Thueringen das Gruene Herz Deutschlands: Unterschied zwischen den Versionen

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= Thüringen – Das Grüne Herz Deutschlands =
= Thüringen – Das Grüne Herz Deutschlands =


'''Thüringen darf sich als waldreiches Bundesland „Grünes Herz Deutschlands“ nennen. Seine Naturschätze reichen vom Thüringer Wald mit dem Rennsteig bis zum Nationalpark Hainich, der zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt.'''   
[[Datei:TriniusGH1910.jpg|310px|right]]'''Das einzigartige Kulturland Thüringen darf sich auch das "Grüne Herz Deutschlands" nennen. Seine Naturschätze reichen vom Thüringer Wald bis zum UNESCO-Weltnaturerbe Nationalpark Hainich.'''   




[[Datei:TriniusGruenesHerz5.jpg|310px|right]]Thüringen trägt dank seiner natürlichen Reize den Titel „Grünes Herz Deutschlands“. Als klassisches Tourismusland hat man diese Marke seit dem späten 19. Jahrhundert aufgebaut. Am nachhaltigsten wirkte das gleichnamige, 1896 erstmals aufgelegte Buch von Wanderschriftsteller August Trinius. Der Slogan diente zugleich der Identitätsstiftung im kleinstaatlichen Thüringen und der Außendarstellung des 1920 gebildeten Landes Thüringen. In der DDR-Zeit mit der Aufteilung Thüringens in die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl geriet er aus der öffentlichen Wahrnehmung. Nach 1990 knüpfte man im Freistaat Thüringen erfolgreich an die eingängige und identitätsstiftende Marke an, die schon während der friedlichen Revolution 1989 mit der Forderung nach einer Wiedergründung Thüringens aufgetaucht war.
Das Kulturland Thüringen nennt sich dank seiner natürlichen Reize auch "Grünes Herz Deutschlands". Schriftsteller August Trinius (1851-1919) veröffentlichte den Titel erstmals 1896 in einem Sammelband, 1910 erschien sein Bestseller "Das grüne Herz Deutschlands. Eine Wanderfahrt durch den Thüringer Wald" (Abb.). Thüringen, "durchtränkt von Kultur und Geschichte" wie keine andere Region, charakterisiert Trinius so: "Wegen seiner geografischen Lage inmitten des geeinten Vaterlandes nennt man es das Herz Deutschlands und grün, den Reichtum und die Schönheit seiner weiten Wälder hervorzuheben." Der Slogan diente fortan Tourismus und Identitätsstiftung im kleinstaatlichen Thüringen, im 1920 gebildeten Land der Weimarer Republik und im NS-Gau des Dritten Reiches. In der DDR mit der Aufteilung des Landes in Bezirke rückte er aus der Öffentlichkeit, ohne in Vergessenheit zu geraten. Die ungebrochene Zugkraft zeigte sich in der Übernahme durch die Steiermark als "Grünes Herz Österreichs" 1972. Nach 1990 knüpfte man im Freistaat Thüringen unter CDU-geführten Regierungen an die Marke an, die mit der Friedlichen Revolution 1989 sofort wieder aufgetaucht war.  


In jüngster Vergangenheit wurde das Grüne Herz allerdings von der rot-rot-grünen Landesregierung als verstaubtes Marketing abgetan und dessen "völkische Vergangenheit" sowie die Nutzung durch die Nationalsozialisten betont. Letzteres findet sich freilich bei vielen Themen bis hin zu UNESCO-Weltkulturerbe Wartburg und Weimar. So berechtigt die Hinweise sind, sollte man damit nicht in verengender historischer Perspektive bedeutende Traditionen Thüringens diskreditieren. Der noch immer weithin bekannte Slogan liefert letztlich zwei zeitlose Botschaften: Thüringen liegt in der Mitte Deutschlands und wird von einer reizvollen Landschaft geprägt. In innovativer Kombination mit dem einzigartigen Kulturland könnte es den Tourismus des Freistaats und das Selbstverständnis der Thüringer wieder nachhaltig profilieren.  
Von den rot-rot-grünen Landesregierungen 2014-2024 wurde das Grüne Herz jedoch als "verstaubt" abgetan und die Instrumentalisierung in der NS-Zeit betont. Letztere findet sich freilich bei vielen Themen bis hin zu UNESCO-Weltkulturerbe Wartburg und Weimar. Damit sollte man nicht in selektiver und verengender Perspektive bedeutende Traditionen diskreditieren. Der Slogan liefert letztlich eine zeitlose Botschaft, die alle politischen Umbrüche überdauerte: Thüringen liegt im Herzen Deutschlands und wird von einer reizvollen Landschaft geprägt. In Kombination mit dem einzigartigen Kulturland könnte es Tourismus, Marketing und Identität der Thüringer wieder nachhaltig profilieren. In diesem Sinne wurde 2024 im Regierungsvertrag der neuen CDU-geführten Landesregierung festgelegt: "Wir wollen ein neues Leitbild Grünes Herz Deutschlands entwickeln, das Thüringens natürliche und kulturelle Vielfalt betont." Die neue Dachmarke wird in einem breiten partizipativen Prozess erarbeitet. 


Und Thüringen darf sich mit Recht das Grüne Herz Deutschlands nennen. Es liegt mit 33 Prozent Waldanteil an der Gesamtfläche über dem Bundesdurchschnitt von knapp 30 Prozent und wird in weiten Teilen von einer harmonischen Mittelgebirgs- und Hügellandschaft geprägt. Etwa ein Viertel der Landesfläche wird als Nationale Naturlandschaften erhalten und entwickelt: Naturpark Südharz, Naturpark Kyffhäuser, Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal, Nationalpark Hainich, Naturpark Thüringer Wald, Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald, Biosphärenreservat Rhön und Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale.
Thüringen liegt mit 33 Prozent Waldanteil über dem Bundesdurchschnitt und wird in weiten Teilen von einer harmonischen Mittelgebirgs- und Hügellandschaft geprägt. Ein Viertel der Landesfläche wird als Nationale Naturlandschaften entwickelt. Der bekannteste Naturschatz ist der Thüringer Wald mit dem anschließenden Thüringer Schiefergebirge. Höchster Gipfel ist der Große Beerberg (983 m), dominierende Landmarke der Große Inselsberg (916 m). Große Bekanntheit genießt der Rennsteig, der rund 170 Kilometer lange Kammweg; das Rennsteiglied von Herbert Roth gilt als Hymne Thüringens. Im Umfeld des meistbegangenen Weitwanderweges in Deutschland liegen beliebte Urlauberorte, wie die Wintersporthochburg Oberhof. Seit 1973 hat sich der GutsMuths-Rennsteiglauf zum größten Landschaftslauf Europas entwickelt. Besondere Bedeutung besitzen auch der Nationalpark Hainich als UNESCO-Weltnaturerbe (2011), der Kyffhäuser mit dem Kyffhäuserdenkmal und das "Thüringer Meer" der Saalestauseen. Viele weitere Naturlandschaften runden das Bild ab: Südharz, Eichsfeld, Ohmgebirge, Dün, Windleite, Hainleite, Schmücke, Hohe Schrecke, Finne, Rhön und Thüringer Holzland.
 
Der bekannteste Naturschatz ist der Thüringer Wald mit dem südöstlich anschließenden Thüringer Schiefergebirge. Höchster Gipfel ist der Große Beerberg (983 m), dominierende Landmarke der Große Inselsberg (916 m). Große Bekanntheit genießt der Rennsteig, der rund 170 Kilometer lange Kammweg; das 1951 erstmals von Herbert Roth gesungene Rennsteiglied gilt als heimliche Nationalhymne Thüringens. Im Umfeld des meistbegangenen Weitwanderweges in Deutschland liegen die beliebtesten Urlauberorte, allen voran die Wintersporthochburg Oberhof. Seit 1973 hat sich der jährliche GutsMuths-Rennsteiglauf zudem zum größten Landschaftslauf Europas entwickelt.  
 
Besondere Bedeutung besitzt auch der Hainich als UNESCO-Weltnaturerbe (2011). Hauptziel des Nationalparks ist der Schutz des einheimischen Buchenwaldes und seiner Bewohner, wie der seltenen Wildkatze. Hier soll auf einem ehemaligen Militärgelände der größte Urwald Deutschlands entstehen. Zu den Highlights zählen der Baumkronenpfad am Nationalparkzentrum Thiemsburg und das Wildkatzendorf Hütscheroda. Weitere Anziehungspunkte des Grünen Herzens sind der Kyffhäuser mit dem imposanten Kyffhäuserdenkmal (1896) und das „Thüringer Meer“ der Saalestauseen. Viele kleinere Mittelgebirgs- und Hügellandschaften runden das Bild ab: Südharz, Eichsfeld, Ohmgebirge, Dün, Windleite, Hainleite, Schmücke, Hohe Schrecke, Finne, Holzland und Rhön.
    
    
('''[[Steffen Rassloff|Dr. Steffen Raßloff]]''')  
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'''Lesetipps:'''  
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Steffen Raßloff: '''[[Geschichte Thüringens Beck Wissen|Geschichte Thüringens]]'''. München 2010 (2. Auflage 2020).
Steffen Raßloff: '''[[Thueringen Gruenes Herz mit grosser Geschichte|Thüringen. Grünes Herz mit großer Geschichte]]'''. Ilmenau 2026. ''(erscheint März 2026)''


Steffen Raßloff: '''Das Grüne Herz Deutschlands. Thüringen und sein Wald.''' In: '''[[Thueringen 55 Highlights aus der Geschichte|Thüringen. 55 Highlights aus der Geschichte]].''' Erfurt 2018 (3. Auflage 2022). S. 112 f.
Steffen Raßloff: '''[[Geschichte Thüringens Beck Wissen|Geschichte Thüringens]]'''. München 2010 (3. Auflage 2025).


Rüdiger Haufe: '''Das "grüne Herz Deutschlands" - Eine Metapher im Spannungsfeld von Regionalismus, Nationalismus und Tourismus.''' In: Detlef Altenburg/Lothar Ehrlich/Jürgen John (Hg.): Im Herzen Europas. Nationale Identitäten und Erinnerungskulturen. Köln/Weimar/Wien 2008, S. 219-250.
Rüdiger Haufe: '''Das "grüne Herz Deutschlands" - Eine Metapher im Spannungsfeld von Regionalismus, Nationalismus und Tourismus.''' In: Detlef Altenburg/Lothar Ehrlich/Jürgen John (Hg.): Im Herzen Europas. Nationale Identitäten und Erinnerungskulturen. Köln/Weimar/Wien 2008, S. 219-250.


   
   
Siehe auch: '''[[Geschichte Thüringens]]''', '''[[Debatte Tourismus Gruenes Herz Thueringen|Tourismus-Debatte um Grünes Herz]]''', '''[https://www.nationalpark-hainich.de/de/index.html Nationalpark Hainich]''', '''[https://www.naturpark-thueringer-wald.de/ Naturpark Thüringer Wald]''', '''[https://nationale-naturlandschaften.de/gebiete/region/thueringen Nationale Naturlandschaften Thüringen]'''
Siehe auch: '''[[Geschichte Thüringens]]''', '''[https://nationale-naturlandschaften.de/gebiete/region/thueringen Nationale Naturlandschaften Thüringen]''', '''[https://www.wanderverband-thueringen.de/ Thüringer Wanderverband]''', '''[https://www.rennsteigverein.de/index.html Rennsteigverein]''', '''[https://www.thueringerwaldverein.de/ Thüringerwald-Verein]''', '''[https://www.thueringerbergburgwaldgemeinden.de/ Bund der Thüringer Berg-, Burg und Waldgemeinden]''', '''[https://thueringer-gebirgs-und-wanderverein.de/ Thüringer Gebirgs- und Wanderverein]''', '''[https://www.thueringen-entdecken.de/ Thüringen Tourismus]'''
 
 
[[Datei:SymposiumGruenesHerz2023.jpg|400px|left]]

Aktuelle Version vom 5. Dezember 2025, 13:18 Uhr

Thüringen – Das Grüne Herz Deutschlands

TriniusGH1910.jpg

Das einzigartige Kulturland Thüringen darf sich auch das "Grüne Herz Deutschlands" nennen. Seine Naturschätze reichen vom Thüringer Wald bis zum UNESCO-Weltnaturerbe Nationalpark Hainich.


Das Kulturland Thüringen nennt sich dank seiner natürlichen Reize auch "Grünes Herz Deutschlands". Schriftsteller August Trinius (1851-1919) veröffentlichte den Titel erstmals 1896 in einem Sammelband, 1910 erschien sein Bestseller "Das grüne Herz Deutschlands. Eine Wanderfahrt durch den Thüringer Wald" (Abb.). Thüringen, "durchtränkt von Kultur und Geschichte" wie keine andere Region, charakterisiert Trinius so: "Wegen seiner geografischen Lage inmitten des geeinten Vaterlandes nennt man es das Herz Deutschlands und grün, den Reichtum und die Schönheit seiner weiten Wälder hervorzuheben." Der Slogan diente fortan Tourismus und Identitätsstiftung im kleinstaatlichen Thüringen, im 1920 gebildeten Land der Weimarer Republik und im NS-Gau des Dritten Reiches. In der DDR mit der Aufteilung des Landes in Bezirke rückte er aus der Öffentlichkeit, ohne in Vergessenheit zu geraten. Die ungebrochene Zugkraft zeigte sich in der Übernahme durch die Steiermark als "Grünes Herz Österreichs" 1972. Nach 1990 knüpfte man im Freistaat Thüringen unter CDU-geführten Regierungen an die Marke an, die mit der Friedlichen Revolution 1989 sofort wieder aufgetaucht war.

Von den rot-rot-grünen Landesregierungen 2014-2024 wurde das Grüne Herz jedoch als "verstaubt" abgetan und die Instrumentalisierung in der NS-Zeit betont. Letztere findet sich freilich bei vielen Themen bis hin zu UNESCO-Weltkulturerbe Wartburg und Weimar. Damit sollte man nicht in selektiver und verengender Perspektive bedeutende Traditionen diskreditieren. Der Slogan liefert letztlich eine zeitlose Botschaft, die alle politischen Umbrüche überdauerte: Thüringen liegt im Herzen Deutschlands und wird von einer reizvollen Landschaft geprägt. In Kombination mit dem einzigartigen Kulturland könnte es Tourismus, Marketing und Identität der Thüringer wieder nachhaltig profilieren. In diesem Sinne wurde 2024 im Regierungsvertrag der neuen CDU-geführten Landesregierung festgelegt: "Wir wollen ein neues Leitbild Grünes Herz Deutschlands entwickeln, das Thüringens natürliche und kulturelle Vielfalt betont." Die neue Dachmarke wird in einem breiten partizipativen Prozess erarbeitet.

Thüringen liegt mit 33 Prozent Waldanteil über dem Bundesdurchschnitt und wird in weiten Teilen von einer harmonischen Mittelgebirgs- und Hügellandschaft geprägt. Ein Viertel der Landesfläche wird als Nationale Naturlandschaften entwickelt. Der bekannteste Naturschatz ist der Thüringer Wald mit dem anschließenden Thüringer Schiefergebirge. Höchster Gipfel ist der Große Beerberg (983 m), dominierende Landmarke der Große Inselsberg (916 m). Große Bekanntheit genießt der Rennsteig, der rund 170 Kilometer lange Kammweg; das Rennsteiglied von Herbert Roth gilt als Hymne Thüringens. Im Umfeld des meistbegangenen Weitwanderweges in Deutschland liegen beliebte Urlauberorte, wie die Wintersporthochburg Oberhof. Seit 1973 hat sich der GutsMuths-Rennsteiglauf zum größten Landschaftslauf Europas entwickelt. Besondere Bedeutung besitzen auch der Nationalpark Hainich als UNESCO-Weltnaturerbe (2011), der Kyffhäuser mit dem Kyffhäuserdenkmal und das "Thüringer Meer" der Saalestauseen. Viele weitere Naturlandschaften runden das Bild ab: Südharz, Eichsfeld, Ohmgebirge, Dün, Windleite, Hainleite, Schmücke, Hohe Schrecke, Finne, Rhön und Thüringer Holzland.

(Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipps:

Steffen Raßloff: Thüringen. Grünes Herz mit großer Geschichte. Ilmenau 2026. (erscheint März 2026)

Steffen Raßloff: Geschichte Thüringens. München 2010 (3. Auflage 2025).

Rüdiger Haufe: Das "grüne Herz Deutschlands" - Eine Metapher im Spannungsfeld von Regionalismus, Nationalismus und Tourismus. In: Detlef Altenburg/Lothar Ehrlich/Jürgen John (Hg.): Im Herzen Europas. Nationale Identitäten und Erinnerungskulturen. Köln/Weimar/Wien 2008, S. 219-250.


Siehe auch: Geschichte Thüringens, Nationale Naturlandschaften Thüringen, Thüringer Wanderverband, Rennsteigverein, Thüringerwald-Verein, Bund der Thüringer Berg-, Burg und Waldgemeinden, Thüringer Gebirgs- und Wanderverein, Thüringen Tourismus