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Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Erfurter Geschichtsmuseen]]''', '''[[Stiftung Thueringer Schloesser und Gaerten|Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten]]''' | Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Erfurter Geschichtsmuseen]]''', '''[[Stiftung Thueringer Schloesser und Gaerten|Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten]]''' |
Version vom 9. Februar 2021, 11:37 Uhr
Schloss Molsdorf
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (10.05.2014)
Es lebe die Freude!
DENKMALE IN ERFURT (148): Schloss Molsdorf nimmt unter den Erfurter Bau- und Kulturdenkmalen eine Sonderrolle ein.
Erfurt spielte als wohlhabende Bürgerstadt, als alte Handelsmetropole und „heimliche Hauptstadt“ im kleinstaatlichen Thüringen stets eine Sonderrolle. Es unterscheidet sich so deutlich von den vielen umliegenden ehemaligen Residenzstädten mit ihren Schlössern und Parks. Dennoch hat auch Erfurt sein „kleines Versailles“. Seit der Kreisgebietsreform 1994 gehört das Örtchen Molsdorf mit dem gleichnamigen Schloss samt Park zum Erfurter Stadtgebiet. Als Liegenschaft der Thüringer Schlösserstiftung hat es Eingang in den ansehnlichen Bildband „Schatzkammer Thüringen“ von 2010 gefunden. Prägnant und anschaulich stellen dort Kristina Baum, ehemalige Direktorin des Schlossmuseums, und Dietger Hagner, Gartenreferent der Schlösserstiftung, das Schloss, seine Sammlungsschwerpunkte und den Schlosspark vor.
Hervorgegangen aus einer Wasserburg des 16. Jahrhunderts, erlebte das Schloss unter Bauherr und Besitzer Reichsgraf Gustav Adolph von Gotter zwischen 1734 und 1762 seine Blütezeit. Hieran erinnert auch der heutige Name der Hauptstraße im Ort. Der schillernde, lebenslustige Diplomat Gotter schuf laut Baum „ein Kleinod der Baukunst des 18. Jahrhunderts“. Noch immer atmen die Räume sein barockes Lebensmotto „Vive la joie!“ – „Es lebe die Freude!“. Der Schlosspark gilt als reizvolles Beispiel der Vereinigung zweier wichtiger Epochen der Gartenkunst, des Barockgartens der Gotter-Zeit mit dem späteren Landschaftspark des 19. Jahrhunderts. Auf Gotter folgte eine Reihe weiterer Besitzer wie den Gothaer Herzögen, ehe Schloss und Park 1939 an den preußischen Staat gingen. In jene Zeit fiel auch mit dem Bau der Reichsautobahn, der heutigen A 4, eine einschneidende Veränderung im unmittelbaren Umfeld. Mittlerweile wird die einstige ländliche Stille auch durch die A 71 und das Erfurter Kreuz von Süden und Westen her beeinträchtigt.
Nach Kriegsende 1945 fiel die Immobilie an die Stadt Erfurt. Zunächst genutzt als Heim für polnische Zwangsarbeiter, deutsche Heimatvertriebene und Kinder, erfolgte Ende der 1950er Jahre eine Sanierung. 1966 öffnete schließlich das von der Stadt Erfurt betriebene Schlossmuseum in Molsdorf. Während Schloss und Park nach 1989 an die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gingen, gehört das Museum heute zu den Erfurter Kunstmuseen. Ein sehr lohnenswerter Rundgang offenbart die überwiegend auf Graf Gotter zurückgehende barocke Pracht der Innenausstattung, an der führende Künstler der Zeit ihren Anteil hatten. Bereichert wird das Museum durch die Präsentation des Nachlasses von Otto Knöpfer, der laut Baum „die Landschaftsmalerei Thüringens im 20. Jahrhundert mit prägte“, sowie eine pikante Erotika-Sammlung. (Foto: TomKidd)
Lesetipps:
Helmut-Eberhard Paulus: Schloss und Garten Molsdorf. Graf Gotters Residenz der Aufklärung. Regensburg 2012.
Steffen Raßloff: Die Erfurter Museen. Kulturgeschichte im Spannungsfeld von Gesellschaft und Politik. In: Stadt und Geschichte 18 (2003). S. 24 f.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Erfurter Geschichtsmuseen, Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten