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Dauerhafte Bekanntheit hat der Erfurter Humanistenkreis durch die „Dunkelmännerbriefe“ erlangt, in denen die Kontroverse zwischen Humanisten und konservativen Gelehrten- und Kirchenkreisen kulminierte. Die „Epistolae obscurorum virorum“ von 1515/17 stellen eine der treffendsten Satiren gegen die verknöcherte Scholastik und den lasterhaften Klerus des ausgehenden Mittelalters dar. Auch wenn die Bohlenstube mit dem markanten „Humanistenerker“ zur Kirchhofsgasse nach neueren Forschungen nicht mehr als der Treffpunkt des Erfurter Humanistenkreises gilt, bleibt der Ruhm der Engelsburg doch ungebrochen. Wahrscheinlich hat er nur wenige Meter weiter in dem 1952 abgerissenen Haus in der Allerheiligenstraße getafelt und gedichtet, auf dessen Grundmauern heute der moderne Eingangsbereich steht. | Dauerhafte Bekanntheit hat der Erfurter Humanistenkreis durch die „Dunkelmännerbriefe“ erlangt, in denen die Kontroverse zwischen Humanisten und konservativen Gelehrten- und Kirchenkreisen kulminierte. Die „Epistolae obscurorum virorum“ von 1515/17 stellen eine der treffendsten Satiren gegen die verknöcherte Scholastik und den lasterhaften Klerus des ausgehenden Mittelalters dar. Auch wenn die Bohlenstube mit dem markanten „Humanistenerker“ zur Kirchhofsgasse nach neueren Forschungen nicht mehr als der Treffpunkt des Erfurter Humanistenkreises gilt, bleibt der Ruhm der Engelsburg doch ungebrochen. Wahrscheinlich hat er nur wenige Meter weiter in dem 1952 abgerissenen Haus in der Allerheiligenstraße getafelt und gedichtet, auf dessen Grundmauern heute der moderne Eingangsbereich steht. | ||
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''' | Steffen Raßloff: '''[[Dunkelmännerbriefe_Erfurter_Humanistenkreis|Dunkelmänner. Der Erfurter Humanistenkreis]]'''. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 38 f. | ||
Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Engelsburg Erfurt|Engelsburg]]''', '''[[Dunkelmännerbriefe_Erfurter_Humanistenkreis|Dunkelmännerbriefe]]''', '''[[Universität Erfurt|Universität]]''', '''[[Universitätsgesellschaft Erfurt|Universitätsgesellschaft]]''' | Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Engelsburg Erfurt|Engelsburg]]''', '''[[Dunkelmännerbriefe_Erfurter_Humanistenkreis|Dunkelmännerbriefe]]''', '''[[Universität Erfurt|Universität]]''', '''[[Universitätsgesellschaft Erfurt|Universitätsgesellschaft]]''' |
Aktuelle Version vom 1. Oktober 2022, 12:58 Uhr
Gedenktafel Engelsburg
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (10.11.2012)
Akademische Geselligkeit
DENKMALE IN ERFURT (71): Die Engelsburg ist eng mit der Erfurter Universitätsgeschichte verbunden.
Kein anderes historisches Gebäude in Erfurt ist so von akademischer Geselligkeit geprägt wie die Engelsburg in der Allerheiligenstraße. Einst Heim des bedeutenden Erfurter Humanistenkreises um Helius Eobanus Hessus, verbringt heute in dem stimmungsvollen Studentenzentrum mit Biergarten, Gaststätten und Veranstaltungskeller nicht nur der Hochschulnachwuchs viele frohe Stunden. Über allem schwebt dabei gewissermaßen der Geist des Humanismus. Die große geistige Erneuerungsbewegung an der Schwelle zur Neuzeit hatte in Erfurt und an seiner berühmten Universität seit dem späten 15. Jahrhundert Fuß gefasst. Von 1514 bis 1526 versammelte sich in der Engelsburg der Kreis um „Poetenkönig“ Hessus. Hier gingen trinkfeste Geselligkeit und humanistische Bildung mit ihrem Rückbezug auf die griechisch-römische Antike eine charakteristische Bindung ein. Der Hessus-Kreis begrüßte auch enthusiastisch die Reformation Martin Luthers, der als Freund von Hausbesitzer und Universitätsrektor Georg Sturtz und Eobanus Hessus mehrfach in der Engelsburg zu Gast war.
Dauerhafte Bekanntheit hat der Erfurter Humanistenkreis durch die „Dunkelmännerbriefe“ erlangt, in denen die Kontroverse zwischen Humanisten und konservativen Gelehrten- und Kirchenkreisen kulminierte. Die „Epistolae obscurorum virorum“ von 1515/17 stellen eine der treffendsten Satiren gegen die verknöcherte Scholastik und den lasterhaften Klerus des ausgehenden Mittelalters dar. Auch wenn die Bohlenstube mit dem markanten „Humanistenerker“ zur Kirchhofsgasse nach neueren Forschungen nicht mehr als der Treffpunkt des Erfurter Humanistenkreises gilt, bleibt der Ruhm der Engelsburg doch ungebrochen. Wahrscheinlich hat er nur wenige Meter weiter in dem 1952 abgerissenen Haus in der Allerheiligenstraße getafelt und gedichtet, auf dessen Grundmauern heute der moderne Eingangsbereich steht.
Auf die große Bedeutung der Humanistenstätte Engelsburg haben eine Reihe von Gedenktafeln hingewiesen. Ältere Exemplare finden sich etwa im lauschigen Innenhof. Jüngst konnte im Auftrag der Universitätsgesellschaft Erfurt, die der Engelsburg eng verbunden ist und in der besagten Bohlenstube ihre Vorstandssitzungen abhält, die aktuelle Gedenktafel an der Ecke Kirchhofsgasse erneuert werden. Die vor 25 Jahren entstandene Bürgerbewegung zur Universitäts-Wiedergründung hatte seit Anfang der 1990er Jahre viele Erinnerungsorte der Alten Universität mit solchen Tafeln markiert. Nach der von der Firma Bethke Projekt unentgeltlich durchgeführten Überarbeitung wird nun auch auf das Gründungsprivileg von 1379 hingewiesen. Nach neuen Forschungsergebnissen kann Erfurt hiermit als die älteste Universität im heutigen Deutschland gelten.
Lesetipp:
Steffen Raßloff: Dunkelmänner. Der Erfurter Humanistenkreis. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 38 f.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Engelsburg, Dunkelmännerbriefe, Universität, Universitätsgesellschaft