Willi Münzenberg Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Kommunist Willi Münzenberg gilt als einer der wichtigsten linken Medienvertreter. Sein Exil-Buchtitel "Propaganda als Waffe" (1937) ist in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Die Wurzeln des "roten Propaganda-Zaren" liegen in Erfurt. | Der Kommunist Willi Münzenberg gilt als einer der wichtigsten linken Medienvertreter. Sein Exil-Buchtitel "Propaganda als Waffe" (1937) ist in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Die Wurzeln des "roten Propaganda-Zaren" liegen in Erfurt. | ||
[[Datei:Muenzenbergnet.jpg| | [[Datei:Muenzenbergnet.jpg|250px|right]]Willi (Wilhelm) Münzenberg, einer der einflussreichsten kommunistischen Propagandisten, wurde am 14. August 1889 in Erfurt geboren. Die Anfänge seiner politisch-propagandistischen Karriere liegen in der Zeit als Erfurter Schuhfabrikarbeiter 1906-1910. Das von ihm selbst so geschilderte "Erweckungserlebnis" hatte er 1906 mit dem SPD-nahen Verein "Propaganda", dessen Führung er bereits 1907 übernahm. Allerdings wird man Münzenberg in die Gruppe der "verlorenen Söhne" der Stadt Erfurt einreihen müssen. Das mag zum einen daran liegen, dass Münzenberg seine Geburtsstadt früh verlassen hat und der hohe KPD-Funktionär im Exil in Frankreich 1937 mit der Parteileitung und Stalin brach. Zum anderen geriet die Erinnerung an Kommunisten nach 1989/90 hierzulande außer Mode. | ||
Mittlerweile hat man jedoch begonnen, das Werk des Publizisten, Verlegers und Filmproduzenten wissenschaftlich aufzuarbeiten. Prof. Dr. Patrick Rössler, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Erfurt, hebt die wichtige Rolle des gebürtigen Erfurters bei der Schaffung einer schlagkräftigen kommunistischen Publizistik und Propaganda hervor. Der Bruch mit der KPD-Führung 1937, der Münzenberg in Ungnade fallen ließ, erklärt freilich auch, warum sich sein Name weder in einschlägigen DDR-Geschichtsbüchern noch in der "Geschichte der Stadt Erfurt" von 1986 findet. Die biographisch-politischen Wurzeln in Erfurt wurden deshalb jüngst vom Historiker Dr. Steffen Raßloff in einem Aufsatz (s.u.) frei gelegt. | Mittlerweile hat man jedoch begonnen, das Werk des Publizisten, Verlegers und Filmproduzenten wissenschaftlich aufzuarbeiten. Prof. Dr. Patrick Rössler, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Erfurt, hebt die wichtige Rolle des gebürtigen Erfurters bei der Schaffung einer schlagkräftigen kommunistischen Publizistik und Propaganda hervor. Der Bruch mit der KPD-Führung 1937, der Münzenberg in Ungnade fallen ließ, erklärt freilich auch, warum sich sein Name weder in einschlägigen DDR-Geschichtsbüchern noch in der "Geschichte der Stadt Erfurt" von 1986 findet. Die biographisch-politischen Wurzeln in Erfurt wurden deshalb jüngst vom Historiker Dr. Steffen Raßloff in einem Aufsatz (s.u.) frei gelegt. |
Version vom 24. Januar 2012, 13:30 Uhr
Willi Münzenberg
kommunistischer Publizist, Verleger und Filmemacher
geb. 1889 in Erfurt, gest. 1940 bei Le Caugnet
Der Kommunist Willi Münzenberg gilt als einer der wichtigsten linken Medienvertreter. Sein Exil-Buchtitel "Propaganda als Waffe" (1937) ist in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Die Wurzeln des "roten Propaganda-Zaren" liegen in Erfurt.
Willi (Wilhelm) Münzenberg, einer der einflussreichsten kommunistischen Propagandisten, wurde am 14. August 1889 in Erfurt geboren. Die Anfänge seiner politisch-propagandistischen Karriere liegen in der Zeit als Erfurter Schuhfabrikarbeiter 1906-1910. Das von ihm selbst so geschilderte "Erweckungserlebnis" hatte er 1906 mit dem SPD-nahen Verein "Propaganda", dessen Führung er bereits 1907 übernahm. Allerdings wird man Münzenberg in die Gruppe der "verlorenen Söhne" der Stadt Erfurt einreihen müssen. Das mag zum einen daran liegen, dass Münzenberg seine Geburtsstadt früh verlassen hat und der hohe KPD-Funktionär im Exil in Frankreich 1937 mit der Parteileitung und Stalin brach. Zum anderen geriet die Erinnerung an Kommunisten nach 1989/90 hierzulande außer Mode.
Mittlerweile hat man jedoch begonnen, das Werk des Publizisten, Verlegers und Filmproduzenten wissenschaftlich aufzuarbeiten. Prof. Dr. Patrick Rössler, Kommunikationswissenschaftler an der Universität Erfurt, hebt die wichtige Rolle des gebürtigen Erfurters bei der Schaffung einer schlagkräftigen kommunistischen Publizistik und Propaganda hervor. Der Bruch mit der KPD-Führung 1937, der Münzenberg in Ungnade fallen ließ, erklärt freilich auch, warum sich sein Name weder in einschlägigen DDR-Geschichtsbüchern noch in der "Geschichte der Stadt Erfurt" von 1986 findet. Die biographisch-politischen Wurzeln in Erfurt wurden deshalb jüngst vom Historiker Dr. Steffen Raßloff in einem Aufsatz (s.u.) frei gelegt.
Münzenbergs politische Karriere hatte in der Schweiz begonnen. Im Ersten Weltkrieg stand er an der Spitze des Internationalen Jugendsekretariats in Bern und lernte Lenin kennen. 1918 wurde er aus der Schweiz ausgewiesen. Er schloss sich in Berlin der KPD an. Von 1924 bis 1933 gehörte Münzenberg dem Zentralkomitee der KPD und dem Reichstag an. Als Agitationsexperte baute er das zweitgrößte Medienimperium der Weimarer Republik mit den Zeitungen "Welt am Abend", "Berlin am Morgen" und "Arbeiter Illustrierte Zeitung" auf. Auch die linken Filmgesellschafen "Prometheus Film" und "Weltfilm" wurden von ihm geprägt.
Nach der "Machtergreifung" der Nationalsozialisten 1933 kämpfte Münzenberg von Paris aus für ein Bündnis aller Hitler-Gegner. Da die KPD jedoch an ihrer Anfeindung der SPD als "Sozialfaschisten" fest hielt, wurde er 1938/39 auch nach Kritik an Stalins Herrschaftsmethoden aus der Partei ausgeschlossen. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Frankreich und der Flucht aus französischer Internierung wurde Münzenberg im Oktober 1940 im Wald von Le Caugnet erhängt aufgefunden. Ob er selbst Hand an sich gelegt hat, die Gestapo oder ein Agent des sowjetischen Geheimdienstes verantwortlich ist, kann bis heute nicht geklärt werden.
Literatur
Steffen Raßloff: Willi Münzenberg und Erfurt. Die Anfänge des "roten Propaganda-Zaren". In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt 70 (2009). S. 86-98.