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Version vom 11. April 2010, 12:26 Uhr
Lutherstadt Erfurt
Ausgewählte Beiträge aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (veröffentl. 2010)
Lutherstadt Erfurt
Zahlreiche Orte und Einrichtungen erinnern in Erfurt an den großen Reformator
Der Ruf Erfurts als wichtiger Luther-Erinnerungsort will gepflegt sein. Die “Lutherdekade” bis zum 500. Reformationsjubiläum 2017 bietet hierfür die ideale Gelegenheit. In einer Serie möchte die TA unter die Lupe nehmen, wie sich Erfurt mit seinen authentischen Orten, Museen und Denkmalen auf dieses Großereignis vorbereitet.
Von Steffen Raßloff
Der Ruf Erfurts als Lutherstadt scheint manchem unerschütterlich wie der bronzene Luther vor der Kaufmannskirche. So geriet gar das Kulturjahr 2010/11 “Luther - Der Aufbruch” mit Bezug auf dessen Romreise 1510/11 durch die Haushaltsprobleme zeitweise auf die Streichliste. Die Reaktionen hierauf haben gezeigt, dass dies der falsche Weg ist. Erfurt muss sein größtes historisches Gut pflegen. Zudem putzen sich die Lutherorte von Eisenach bis Schmalkalden mit Blick auf 2017 heraus, von der Wartburg und den Lutherstätten in Sachsen-Anhalt mit ihrem UNESCO-Welterbestatus ganz zu schweigen.
Umso mehr gilt es also, das große Potenzial abzurufen, Luther hohe kulturpolitische Beachtung zu schenken. Denn so vielfältig unser Erbe ist, besitzt doch kein anderes Thema diese internationale Zugkraft, nicht zuletzt für den Tourismus. Vielen Verantwortlichen ist das durchaus bewusst. Die unglücklichen Diskussionen um das mittlerweile gesicherte Kulturjahr 2010/11 sollten nämlich nicht darüber hinweg täuschen, dass wichtige Projekte auf den Weg gebracht wurden, um das Profil der Lutherstadt Erfurt weiter zu schärfen. Insbesondere rund um das lateinische Viertel ist viel in Bewegung.
Die Stadt des Studenten und Magisters wird bald wieder sehr viel greifbarere Gestalt annehmen. Mit dem Collegium maius in der Michaelisstraße, ehemaliges Hauptgebäude der Universität Luthers und künftiger Verwaltungssitz der Evangelischen Kirche, erhält das lateinische Viertel bis 2011 sein Herzstück zurück. Nur einen Steinwurf entfernt wird die Georgenburse in der Augustinerstraße als “Studienort der Lutherzeit” und Pilgerherberge wiederbelebt. Sie diente Luther wahrscheinlich als “Studentenwohnheim”. Einblicke in das Universitätsleben zur Lutherzeit bietet übrigens auch der Erfurter Geschichtsverein auf seiner öffentlichen Fachtagung am Samstag, dem 24. April, was zugleich den Auftakt des Luther-Doppeljahres markiert.
Wiederum in Sichtweite der Georgenburse liegt mit dem Augustinerkloster der wohl wichtigste Erinnerungsort, wo aus dem Jurastudenten ein Mönch wurde. Luthers Kloster gewinnt als renommierte Tagungs- und Begegnungsstätte weiter an baulicher Gestalt. Noch in diesem Jahr kann die komplexe Rekonstruktion mit der ehemaligen Bibliothek abgeschlossen werden. Die neue Dauerausstellung im Stadtmuseum soll ab 2011 Luther in den Kontext der Stadtgeschichte einbinden und als museale “Spinne im Netz” auf die authentischen Orte verweisen. Hier wird die Handels- und Kulturmetropole, in der Luther seine geistige Prägung erhielt, in beeindruckender Form anschaulich gemacht. Wenn auch unbefriedigende Situationen, wie etwa das Umfeld des Luthersteines bei Stotternheim, energisch angegangen werden, muss einem vor dem Reformationsjubiläum 2017 nicht bange werden.