Baumeister Caspar Vogel: Unterschied zwischen den Versionen
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[[Datei:Vogel1.jpg| | [[Datei:Vogel1.jpg|370px|right]][[Datei:Vogel2.jpg|370px|right]]Es gibt in Erfurt eine ganze Reihe verdienstvoller und von ihren Zeitgenossen hoch geschätzter Persönlichkeiten, die im Laufe der Jahrhunderte allmählich in Vergessenheit geraten sind. Zu diesen zählt auch der Barock-Baumeister Caspar Vogel (um 1660-1663), der nicht nur für die Stadt Erfurt, sondern auch für gekrönte Häupter wie König Gustav II. Adolf von Schweden tätig war. Mit dem wesentlich von ihm entworfenen Schloss Friedenstein in Gotha hat sich Vogel das wohl imposanteste Denkmal selbst gesetzt, auch wenn dies nur einigen Fachleuten bewusst ist. Deutlich bescheidener kommt das zweistöckige Haus in der Michaelisstraße, Ecke Pergamentergasse daher, in dem Vogel wohnte. Hieran erinnert eine Gedenktafel für den großen Baumeister. | ||
Mit der Herkunft und dem beeindruckenden Wirken Vogels hat sich der Weimarer Archivar und Historiker Frank Boblenz beschäftigt. Casper Vogell, wie dieser sich auf erhaltenen Urkunden selbst schrieb, stammt möglichweise aus dem Dorf Nägelstedt nahe Bad Langensalza an der Unstrut. Seit 1625 befand sich der Baumeister, über dessen Ausbildung wenig bekannt ist, im Dienst der Stadt Erfurt. Mit festem Gehalt angestellt, sollte er die Stadt vermessen und Bauangelegenheiten betreuen. Der Einzug der Schweden unter König Gustav Adolf 1631 brachte Vogel einen weiteren Karriereschub. In Erfurt regten die Schweden Planungen für die Festung an, zu denen auch schon Vogels Idee einer Zitadelle auf dem Petersberg gehörte, die dann aber erst ab 1665 unter Kurmainz errichtet wurde. Parallel hierzu arbeitete er viel für Herzog Ernst den Frommen in Gotha, dessen Schloss Friedenstein (1643-1654) wesentlich auf den Planungen Vogels beruht. Hinzu kamen viele weitere Burg- und Schlossbauten, etwa des schwedischen Generals Wrangel (Schloss Skokloster, Wrangelsburg), aber auch Umbauten der Wachsenburg und von Gut Oldisleben. | Mit der Herkunft und dem beeindruckenden Wirken Vogels hat sich der Weimarer Archivar und Historiker Frank Boblenz beschäftigt. Casper Vogell, wie dieser sich auf erhaltenen Urkunden selbst schrieb, stammt möglichweise aus dem Dorf Nägelstedt nahe Bad Langensalza an der Unstrut. Seit 1625 befand sich der Baumeister, über dessen Ausbildung wenig bekannt ist, im Dienst der Stadt Erfurt. Mit festem Gehalt angestellt, sollte er die Stadt vermessen und Bauangelegenheiten betreuen. Der Einzug der Schweden unter König Gustav Adolf 1631 brachte Vogel einen weiteren Karriereschub. In Erfurt regten die Schweden Planungen für die Festung an, zu denen auch schon Vogels Idee einer Zitadelle auf dem Petersberg gehörte, die dann aber erst ab 1665 unter Kurmainz errichtet wurde. Parallel hierzu arbeitete er viel für Herzog Ernst den Frommen in Gotha, dessen Schloss Friedenstein (1643-1654) wesentlich auf den Planungen Vogels beruht. Hinzu kamen viele weitere Burg- und Schlossbauten, etwa des schwedischen Generals Wrangel (Schloss Skokloster, Wrangelsburg), aber auch Umbauten der Wachsenburg und von Gut Oldisleben. | ||
Trotz seiner zahlreichen Aufträge blieb Vogels Lebensmittelpunkt immer Erfurt. Er stieg rasch zum angesehenen Bürger auf, der eng mit der patrizischen Elite verbunden war. Aus zwei lukrativen Ehen mit Töchtern einflussreicher Familien gingen laut Frank Boblenz mindestens 15 Kinder hervor. Der Wohlstand Vogels schlug sich in mehreren Häusern allein in der Michaelisstraße, einem Stadthof, Weinbergen bei Walschleben sowie Weiden in Elxleben nieder. Seine letzte Ruhestätte fand Vogel auf dem Michaeliskirchhof nahe seinem Wohnhaus. Da das dortige Kirchenbuch als Beerdigungsjahr 1664 angibt, hat man dies auch auf der Gedenktafel so vermerkt. Boblenz kann anhand von Briefen nachweisen, dass Vogel aber tatsächlich wohl schon auf einer seiner zahllosen Dienstreisen Ende 1663 verstorben sein muss. | Trotz seiner zahlreichen Aufträge blieb Vogels Lebensmittelpunkt immer Erfurt. Er stieg rasch zum angesehenen Bürger auf, der eng mit der patrizischen Elite verbunden war. Aus zwei lukrativen Ehen mit Töchtern einflussreicher Familien gingen laut Frank Boblenz mindestens 15 Kinder hervor. Der Wohlstand Vogels schlug sich in mehreren Häusern allein in der Michaelisstraße, einem Stadthof, Weinbergen bei Walschleben sowie Weiden in Elxleben nieder. Seine letzte Ruhestätte fand Vogel auf dem Michaeliskirchhof nahe seinem Wohnhaus. Da das dortige Kirchenbuch als Beerdigungsjahr 1664 angibt, hat man dies auch auf der Gedenktafel so vermerkt. Boblenz kann anhand von Briefen nachweisen, dass Vogel aber tatsächlich wohl schon auf einer seiner zahllosen Dienstreisen Ende 1663 verstorben sein muss. (Fotos: Alexander Raßloff) | ||
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Version vom 5. Oktober 2013, 07:18 Uhr
Caspar Vogel
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (05.10.2013)
Ein großer Baumeister
DENKMALE IN ERFURT (118): Der Erfurter Caspar Vogel zeichnete für viele Bauwerke verantwortlich, darunter Schloss Friedenstein in Gotha.
Es gibt in Erfurt eine ganze Reihe verdienstvoller und von ihren Zeitgenossen hoch geschätzter Persönlichkeiten, die im Laufe der Jahrhunderte allmählich in Vergessenheit geraten sind. Zu diesen zählt auch der Barock-Baumeister Caspar Vogel (um 1660-1663), der nicht nur für die Stadt Erfurt, sondern auch für gekrönte Häupter wie König Gustav II. Adolf von Schweden tätig war. Mit dem wesentlich von ihm entworfenen Schloss Friedenstein in Gotha hat sich Vogel das wohl imposanteste Denkmal selbst gesetzt, auch wenn dies nur einigen Fachleuten bewusst ist. Deutlich bescheidener kommt das zweistöckige Haus in der Michaelisstraße, Ecke Pergamentergasse daher, in dem Vogel wohnte. Hieran erinnert eine Gedenktafel für den großen Baumeister.
Mit der Herkunft und dem beeindruckenden Wirken Vogels hat sich der Weimarer Archivar und Historiker Frank Boblenz beschäftigt. Casper Vogell, wie dieser sich auf erhaltenen Urkunden selbst schrieb, stammt möglichweise aus dem Dorf Nägelstedt nahe Bad Langensalza an der Unstrut. Seit 1625 befand sich der Baumeister, über dessen Ausbildung wenig bekannt ist, im Dienst der Stadt Erfurt. Mit festem Gehalt angestellt, sollte er die Stadt vermessen und Bauangelegenheiten betreuen. Der Einzug der Schweden unter König Gustav Adolf 1631 brachte Vogel einen weiteren Karriereschub. In Erfurt regten die Schweden Planungen für die Festung an, zu denen auch schon Vogels Idee einer Zitadelle auf dem Petersberg gehörte, die dann aber erst ab 1665 unter Kurmainz errichtet wurde. Parallel hierzu arbeitete er viel für Herzog Ernst den Frommen in Gotha, dessen Schloss Friedenstein (1643-1654) wesentlich auf den Planungen Vogels beruht. Hinzu kamen viele weitere Burg- und Schlossbauten, etwa des schwedischen Generals Wrangel (Schloss Skokloster, Wrangelsburg), aber auch Umbauten der Wachsenburg und von Gut Oldisleben.
Trotz seiner zahlreichen Aufträge blieb Vogels Lebensmittelpunkt immer Erfurt. Er stieg rasch zum angesehenen Bürger auf, der eng mit der patrizischen Elite verbunden war. Aus zwei lukrativen Ehen mit Töchtern einflussreicher Familien gingen laut Frank Boblenz mindestens 15 Kinder hervor. Der Wohlstand Vogels schlug sich in mehreren Häusern allein in der Michaelisstraße, einem Stadthof, Weinbergen bei Walschleben sowie Weiden in Elxleben nieder. Seine letzte Ruhestätte fand Vogel auf dem Michaeliskirchhof nahe seinem Wohnhaus. Da das dortige Kirchenbuch als Beerdigungsjahr 1664 angibt, hat man dies auch auf der Gedenktafel so vermerkt. Boblenz kann anhand von Briefen nachweisen, dass Vogel aber tatsächlich wohl schon auf einer seiner zahllosen Dienstreisen Ende 1663 verstorben sein muss. (Fotos: Alexander Raßloff)
Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt