klassizistische Prägung.
Siehe auch: '''[http://www.kaisersaalerfurt.de/ Kultur- und Kongresszentrum Kaisersaal]''', '''[[Gedenktafel Kaisersaal Erfurt|Gedenktafel am Kaisersaal]]''', '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]'''
 
1870 muss wegen fehlender städtischer Gelder der Theaterbetrieb eingestellt werden. Der Saal wird 1871 als Konzert- und Ballsaal wieder eröffnet. Seit dieser Zeit trägt das Haus in Anlehnung an die Gründung des Deutschen Kaiserreiches den Namen "Kaisersaal".
 
1891 tagt unter Anwesenheit August Bebels der wegweisende Erfurter Parteitag der SPD. Auf diesem wird das Erfurter Programm verabschiedet und die Partei beschließt die Umbenennung in Sozialdemokratische Partei Deutschlands.
 
Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 findet in dem baulich in bedenklichem Zustand befindliche Gebäude Varieté und Kino statt.
 
Ab 1945 wird das Haus unter dem neuen Namen "Kongresssäle" geführt. Mitte der sechziger Jahre wurde das Haus als Kulturhaus des Büromaschinenwerkes Optima Erfurt und zur Gedenkstätte "Erfurter Parteitag 1891" umfunktioniert.
 
1982 muss das Haus aus baulichen Gründen geschlossen werden.
 
1994 öffnen sich die Türen des in neuem Glanz erstrahlenden Hauses wieder für die Öffentlichkeit.
 
 
'''Kontakt'''
 
'''[http://www.kaisersaalerfurt.de/ Kaisersaal Erfurt Kultur- und Kongresszentrum]'''
 
Futterstraße 15/16
 
99084 Erfurt

Aktuelle Version vom 26. Dezember 2023, 16:55 Uhr

Der Erfurter Kaisersaal

KaisersaalAlRa.jpg

Der Kaisersaal ist eine traditionsreiche Veranstaltungsstätte, eng verbunden mit dem glanzvollen Erfurter Fürstenkongress Napoleons 1808 und dem Erfurter Parteitag der SPD 1891.


Der Erfurter Kaisersaal in der Futterstraße (Foto: Alexander Raßloff) ist ein traditionsreiches Kultur- und Kongresszentrum. Dort bewegen sich die Gäste in einem historischen Umfeld, das mehrfach den Schauplatz "großer Geschichte" bildete. 1808 hatte Napoleon Erfurt mit seinem Fürstenkongress zum Brennpunkt der Weltpolitik gemacht. Vor ihm, Zar Alexander I. und einem "Parkett von Königen" bot die Comédie-Française glanzvolle Theateraufführungen. Napoleon gelang es sein Ziel zu erreichen, Deutschland nicht zuletzt im Kaisersaal "durch Pracht und Glanz in Erstaunen zu setzen".

Das zweite herausragende Ereignis im nach der Reichsgründung von 1871 so benannten Kaisersaal stellt der Erfurter Parteitag der SPD 1891 dar, auf dem von den Sozialdemokraten unter "Arbeiterkaiser" August Bebel das wegweisende Erfurter Programm verabschiedet wurde. Aber auch große Künstler wie "Teufelsgeiger" Niccolò Paganini, Pianistin Clara Schumann und Franz Liszt hatten hier umjubelte Auftritte. Goethes Hofschauspieler gastierten mehrere Jahre im Haus. 1791 fand Schillers überarbeiteter "Don Carlos" seine Uraufführung.

Der Weg des Hauses zum heutigen Veranstaltungszentrum war wechselvoll. Das 1715 eröffnete Universitätsballhaus und Stadttheater erlebte Höhen und Tiefen. Es war Heimstatt renommierter Musikvereine und Zentrum des gesellschaftlichen Lebens. 1871 erfolgte der Umbau zum Konzert- und Ballhaus "Kaisersaal", dessen Name sich der Reichsgründung im gleichen Jahr verdankt. Seit den 1960er-Jahren fungierte es als Kulturhaus der "Optima" und "Gedenkstätte Erfurter Parteitag 1891" als Teil der Erfurter Museen. 1982 geschlossen, konnte 1994 die umfassende denkmalgerechte Sanierung abgeschlossen und mit einem breiten Veranstaltungsprogramm an glanzvolle Zeiten angeknüpft werden.

(Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipps:

Steffen Raßloff/Ulrich Seidel: Der Erfurter Kaisersaal. Erfurt 2008.

Steffen Raßloff: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. (mit Beiträgen zum Fürstenkongress 1808 und SPD-Parteitag 1891)


Siehe auch: Kultur- und Kongresszentrum Kaisersaal, Gedenktafel am Kaisersaal, Geschichte der Stadt Erfurt