Zerstörung Napoleonobelisk Erfurt 1814

Aus erfurt-web.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Zerstörung des Napoleon-Obelisken 1814

Beitrag der Serie Wandbilder im Rathausfestsaal von Dr. Steffen Raßloff (2007)


Das Ende der “Franzosenzeit”

Die Wandbilder im Rathausfestsaal (10): Zerstörung des Napoleon-Obelisken 1814

Im Januar 1814 endete für Erfurt die “Franzosenzeit”, die mit der Besetzung durch napoleonische Truppen nach der Schlacht von Jena und Auerstedt 1806 begonnen hatte. Symbolisch hierfür steht die Zerstörung des Napoleon-Obelisken auf dem Anger.


RathausfestsaalAl.jpg

Den Schlusspunkt der 1882 eingeweihten historistischen Galerie im Rathausfestsaal bildet nicht zufällig das Gemälde „Die Zerstörung des Napoleonobelisken auf dem Anger“. Es greift eine Episode am Rande des Einzugs der Preußen am 6. Januar 1814 auf. Noch in der Stadt befindliche französische Soldaten waren mit erbitterten Bürgern aneinander geraten und wurden von diesen entwaffnet und verprügelt. Auf dem Bild ist ein Offizier zu sehen, der den besonderen Unwillen auf sich gezogen hatte und niedergestochen worden war. Anschließend steckte man den hölzernen Obelisken des bisherigen Herren der „Kaiserlichen Domäne“ Erfurt in Brand.

Die ganze Szene stellt sich dar als die spontane Entladung einer lange aufgestauten Spannung. Besonders die späte Besatzungszeit mit Hinrichtungen und Hungersnot nach Napoleons gescheitertem Russlandfeldzug 1812 hatte für Verbitterung gesorgt. Dem Bombardement der alliierten Truppen während der Belagerung ab Herbst 1813 fielen das Peterskloster und nördliche Domplatzviertel zum Opfer. So schlug den Preußen als Befreiern die Begeisterung großer Bevölkerungsteile entgegen.

Die Fackel am Napoleonobelisken sollte aber auch im Sinne des Malers Prof. Peter Janssen und seiner Auftraggeber hell in die Gegenwart leuchten. Im Geschichtsbild des nationalgesinnten Bürgertums stand das Ende der Napoleonischen Zeit für den Beginn eines Weges, der in der Gründung des Deutschen Kaiserreiches 1871 sein Ziel gefunden hatte. Jener moderne deutsche Nationalstaat war also nur sieben Jahre vor Beginn von Janssens Arbeiten im Rathausfestsaal aus der Taufe gehoben worden.

Zu seinen “Geburtsfehlern” gehörte die vielzitierte „Erbfeindschaft“ zu Frankreich. Das Kaiserreich ging aus einem Krieg mit Frankreich hervor, die Proklamation des preußischen Königs zu Kaiser Wilhelm I. musste ausgerechnet im Spiegelsaal von Versailles erfolgen. Mit der Annektion von Elsass-Lothringen konnte sich die Grande Nation ebenfalls nicht abfinden. Im Gefühl des Sieges von 1870/71 übten sich zudem viele Deutsche in Geringschätzung der westlichen Nachbarn. Selbst die honorige Gesellschaft Ressource, der nahezu alle Erfurter von Rang und Namen angehörten, konnte forsche Töne anschlagen. Mit Blick auf den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 reimte man anlässlich einer Festsitzung zur Reichsgründung: „Und kraucht der Franzmann wieder rum, Wir haun ihn nochmals lahm und krumm!“ (Foto: Alexander Raßloff)


Siehe auch: Rathaus, Geschichte der Stadt Erfurt