Widerstand NS Theo Neubauer: Unterschied zwischen den Versionen
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70 Jahre Kriegsende (5) Für ihren Widerstand zahlten Linke wie Theo Neubauer noch kurz vor Kriegsende mit dem Leben | 70 Jahre Kriegsende (5): Für ihren Widerstand zahlten Linke wie Theo Neubauer noch kurz vor Kriegsende mit dem Leben | ||
Am 5. Februar 1945 wurde der gebürtige Erfurter Dr. Theodor Thilo Neubauer (1890-1945) im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet. Einen Monat zuvor hatte ihn der „Volksgerichtshof“ unter dem berüchtigten Präsidenten Roland Freisler zum Tode verurteilt. In der Urteilsbegründung stufte das höchste Gericht des Dritten Reiches für politische Strafsachen Theo Neubauer als „sich aus innerster Überzeugung zum Kommunismus bekennenden Akademiker ein“. Tatsächlich hatte der langjährige KPD-Politiker, in Erfurt als der „rote Doktor“ bekannt, nach 1933 eine zentrale Rolle im illegalen Widerstand gegen die NS-Diktatur gespielt. Zusammen mit Magnus Poser knüpfte er in Thüringen eines der größten Netzwerke, das mit anderen Widerstandsgruppen in Verbindung stand. Trotz mehrfacher Haft, u.a. im Konzentrationslager Buchenwald, hatte er sich nicht von seiner Überzeugung abbringen lassen. Im Juli 1944 wurde er von der Gestapo endgültig verhaftet. | [[Datei:NeubauerBueste.jpg|310px|right]]Am 5. Februar 1945 wurde der gebürtige Erfurter Dr. Theodor Thilo Neubauer (1890-1945) im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet. Einen Monat zuvor hatte ihn der „Volksgerichtshof“ unter dem berüchtigten Präsidenten Roland Freisler zum Tode verurteilt. In der Urteilsbegründung stufte das höchste Gericht des Dritten Reiches für politische Strafsachen Theo Neubauer als „sich aus innerster Überzeugung zum Kommunismus bekennenden Akademiker ein“. Tatsächlich hatte der langjährige KPD-Politiker, in Erfurt als der „rote Doktor“ bekannt, nach 1933 eine zentrale Rolle im illegalen Widerstand gegen die NS-Diktatur gespielt. Zusammen mit Magnus Poser knüpfte er in Thüringen eines der größten Netzwerke, das mit anderen Widerstandsgruppen in Verbindung stand. Trotz mehrfacher Haft, u.a. im Konzentrationslager Buchenwald, hatte er sich nicht von seiner Überzeugung abbringen lassen. Im Juli 1944 wurde er von der Gestapo endgültig verhaftet. | ||
Eine Denkmal-Büste vor dem Hauptgebäude der Universität in der Nordhäuser Straße erinnert bis heute an Theo Neubauer, der als junger Lehrer und Stadthistoriker in Erfurt sein Berufsleben begann. Das Werk von Walter Arnold war seinerzeit dem Namensgeber der Pädagogischen Hochschule gewidmet, Vorgänger der heutigen Universität. Die Verleihung jenes Namens anlässlich der Rangerhöhung des Pädagogischen Instituts zur Hochschule durch Volksbildungsministerin Margot Honecker 1969 war kein Zufall oder allein der Herkunft Neubauers geschuldet. Er galt vielmehr in der DDR als kommunistischer Musterpädagoge, nach dem auch die höchste Auszeichnung im Bildungswesen benannt war. | Eine Denkmal-Büste vor dem Hauptgebäude der Universität in der Nordhäuser Straße erinnert bis heute an Theo Neubauer, der als junger Lehrer und Stadthistoriker in Erfurt sein Berufsleben begann. Das Werk von Walter Arnold war seinerzeit dem Namensgeber der Pädagogischen Hochschule gewidmet, Vorgänger der heutigen Universität. Die Verleihung jenes Namens anlässlich der Rangerhöhung des Pädagogischen Instituts zur Hochschule durch Volksbildungsministerin Margot Honecker 1969 war kein Zufall oder allein der Herkunft Neubauers geschuldet. Er galt vielmehr in der DDR als kommunistischer Musterpädagoge, nach dem auch die höchste Auszeichnung im Bildungswesen benannt war. | ||
Trotz der Instrumentalisierung des Antifaschismus in der DDR und der eigenen totalitären Politikansätze der Kommunisten gilt es nach wie vor Persönlichkeiten wie Theo Neubauer die gebührende Achtung entgegen zu bringen. So konnte vor einigen Jahren auch die Entfernung des Neubauer-Denkmals im Zuge der Sanierungsarbeiten auf dem Universitäts-Campus verhindert werden. Neben einigen durchaus erkennbaren kritischen Ansätzen auch in bürgerlichen und konservativen Kreisen der Stadt waren es letztlich solche Vertreter der Arbeiterbewegung, die den Widerstand gegen die NS-Diktatur konsequent betrieben. Viele von ihnen zahlten noch in den letzten Kriegsmonaten wie Theo Neubauer hierfür mit dem Leben. Die große Mehrheit der Bevölkerung hat dagegen die Herrschaft der Nationalsozialisten buchstäblich bis zum bitteren Ende zumindest passiv mitgetragen. | Trotz der Instrumentalisierung des Antifaschismus in der DDR und der eigenen totalitären Politikansätze der Kommunisten gilt es nach wie vor Persönlichkeiten wie Theo Neubauer die gebührende Achtung entgegen zu bringen. So konnte vor einigen Jahren auch die Entfernung des Neubauer-Denkmals im Zuge der Sanierungsarbeiten auf dem Universitäts-Campus verhindert werden. Neben einigen durchaus erkennbaren kritischen Ansätzen auch in bürgerlichen und konservativen Kreisen der Stadt waren es letztlich solche Vertreter der Arbeiterbewegung, die den Widerstand gegen die NS-Diktatur konsequent betrieben. Viele von ihnen zahlten noch in den letzten Kriegsmonaten wie Theo Neubauer hierfür mit dem Leben. Die große Mehrheit der Bevölkerung hat dagegen die Herrschaft der Nationalsozialisten buchstäblich bis zum bitteren Ende zumindest passiv mitgetragen. (Foto: Dr. Steffen Raßloff) | ||
'''Lesetipp:''' | |||
Ulman Weiß (Hg.): '''[[Theodor Neubauer Mittelalter|Theodor Neubauer. Beiträge zum mittelalterlichen Erfurt]]'''. Erfurt 2017. | |||
Siehe auch: '''[[Theodor Neubauer]]''', '''[[Erfurt im Nationalsozialismus]]''' | Siehe auch: '''[[Theodor Neubauer]]''', '''[[Erfurt im Nationalsozialismus]]''' |
Aktuelle Version vom 1. Oktober 2022, 10:21 Uhr
Theodor Neubauer und NS-Widerstand
Beitrag der TA-Serie 70 Jahre Kriegsende 1945 von Dr. Steffen Raßloff (31.01.2015)
Überzeugter Kommunist
70 Jahre Kriegsende (5): Für ihren Widerstand zahlten Linke wie Theo Neubauer noch kurz vor Kriegsende mit dem Leben
Am 5. Februar 1945 wurde der gebürtige Erfurter Dr. Theodor Thilo Neubauer (1890-1945) im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet. Einen Monat zuvor hatte ihn der „Volksgerichtshof“ unter dem berüchtigten Präsidenten Roland Freisler zum Tode verurteilt. In der Urteilsbegründung stufte das höchste Gericht des Dritten Reiches für politische Strafsachen Theo Neubauer als „sich aus innerster Überzeugung zum Kommunismus bekennenden Akademiker ein“. Tatsächlich hatte der langjährige KPD-Politiker, in Erfurt als der „rote Doktor“ bekannt, nach 1933 eine zentrale Rolle im illegalen Widerstand gegen die NS-Diktatur gespielt. Zusammen mit Magnus Poser knüpfte er in Thüringen eines der größten Netzwerke, das mit anderen Widerstandsgruppen in Verbindung stand. Trotz mehrfacher Haft, u.a. im Konzentrationslager Buchenwald, hatte er sich nicht von seiner Überzeugung abbringen lassen. Im Juli 1944 wurde er von der Gestapo endgültig verhaftet.
Eine Denkmal-Büste vor dem Hauptgebäude der Universität in der Nordhäuser Straße erinnert bis heute an Theo Neubauer, der als junger Lehrer und Stadthistoriker in Erfurt sein Berufsleben begann. Das Werk von Walter Arnold war seinerzeit dem Namensgeber der Pädagogischen Hochschule gewidmet, Vorgänger der heutigen Universität. Die Verleihung jenes Namens anlässlich der Rangerhöhung des Pädagogischen Instituts zur Hochschule durch Volksbildungsministerin Margot Honecker 1969 war kein Zufall oder allein der Herkunft Neubauers geschuldet. Er galt vielmehr in der DDR als kommunistischer Musterpädagoge, nach dem auch die höchste Auszeichnung im Bildungswesen benannt war.
Trotz der Instrumentalisierung des Antifaschismus in der DDR und der eigenen totalitären Politikansätze der Kommunisten gilt es nach wie vor Persönlichkeiten wie Theo Neubauer die gebührende Achtung entgegen zu bringen. So konnte vor einigen Jahren auch die Entfernung des Neubauer-Denkmals im Zuge der Sanierungsarbeiten auf dem Universitäts-Campus verhindert werden. Neben einigen durchaus erkennbaren kritischen Ansätzen auch in bürgerlichen und konservativen Kreisen der Stadt waren es letztlich solche Vertreter der Arbeiterbewegung, die den Widerstand gegen die NS-Diktatur konsequent betrieben. Viele von ihnen zahlten noch in den letzten Kriegsmonaten wie Theo Neubauer hierfür mit dem Leben. Die große Mehrheit der Bevölkerung hat dagegen die Herrschaft der Nationalsozialisten buchstäblich bis zum bitteren Ende zumindest passiv mitgetragen. (Foto: Dr. Steffen Raßloff)
Lesetipp:
Ulman Weiß (Hg.): Theodor Neubauer. Beiträge zum mittelalterlichen Erfurt. Erfurt 2017.
Siehe auch: Theodor Neubauer, Erfurt im Nationalsozialismus