Freistaat Thueringen 1920 2020: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 3. Dezember 2019, 13:26 Uhr
Freistaat Thüringen 1920
Der Freistaat Thüringen wurde 1920 erstmals gegründet und machte das Land zu einem demokratisch-föderalen Glied Deutschlands.
Der 1. Mai 1920 ist eines der Schlüsseldaten der thüringischen Geschichte. Nach Jahrhunderten fürstlicher Kleinstaaterei entstand an diesem Tag per Reichsgesetz ein demokratischer und föderaler Gliedstaat der Weimarer Republik: „Die Länder Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Meiningen, Reuß, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Gotha ohne das Gebiet von Coburg, Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen werden mit Wirkung vom 1. Mai 1920 zu einem Lande Thüringen vereinigt.“
Symbolisch verdichtet sich der historische Moment im Landeswappen von 1921, das auf dem Umschlag dieser Publikation zu sehen ist. Die sieben silbernen Sterne auf rotem Grund stehen für die zusammengeschlossenen Kleinstaaten. Sie erinnern zugleich an das Sternenbanner der USA, das als Ausdruck eines demokratisch-föderalen Staatswesens galt. Jene sieben Sterne gingen 1991 in das Wappen des heutigen Freistaates Thüringen ein. Ergänzt um einen Stern für die einst preußischen Gebiete um die Landeshauptstadt Erfurt, umgeben sie den rot-silbern gestreiften Löwen auf blauem Grund der Landgrafen von Thüringen.
Das vielgepriesene „Herzland deutscher Kultur“ um die UNESCO-Welterbestätten Wartburg und Weimar war bis ins 20. Jahrhundert hinein in zeitweise bis zu 30 Staatsgebilde untergliedert gewesen, wobei sich die Landkarte durch Erbteilungen immer wieder wandelte. 1918 waren es immerhin noch acht monarchische Kleinstaaten und der preußische Regierungsbezirk Erfurt. Dies veranlasste nicht nur Historiker Heinrich von Treitschke, zwar die kulturellen Verdienste Thüringens zu würdigen, zugleich aber dessen Zersplitterung zu geißeln: „Unsere Cultur verdankt ihnen unsäglich viel, unser Staat gar nichts.“
Die jüngere Geschichtsschreibung hat auch bedeutende politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Innovationen für die Moderne herausgearbeitet. So verliehen die thüringischen Staaten der liberalen Nationalbewegung und frühen Verfassungsgebung sowie dem wissenschaftlich-technischen Fortschritt des Industriezeitalters wichtige Impulse. Und aus der Perspektive des heutigen Freistaates überwiegt nicht nur in touristischer Hinsicht das Positive: Fürstliche Repräsentation bescherte dem „Land der Residenzen“ prächtige Schlösser, Parks, Museen, Bibliotheken und Theater in einmaliger Dichte, machte es zum Synonym des Landes der Dichter, Denker und Musiker.
Dennoch waren die Kleinstaaten immer häufiger in Frage gestellt und ein vereintes Thüringen gefordert worden. Den Durchbruch brachte die Novemberrevolution 1918. Die neuen Freistaaten nahmen sofort Verhandlungen auf und schlossen sich 1920 zusammen. Allerdings gehörte diesem „Kleinthüringen“ der Regierungsbezirk Erfurt noch nicht an, der erst 1945 hinzukam. 1952 bereits wieder in die DDR-Bezirke Erfurt, Gera und Suhl aufgeteilt, trat das Bundesland Thüringen mit Vollzug der deutschen Einheit 1990 ins Leben. 1993 erhielt es unter Berufung auf die Tradition von 1920 den Namen Freistaat Thüringen.
Steffen Raßloff: Der Freistaat Thüringen 1920-2020 (Aus der Reihe "Die Geschichte hinter dem Bild"). Erfurt 2020.
(Die Publikation ist bei der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen kostenlos erhältlich.)
100 Jahre Freistaat Thüringen
Vortrag und Präsentation der Neuauflage der Geschichte Thüringens von Dr. Steffen Raßloff am Montag, 30. März 2020, 19.30 Uhr im Rathausfestsaal Erfurt; Gemeinschaftsveranstaltung von Erfurter Geschichtsverein und Historischer Kommission für Thüringen
Siehe auch: Geschichte Thüringens