Alfred Machol Denkmal: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Beitrag der Serie [[Denkmale in Erfurt|Denkmale in Erfurt]] aus der Thüringer Allgemeine von [[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]] (28.01.2012)'''
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[[Datei:MacholBueste.JPG|300px|right]]Der Schriftstellers Friedrich Wolf hat mit dem Drama „Professor Mamlock“ den vielen deutschen Ärzten ein literarisches Denkmal gesetzt, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 nicht nur ihren Beruf verloren. Das Stück erzählt von dem jüdischen Arzt Hans Mamlock, Leiter einer chirurgischen Klinik. National eingestellt und treuer Hindenburg-Wähler, kann er die antisemitischen Anfeindungen der Nazis nicht verstehen und begeht schließlich Selbstmord.
[[Datei:MacholBueste2.JPG|310px|right]]Der Schriftstellers Friedrich Wolf hat mit dem Drama „Professor Mamlock“ den vielen deutschen Ärzten ein literarisches Denkmal gesetzt, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 nicht nur ihren Beruf verloren. Das Stück erzählt von dem jüdischen Arzt Hans Mamlock, Leiter einer chirurgischen Klinik. National eingestellt und treuer Hindenburg-Wähler, kann er die antisemitischen Anfeindungen der Nazis nicht verstehen und begeht schließlich Selbstmord.


Auch in Erfurt waren nach 1933 Ärzte von der rassistischen Ausgrenzung betroffen. Der prominenteste war Prof. Dr. Alfred Machol (1875-1937), in dessen Schicksal sich viele Parallelen zu dem fiktiven Kollegen Mamlock finden. Der Sohn eines jüdischen Weinhändlers aus der Rheinpfalz hatte eine gediegene Ausbildung genossen. Dem Studium folgte 1900 die Promotion. Die Ausbildung zum Chirurgen absolvierte er an mehreren renommierten deutschen Kliniken. 1907 wechselte Machol an die Universitätsklinik Bonn, wo er sich als Privatdozent für Chirurgie und Orthopädie habilitierte. 1911 erhielt er den Professoren-Titel. Damit trat Alfred Machol am 16. Juli 1914 bereits als eine ausgewiesene Kapazität den Dienst als Direktor des Städtischen Krankenhauses und Oberarzt der Chirurgischen Klinik in Erfurt an.  
Auch in Erfurt waren nach 1933 Ärzte von der rassistischen Ausgrenzung betroffen. Der prominenteste war Prof. Dr. Alfred Machol (1875-1937), in dessen Schicksal sich viele Parallelen zu dem fiktiven Kollegen Mamlock finden. Der Sohn eines jüdischen Weinhändlers aus der Rheinpfalz hatte eine gediegene Ausbildung genossen. Dem Studium folgte 1900 die Promotion. Die Ausbildung zum Chirurgen absolvierte er an mehreren renommierten deutschen Kliniken. 1907 wechselte Machol an die Universitätsklinik Bonn, wo er sich als Privatdozent für Chirurgie und Orthopädie habilitierte. 1911 erhielt er den Professoren-Titel. Damit trat Alfred Machol am 16. Juli 1914 bereits als eine ausgewiesene Kapazität den Dienst als Direktor des Städtischen Krankenhauses und Oberarzt der Chirurgischen Klinik in Erfurt an.  
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All dies war 1933 nichts mehr Wert. Machol, im Ersten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und nationalkonservativ eingestellt, ereilte das gleiche Schicksal wie hunderte andere jüdische Ärzte. Im April reichte er sein Pensionierungsgesuch ein, womit er den Schikanen der Nazis nur zuvor kam. Wenig später zog Machol nach Naumburg und verstarb dort 1937. Im Jahre 1953 ehrte die Stadt Erfurt mit einer von Hans Walther gestalteten bronzenen Büste vor der Chirurgischen Klinik den großen Mediziner. Seine Biographie nachgezeichnet hat 1977 Dr. Lothar Kaiser. Dieser war Mitarbeiter der 1954 gegründeten Medizinischen Akademie Erfurt, um die sich auch schon Machol bemüht hatte.
All dies war 1933 nichts mehr Wert. Machol, im Ersten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und nationalkonservativ eingestellt, ereilte das gleiche Schicksal wie hunderte andere jüdische Ärzte. Im April reichte er sein Pensionierungsgesuch ein, womit er den Schikanen der Nazis nur zuvor kam. Wenig später zog Machol nach Naumburg und verstarb dort 1937. Im Jahre 1953 ehrte die Stadt Erfurt mit einer von Hans Walther gestalteten bronzenen Büste vor der Chirurgischen Klinik den großen Mediziner. Seine Biographie nachgezeichnet hat 1977 Dr. Lothar Kaiser. Dieser war Mitarbeiter der 1954 gegründeten Medizinischen Akademie Erfurt, um die sich auch schon Machol bemüht hatte.
Literaturtipp:
'''Steffen Raßloff: [[100 Denkmale in Erfurt|100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten]].''' Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.




Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Flucht in die nationale Volksgemeinschaft|Erfurter Bürgertum]]''', '''[[Erfurt im Nationalsozialismus]]''', '''[[Medizinische Akademie Erfurt]]'''
Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Flucht in die nationale Volksgemeinschaft|Erfurter Bürgertum]]''', '''[[Erfurt im Nationalsozialismus]]''', '''[[Medizinische Akademie Erfurt]]'''

Aktuelle Version vom 1. Oktober 2022, 12:35 Uhr

Alfred Machol

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (28.01.2012)


Mein Kind ist die Klinik

DENKMALE IN ERFURT (30): Alfred Machol war der renommierteste Arzt in Erfurt, bis ihn die Nazis 1933 aus dem Beruf drängten.


MacholBueste2.JPG

Der Schriftstellers Friedrich Wolf hat mit dem Drama „Professor Mamlock“ den vielen deutschen Ärzten ein literarisches Denkmal gesetzt, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 nicht nur ihren Beruf verloren. Das Stück erzählt von dem jüdischen Arzt Hans Mamlock, Leiter einer chirurgischen Klinik. National eingestellt und treuer Hindenburg-Wähler, kann er die antisemitischen Anfeindungen der Nazis nicht verstehen und begeht schließlich Selbstmord.

Auch in Erfurt waren nach 1933 Ärzte von der rassistischen Ausgrenzung betroffen. Der prominenteste war Prof. Dr. Alfred Machol (1875-1937), in dessen Schicksal sich viele Parallelen zu dem fiktiven Kollegen Mamlock finden. Der Sohn eines jüdischen Weinhändlers aus der Rheinpfalz hatte eine gediegene Ausbildung genossen. Dem Studium folgte 1900 die Promotion. Die Ausbildung zum Chirurgen absolvierte er an mehreren renommierten deutschen Kliniken. 1907 wechselte Machol an die Universitätsklinik Bonn, wo er sich als Privatdozent für Chirurgie und Orthopädie habilitierte. 1911 erhielt er den Professoren-Titel. Damit trat Alfred Machol am 16. Juli 1914 bereits als eine ausgewiesene Kapazität den Dienst als Direktor des Städtischen Krankenhauses und Oberarzt der Chirurgischen Klinik in Erfurt an.

Machols Hauptvermächtnis steht auf dem Gelände des heutigen Helios-Klinikums. Seiner Initiative ist der 1928 eingeweihte Neubau der Chirurgischen Klinik zu verdanken, dem heutigen Frau-Mutter-Kind-Zentrum. In der Eröffnungsrede lobte sein Freund, der berühmte Chirurg Prof. Ferdinand Sauerbruch: „Dies Krankenhaus ist einer der ganz wenigen Bauten mit Stil, mit künstlerischem sowohl als auch ärztlich-chirurgischem. Hier wurde hineingelegt, was kein Architekt allein vermag, die Sorgfalt, die Hingabe und was sonst noch Machols Person so auszeichnet.“ Der unverheiratete Arzt lebte ganz für seinen Beruf: „Mein Kind ist die Klinik.“

All dies war 1933 nichts mehr Wert. Machol, im Ersten Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet und nationalkonservativ eingestellt, ereilte das gleiche Schicksal wie hunderte andere jüdische Ärzte. Im April reichte er sein Pensionierungsgesuch ein, womit er den Schikanen der Nazis nur zuvor kam. Wenig später zog Machol nach Naumburg und verstarb dort 1937. Im Jahre 1953 ehrte die Stadt Erfurt mit einer von Hans Walther gestalteten bronzenen Büste vor der Chirurgischen Klinik den großen Mediziner. Seine Biographie nachgezeichnet hat 1977 Dr. Lothar Kaiser. Dieser war Mitarbeiter der 1954 gegründeten Medizinischen Akademie Erfurt, um die sich auch schon Machol bemüht hatte.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Erfurter Bürgertum, Erfurt im Nationalsozialismus, Medizinische Akademie Erfurt