Gustav Adolf Denkmal Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei: | [[Datei:GustavAdolfBrunnen.jpg|310px|right]]Am 10. November 1911 setzten Erfurter Bürger im Beisein des Schwedischen Gesandten König Gustav II. Adolf (1594-1632) ein Denkmal vor der Predigerkirche. Der Erfurter Bildhauer Carl Melville hatte eine Sandstein-Stele mit zwei Brunnenbecken geschaffen, die den König in unaufdringlicher Weise ehrt. Porträtmedaillon, Namenszug, Löwe mit Wappen sowie Vignette mit Bibel und Schwert verzieren den Stein. Hinzu kommt ein umlaufender Schriftzug mit dem Anfang des Lieblingsliedes von Gustav Adolf: „Verzage nicht, Du Häuflein klein, Gott ist mein Harnisch“. Mit Bedacht hatte man die Nähe der Predigerkirche gewählt, die seit der Reformation als evangelische Hauptkirche der Stadt galt und von Gustav Adolf gerne besucht worden war. | ||
Erinnert wurde also demonstrativ an den „Retter des Protestantismus“ im Dreißigjährigen Krieg 1618-1648. Seit seinem Eingreifen neigte sich die Waage zugunsten der Anhänger Luthers. 1631 zog das schwedische Heer in Norddeutschland von Sieg zu Sieg und kam schließlich auch nach Erfurt. Am 2. Oktober 1631 traf Gustav Adolf mit seiner Armee am Andreastor ein. Die Straße zum Domplatz war eng gesäumt mit jubelnden Menschen. Vor der „Hohen Lilie“ empfing der Rat den König. Der Jubel der Erfurter hatte auch ganz handfeste Gründe. Denn der Schwedenkönig nährte Hoffnungen, die Landesherrschaft des Mainzer Kurfürsten endgültig abzustreifen. Gustav Adolf übernahm alle Herrschaftsrechte und beschenkte die Stadt mit katholischem Kirchengut. Das Erbe Martin Luthers schien sich an dessen einstiger Wirkungsstätte endgültig durchzusetzen. | Erinnert wurde also demonstrativ an den „Retter des Protestantismus“ im Dreißigjährigen Krieg 1618-1648. Seit seinem Eingreifen neigte sich die Waage zugunsten der Anhänger Luthers. 1631 zog das schwedische Heer in Norddeutschland von Sieg zu Sieg und kam schließlich auch nach Erfurt. Am 2. Oktober 1631 traf Gustav Adolf mit seiner Armee am Andreastor ein. Die Straße zum Domplatz war eng gesäumt mit jubelnden Menschen. Vor der „Hohen Lilie“ empfing der Rat den König. Der Jubel der Erfurter hatte auch ganz handfeste Gründe. Denn der Schwedenkönig nährte Hoffnungen, die Landesherrschaft des Mainzer Kurfürsten endgültig abzustreifen. Gustav Adolf übernahm alle Herrschaftsrechte und beschenkte die Stadt mit katholischem Kirchengut. Das Erbe Martin Luthers schien sich an dessen einstiger Wirkungsstätte endgültig durchzusetzen. | ||
Am 7. November 1632 hielt Gustav Adolf ein zweites Mal Einzug in Erfurt. Wieder nahm er in der „Hohen Lilie“ Quartier, wo sich seine Gemahlin bereits eingefunden hatte. Der König strebte nun eine Entscheidungsschlacht gegen die katholischen Truppen unter Wallenstein bei Leipzig an. Am 16. November kam es bei Lützen zur Entscheidungsschlacht. Zwar siegten die Schweden, aber der König fiel auf dem Schlachtfeld. Die Todesnachricht traf nicht nur seine in Erfurt weilende Gemahlin als schwerer Schicksalsschlag. Das protestantische Lager hatte seine Führungsfigur verloren. Auch die mit ihr verbundenen Hoffnungen der Erfurter sollten sich zerschlagen. Die Rechte des Mainzer Kurfürsten wurden im Westfälischen Frieden 1648 festgeschrieben und die Stadt 1664 endgültig unterworfen. Umso mehr aber blieb Gustav Adolf in der protestantischen Bevölkerungsmehrheit als der „Retter mit dem Schwert“ in Erinnerung. | Am 7. November 1632 hielt Gustav Adolf ein zweites Mal Einzug in Erfurt. Wieder nahm er in der „Hohen Lilie“ Quartier, wo sich seine Gemahlin bereits eingefunden hatte. Der König strebte nun eine Entscheidungsschlacht gegen die katholischen Truppen unter Wallenstein bei Leipzig an. Am 16. November kam es bei Lützen zur Entscheidungsschlacht. Zwar siegten die Schweden, aber der König fiel auf dem Schlachtfeld. Die Todesnachricht traf nicht nur seine in Erfurt weilende Gemahlin als schwerer Schicksalsschlag. Das protestantische Lager hatte seine Führungsfigur verloren. Auch die mit ihr verbundenen Hoffnungen der Erfurter sollten sich zerschlagen. Die Rechte des Mainzer Kurfürsten wurden im Westfälischen Frieden 1648 festgeschrieben und die Stadt 1664 endgültig unterworfen. Umso mehr aber blieb Gustav Adolf in der protestantischen Bevölkerungsmehrheit als der „Retter mit dem Schwert“ in Erinnerung. (Foto: Alexander Raßloff) | ||
Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Flucht in die nationale Volksgemeinschaft|Erfurter Bürgertum]]''' | '''Lesetipp:''' | ||
Steffen Raßloff: '''Der Löwe aus Mitternacht. König Gustav II. Adolf und Erfurt.''' In: '''[[Erfurt 55 Highlights aus der Geschichte|Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte]].''' Erfurt 2021. S. 52 f. | |||
Steffen Raßloff (Hg.): '''[[Stadtmuseum Festschrift 2024|Stadtmuseum "Haus zum Stockfisch". Stadt - Haus - Geschichte]]'''. Erfurt 2024. S. 88. ''(Gustav-Adolf-Pokal der Riemerzunft)'' | |||
Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[500._Reformationsjubilaeum_2017_Denkmale|500. Reformationsjubiläum 2017]]''', '''[[Hohe Lilie]]''', '''[[Domplatz]]''', '''[[Flucht in die nationale Volksgemeinschaft|Erfurter Bürgertum]]''', '''[[Militär in Erfurt]]''' |
Aktuelle Version vom 3. Oktober 2024, 10:31 Uhr
König Gustav II. Adolf
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (19.11.2011)
„Retter mit dem Schwert“
DENKMALE IN ERFURT (20): Der Gustav-Adolf-Brunnen erinnert an den schwedischen König, der als „Retter des Protestantismus“ auch in Erfurt sehr beliebt war.
Am 10. November 1911 setzten Erfurter Bürger im Beisein des Schwedischen Gesandten König Gustav II. Adolf (1594-1632) ein Denkmal vor der Predigerkirche. Der Erfurter Bildhauer Carl Melville hatte eine Sandstein-Stele mit zwei Brunnenbecken geschaffen, die den König in unaufdringlicher Weise ehrt. Porträtmedaillon, Namenszug, Löwe mit Wappen sowie Vignette mit Bibel und Schwert verzieren den Stein. Hinzu kommt ein umlaufender Schriftzug mit dem Anfang des Lieblingsliedes von Gustav Adolf: „Verzage nicht, Du Häuflein klein, Gott ist mein Harnisch“. Mit Bedacht hatte man die Nähe der Predigerkirche gewählt, die seit der Reformation als evangelische Hauptkirche der Stadt galt und von Gustav Adolf gerne besucht worden war.
Erinnert wurde also demonstrativ an den „Retter des Protestantismus“ im Dreißigjährigen Krieg 1618-1648. Seit seinem Eingreifen neigte sich die Waage zugunsten der Anhänger Luthers. 1631 zog das schwedische Heer in Norddeutschland von Sieg zu Sieg und kam schließlich auch nach Erfurt. Am 2. Oktober 1631 traf Gustav Adolf mit seiner Armee am Andreastor ein. Die Straße zum Domplatz war eng gesäumt mit jubelnden Menschen. Vor der „Hohen Lilie“ empfing der Rat den König. Der Jubel der Erfurter hatte auch ganz handfeste Gründe. Denn der Schwedenkönig nährte Hoffnungen, die Landesherrschaft des Mainzer Kurfürsten endgültig abzustreifen. Gustav Adolf übernahm alle Herrschaftsrechte und beschenkte die Stadt mit katholischem Kirchengut. Das Erbe Martin Luthers schien sich an dessen einstiger Wirkungsstätte endgültig durchzusetzen.
Am 7. November 1632 hielt Gustav Adolf ein zweites Mal Einzug in Erfurt. Wieder nahm er in der „Hohen Lilie“ Quartier, wo sich seine Gemahlin bereits eingefunden hatte. Der König strebte nun eine Entscheidungsschlacht gegen die katholischen Truppen unter Wallenstein bei Leipzig an. Am 16. November kam es bei Lützen zur Entscheidungsschlacht. Zwar siegten die Schweden, aber der König fiel auf dem Schlachtfeld. Die Todesnachricht traf nicht nur seine in Erfurt weilende Gemahlin als schwerer Schicksalsschlag. Das protestantische Lager hatte seine Führungsfigur verloren. Auch die mit ihr verbundenen Hoffnungen der Erfurter sollten sich zerschlagen. Die Rechte des Mainzer Kurfürsten wurden im Westfälischen Frieden 1648 festgeschrieben und die Stadt 1664 endgültig unterworfen. Umso mehr aber blieb Gustav Adolf in der protestantischen Bevölkerungsmehrheit als der „Retter mit dem Schwert“ in Erinnerung. (Foto: Alexander Raßloff)
Lesetipp:
Steffen Raßloff: Der Löwe aus Mitternacht. König Gustav II. Adolf und Erfurt. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 52 f.
Steffen Raßloff (Hg.): Stadtmuseum "Haus zum Stockfisch". Stadt - Haus - Geschichte. Erfurt 2024. S. 88. (Gustav-Adolf-Pokal der Riemerzunft)
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, 500. Reformationsjubiläum 2017, Hohe Lilie, Domplatz, Erfurter Bürgertum, Militär in Erfurt