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Version vom 19. April 2012, 13:55 Uhr
25 Jahre Universitätsgesellschaft Erfurt
"Ein wahrhaft glücklicher Gedanke" (Richard von Weizsäcker)
Die Universitätsgesellschaft Erfurt ist eine Fördergesellschaft unserer Hochschule, die sich in vielerlei Hinsicht engagiert. Die Pflege des großen historischen Erbes hat sie sich ebenso auf die Fahnen geschrieben, wie die Unterstützung ganz aktueller Anliegen der Universität. Vom Seniorenstudium bis hin zur Alumni-Arbeit reicht das Spektrum. Dabei hat die Gesellschaft in den nunmehr 25 Jahren ihres Bestehens einen grundlegenden Wandel vollzogen: vom mutigen Visionär der späten DDR-Zeit über den beherzten Gründungsinitiator während und nach der friedlichen Revolution 1989 bis hin zum heutigen Förderverein.
Am 15. Oktober 1987 gründeten Erfurter Bürger um den Arzt und Mitarbeiter an der Medizinischen Akademie Dr. Aribert Spiegler die Interessengemeinschaft „Alte Universität Erfurt“ im Rahmen des Kulturbundes der DDR. Im Blick hatten sie dabei das 1992 anstehende doppelte Stadtjubiläum: 1250 Jahre Ersterwähnung, 600 Jahre Universitätseröffnung. Mutig strebten sie sogar eine Wiedergründung der Universität und den Aufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Collegium maius an, des ehemaligen Hauptge-bäudes der Universität. In einem Schreiben von Dr. Spiegler an den Kulturbund vom 2. Januar 1987 – gewissermaßen das „Urdokument“ der Gesellschaft – sind diese beiden Hauptziele bereits formuliert.
Rasch entfaltete die Interessengemeinschaft eine rege Tätigkeit. Trotz der Unterstützung durch einzelne offizielle Vertreter haftete ihr schnell der Ruf einer kreativen, unabhängigen Bewegung an, die nicht so recht ins Konzept des DDR-Kulturbetriebes passte. Dies erzeugte eine große Anziehungskraft und mobilisierte zahlreiche Erfurter zu teils sehr aufwändigen Aktionen. So begannen im Mai 1988 die ersten „Tage der Alten Universität“, die im heutigen Hochschulstraßenfest eine feste Tradition geworden sind.
Während der „Wende“ im Herbst 1989 engagieren sich viele Mitglieder. So organisierten sie am 10. Dezember 1989 die Aktion „Ein Bürgerwall für unsere Altstadt“. Aber auch die Universitäts-Wiedergründung sollte in greifbare Nähe rücken. Am 9. März 1990 veröffentlichte die IG ihren Aufruf für eine „Europäische Universität Erfurt“. Im Juni ermächtigte die Stadt Erfurt Oberbürgermeister Manfred Ruge, ein internationales Gründungsgremium zu berufen. IG und Stadt gelang es in dieser offenen Situation, für ihr Vorhaben zu werben. Bundespräsident Richard von Weizsäcker (siehe Abb.) bezeichnete es schon im Mai 1990 in Erfurt als einen „wahrhaft glücklichen Gedanken“.
Die Bemühungen trugen bald realpolitische Früchte. Widerstände aus den Hochschulen des Landes und dem Kultusministerium konnten überwunden werden. Am 1. Januar 1994 trat das Gesetz zur „Wiedergründung der Universität Erfurt“ in Kraft. Mit der Renaissance der ältesten und nunmehr zugleich jüngsten Hochschule Deutschlands hatte sich eine zentrale Zielstellung der IG verwirklicht. Dabei sind aber auch schmerzhafte Reibungen nicht zu übersehen. Nach Ansicht vieler Aktivisten wurde die IG von der Landesregierung bei der Wiedergründung zu wenig einbezogen. Trotz der Enttäuschung hierüber – auch über die Schließung der Medizinischen Akademie Erfurt 1993 – blieben die meisten Mitglieder ihrer Sache treu. Es gilt seither, die Hochschule auch in den „Mühen der Ebene“ zu unterstützen. Dem trug die Satzung von 1995 Rechnung, die unter dem neuen Präsidenten Dr. Anselm Räder die Umbenennung in „Universitätsgesellschaft Erfurt“ mit sich brachte.
Text: Steffen Raßloff: "Ein wahrhaft glücklicher Gedanke". Vor 25 Jahren startete die Bürgerinitiative zur Wiedergründung der Universität Erfurt. In: Campus. Die Zeitung der Universität Erfurt. S. 31.
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