Rettung Stockfisch Erfurt 1905: Unterschied zwischen den Versionen

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Aus der Heimstatt eines „stinkreichen“ Waidjunkers wurde bis 1909 unter Stadtbaurat Paul Peters ein modernes Amtsgebäude mit elektrischem Strom. Die Sanierung erfolgte jedoch behutsam im Sinne der jungen Denkmalpflege. Dies spiegelt die Wertschätzung für die Zeugen des „alten Erfurts“ im Rathaus. Einwohnermeldeamt, Standesamt, Volksbücherei und museale Bestände zogen so in ein Gebäude mit historischem Charakter. 1922 fand das neue Naturkundemuseum im 2. Obergeschoss sein Domizil. Als die DDR-Bezirksstadt ein echtes Geschichtsmuseum erhalten sollte, entstand 1974 im ganzen Haus das Museum für Stadtgeschichte. Nach umfassender Sanierung und Neukonzeption eröffnete 1994 das Stadtmuseum „Haus zum Stockfisch“ seine Pforten.   
Aus der Heimstatt eines „stinkreichen“ Waidjunkers wurde bis 1909 unter Stadtbaurat Paul Peters ein modernes Amtsgebäude mit elektrischem Strom. Die Sanierung erfolgte jedoch behutsam im Sinne der jungen Denkmalpflege. Dies spiegelt die Wertschätzung für die Zeugen des „alten Erfurts“ im Rathaus. Einwohnermeldeamt, Standesamt, Volksbücherei und museale Bestände zogen so in ein Gebäude mit historischem Charakter. 1922 fand das neue Naturkundemuseum im 2. Obergeschoss sein Domizil. Als die DDR-Bezirksstadt ein echtes Geschichtsmuseum erhalten sollte, entstand 1974 im ganzen Haus das Museum für Stadtgeschichte. Nach umfassender Sanierung und Neukonzeption eröffnete 1994 das Stadtmuseum „Haus zum Stockfisch“ seine Pforten.   


Nunmehr wäre es Zeit für den nächsten Schritt in der 120-jährigen Museumsgeschichte des Hauses. In Zeiten finanzieller Nöte sollte man sich statt aufwändiger Museumsstrukturkonzepte wieder den bestehenden Museen widmen, um diese mit überschaubarem Aufwand fit für die Zukunft zu machen. Beim Stadtmuseum hat der Stadtrat schon 2023 die Prüfung „baulicher Veränderungen am ‚Haus zum Stockfisch‘“ beschlossen. Dabei könnte man durchaus an Historisches anknüpfen, befanden sich doch hinter dem Haus geräumige Nebengebäude. Und moderne denkmalgerechte Anbauten haben schon bei so manchem Museum die Attraktivität gesteigert. Das prächtige Bürgerhaus sollte der Stadt auch für kommende Generationen erhalten bleiben. Es steht symbolisch für die Mittelaltermetropole, Erfurts historische DNA und Herzstück des Tourismus. Das Museum präsentiert mit hochkarätigen Exponaten die Blütezeit als eine der größten Städte des Reiches, als älteste Universität Deutschlands, an der Luther studierte. Es bietet für das jüdische Erbe den Kontext und könnte mit dem künftigen UNESCO-Welterbezentrum kooperieren.  
Nunmehr wäre es Zeit für den nächsten Schritt in der 120-jährigen Museumsgeschichte des Hauses. In Zeiten finanzieller Nöte sollte man sich statt aufwändiger Museumsstrukturkonzepte wieder den bestehenden Museen widmen, um diese mit überschaubarem Aufwand fit für die Zukunft zu machen. Beim Stadtmuseum hat der Stadtrat schon 2023 die Prüfung „baulicher Veränderungen am ‚Haus zum Stockfisch‘“ beschlossen. Dabei könnte man durchaus an Historisches anknüpfen, befanden sich doch hinter dem Haus geräumige Nebengebäude. Und moderne denkmalgerechte Anbauten haben schon bei so manchem Museum die Attraktivität gesteigert.  
 
Das prächtige Bürgerhaus sollte der Stadt auch für kommende Generationen erhalten bleiben. Es steht symbolisch für die Mittelaltermetropole, Erfurts historische DNA und Herzstück des Tourismus. Das Museum präsentiert mit hochkarätigen Exponaten die Blütezeit als eine der größten Städte des Reiches, als älteste Universität Deutschlands, an der Luther studierte. Es bietet für das jüdische Erbe den Kontext und könnte mit dem künftigen UNESCO-Welterbezentrum kooperieren.  




'''[[Steffen Rassloff|Dr. Steffen Raßloff]]''' in: '''Thüringer Allgemeine''' vom 08.12.2025.
'''[[Steffen Rassloff|Dr. Steffen Raßloff]]''' in: '''Thüringer Allgemeine''' vom 08.12.2025.

Version vom 17. Dezember 2025, 08:01 Uhr

Symbol der Mittelaltermetropole

StockfischDenkmale3.jpg

1905 rettete die Stadt Erfurt das prächtige "Haus zum Stockfisch" in der Johannesstraße, heute Sitz des Stadtmuseums, vor dem Abriss.


1905 erwarb die Stadt Erfurt das „Haus zum Stockfisch“ in der Johannesstraße. Sie rettete damit in der aufstrebenden Industriegroßstadt eines der „prächtigsten und imposantesten Baudenkmäler“, so die Presse. Das Haus hatte ein „Opfer moderner Bauspekulation“ werden sollen, wogegen der Magistrat sein Veto einlegte. Für 120.000 Mark, davon 10.000 Spenden aus der Bürgerschaft, ging es an die Kommune. Das Gebäude hatte seine markante Renaissance-Fassade ab 1607 durch den Waidhändler und Biereigen Paul Ziegler aus einer der bedeutendsten Patrizierfamilien erhalten. Vor dem Verkauf bestimmten aber nicht mehr das auf den Dachböden unter üblen Gerüchen hergestellte Blaufärbemittel Waid und das Bierbrauen den Gebäudekomplex. Er diente zuletzt als Geschäftshaus von Kaufmann Lorenz Döhler.

Aus der Heimstatt eines „stinkreichen“ Waidjunkers wurde bis 1909 unter Stadtbaurat Paul Peters ein modernes Amtsgebäude mit elektrischem Strom. Die Sanierung erfolgte jedoch behutsam im Sinne der jungen Denkmalpflege. Dies spiegelt die Wertschätzung für die Zeugen des „alten Erfurts“ im Rathaus. Einwohnermeldeamt, Standesamt, Volksbücherei und museale Bestände zogen so in ein Gebäude mit historischem Charakter. 1922 fand das neue Naturkundemuseum im 2. Obergeschoss sein Domizil. Als die DDR-Bezirksstadt ein echtes Geschichtsmuseum erhalten sollte, entstand 1974 im ganzen Haus das Museum für Stadtgeschichte. Nach umfassender Sanierung und Neukonzeption eröffnete 1994 das Stadtmuseum „Haus zum Stockfisch“ seine Pforten.

Nunmehr wäre es Zeit für den nächsten Schritt in der 120-jährigen Museumsgeschichte des Hauses. In Zeiten finanzieller Nöte sollte man sich statt aufwändiger Museumsstrukturkonzepte wieder den bestehenden Museen widmen, um diese mit überschaubarem Aufwand fit für die Zukunft zu machen. Beim Stadtmuseum hat der Stadtrat schon 2023 die Prüfung „baulicher Veränderungen am ‚Haus zum Stockfisch‘“ beschlossen. Dabei könnte man durchaus an Historisches anknüpfen, befanden sich doch hinter dem Haus geräumige Nebengebäude. Und moderne denkmalgerechte Anbauten haben schon bei so manchem Museum die Attraktivität gesteigert.

Das prächtige Bürgerhaus sollte der Stadt auch für kommende Generationen erhalten bleiben. Es steht symbolisch für die Mittelaltermetropole, Erfurts historische DNA und Herzstück des Tourismus. Das Museum präsentiert mit hochkarätigen Exponaten die Blütezeit als eine der größten Städte des Reiches, als älteste Universität Deutschlands, an der Luther studierte. Es bietet für das jüdische Erbe den Kontext und könnte mit dem künftigen UNESCO-Welterbezentrum kooperieren.


Dr. Steffen Raßloff in: Thüringer Allgemeine vom 08.12.2025.