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Schon 1946 hatte die langsam wieder wachsende Gemeinde von der Stadt Erfurt die Rückgabe des Grundstückes der Großen Synagoge erbeten, was vom Rat am 20. März 1947 beschlossen wurde. Die ersten Entwürfe von Willy Nöckel lehnte man 1950 allerdings noch ab, da sie „zu groß“ und zu „sakral“ geraten seien. So konnte das schließlich sehr schlichte Gebäude als einziger Synagogenneubau der DDR-Zeit erst am 31. August 1952 eingeweiht werden. Die Neue Synagoge bildet seither wieder den Mittelpunkt eines lebendigen Gemeindelebens. Nach 1990 wuchs die Mitgliederzahl der Landesgemeinde durch Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion sogar noch einmal deutlich an. Voll ins gesellschaftliche Leben der Stadt integriert, sorgen Anfeindungen von Seiten der extremen Rechten für Abscheu. Hierzu zählt ein versuchter Brandanschlag auf die Neue Synagoge am 20. April 2000. Jenes am Geburtstag Adolf Hitlers von drei rechtsextremen Jugendlichen verübte Attentat, bei dem glücklicherweise kein Schaden entstand, erregte überregionale Aufmerksamkeit. | Schon 1946 hatte die langsam wieder wachsende Gemeinde von der Stadt Erfurt die Rückgabe des Grundstückes der Großen Synagoge erbeten, was vom Rat am 20. März 1947 beschlossen wurde. Die ersten Entwürfe von Willy Nöckel lehnte man 1950 allerdings noch ab, da sie „zu groß“ und zu „sakral“ geraten seien. So konnte das schließlich sehr schlichte Gebäude als einziger Synagogenneubau der DDR-Zeit erst am 31. August 1952 eingeweiht werden. Die Neue Synagoge bildet seither wieder den Mittelpunkt eines lebendigen Gemeindelebens. Nach 1990 wuchs die Mitgliederzahl der Landesgemeinde durch Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion sogar noch einmal deutlich an. Voll ins gesellschaftliche Leben der Stadt integriert, sorgen Anfeindungen von Seiten der extremen Rechten für Abscheu. Hierzu zählt ein versuchter Brandanschlag auf die Neue Synagoge am 20. April 2000. Jenes am Geburtstag Adolf Hitlers von drei rechtsextremen Jugendlichen verübte Attentat, bei dem glücklicherweise kein Schaden entstand, erregte überregionale Aufmerksamkeit. | ||
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Version vom 29. März 2014, 09:19 Uhr
Neue Synagoge
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (29.03.2014)
Symbol des Neuanfangs
DENKMALE IN ERFURT (142): 1952 wurde die Neue Synagoge am heutigen Juri-Gagarin-Ring eingeweiht.
In Erfurt gibt es drei Synagogen. Sie spiegeln in außergewöhnlicher Vielfalt die lange und wechselhafte Geschichte der Juden in unserer Stadt. Die Alte Synagoge in der Waagegasse steht neben dem Mikwe-Ritualbad und weiteren Erinnerungsorten für die große und bedeutende mittelalterliche Gemeinde. Diese wurde allerdings durch den blutigen Pogrom 1349 ausgelöscht. Das Gebäude selbst überdauerte nur dank diverser Nachnutzungen, ehe es nach 1990 wiederentdeckt und zum 2009 eröffneten Museum umgestaltet wurde. Die Kleine Synagoge hinter dem Rathaus am Breitstrom diente der im 19. Jahrhundert neu angesiedelten jüdischen Gemeinde als Versammlungsort. Dort befindet sich heute ein lebendiges Begegnungszentrum. Da die Erfurter Gemeinde jedoch immer stärker anwuchs und ihr auch wohlhabende Bürger der Stadt angehörten, errichtete sie 1884 die prächtige Große Synagoge am damaligen Kartäuserring, dem heutigen Juri-Gagarin-Ring.
Mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 verstärkten sich die alten antisemitischen Vorbehalte auch in Erfurt zu staatlichem Terror. Den vermeintlichen Höhepunkt erreichte dieser mit der Reichspogromnacht am 9. November 1938, als die Große Synagoge wie viele andere in Deutschland den Flammen zum Opfer fiel. Diesem Gewaltakt folgten freilich noch die Deportationen der großen Mehrheit der verbliebenen Juden Erfurts in die Vernichtungslager des Ostens. Dennoch beschloss der kleine Kreis überlebender oder zurückkehrender Juden nach 1945 einen Neuanfang in Erfurt, das seither das Zentrum jüdischen Lebens in Thüringen darstellt. Symbol dieses Neuanfangs ist die 1952 eingeweihte Neue Synagoge auf dem Grundstück der zerstörten Großen Synagoge.
Schon 1946 hatte die langsam wieder wachsende Gemeinde von der Stadt Erfurt die Rückgabe des Grundstückes der Großen Synagoge erbeten, was vom Rat am 20. März 1947 beschlossen wurde. Die ersten Entwürfe von Willy Nöckel lehnte man 1950 allerdings noch ab, da sie „zu groß“ und zu „sakral“ geraten seien. So konnte das schließlich sehr schlichte Gebäude als einziger Synagogenneubau der DDR-Zeit erst am 31. August 1952 eingeweiht werden. Die Neue Synagoge bildet seither wieder den Mittelpunkt eines lebendigen Gemeindelebens. Nach 1990 wuchs die Mitgliederzahl der Landesgemeinde durch Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion sogar noch einmal deutlich an. Voll ins gesellschaftliche Leben der Stadt integriert, sorgen Anfeindungen von Seiten der extremen Rechten für Abscheu. Hierzu zählt ein versuchter Brandanschlag auf die Neue Synagoge am 20. April 2000. Jenes am Geburtstag Adolf Hitlers von drei rechtsextremen Jugendlichen verübte Attentat, bei dem glücklicherweise kein Schaden entstand, erregte überregionale Aufmerksamkeit.
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Jüdisches Erbe, Alte Synagoge