Theaterherzog Georg II. Meiningen

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Theaterherzog Georg II. von Meiningen

Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen war ein liberal-kunstsinniger Monarch und Theaterreformer. Gefeierte Tourneen von 1874 bis 1890 bescherten den Meiningern Weltruhm, woran heute unter anderem das Theatermuseum erinnert.


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Wie in allen deutschen Staaten mussten sich auch die thüringischen Fürsten im zweiten der „Reichseinigungskriege“ zwischen Preußen und Österreich 1866 für eine der beiden Großmächte entscheiden. Sachsen-Coburg und Gotha, Sachsen-Altenburg und Schwarzburg-Sondershausen waren von Beginn an mit Preußen verbündet. Nach den Entscheidungsschlachten bei Langensalza und Königgrätz vollzogen auch die neutralen Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach, Schwarzburg-Rudolstadt und Reuß jüngere Linie den Schritt an die Seite des Siegers. Ihre Parteinahme für Österreich hätten dagegen Sachsen-Meiningen und Reuß ältere Linie fast mit ihrer Existenz bezahlt. Nur der Intervention anderer Fürsten beim preußischen König verdankten sie ihren Fortbestand, der auf Druck Bismarcks jedoch unter harten Auflagen garantiert wurde.

Eine dieser Auflagen war der Rücktritt Herzog Bernhards II. in Meiningen zugunsten seines Sohnes Georg. Der nunmehrige Herzog Georg II. war ein sehr musischer Mensch, an dessen Erziehung unter anderem auch der Kindergarten-Begründer Friedrich Fröbel teilgehabt hatte. Selbst in vielen Kunstgattungen aktiv, förderte er großzügig als Mäzen zeitgenössische Künstler. Durch seine liberal-humanistische Grundeinstellung geriet der 1914 verstorbene Monarch in der Wilhelminischen Ära in Konflikt mit Kaiser Wilhelm II. Die nicht standesgemäße Heirat mit der Schauspielerin Ellen Franz 1873 machte ihn in Hochadelskreisen zum Außenseiter. An die zur Freifrau von Heldburg erhobene dritte Herzogs-Gattin wird im Deutschen Burgenmuseum Veste Heldburg erinnert.

In die internationale Kulturgeschichte eingegangen ist Georg II. freilich in erster Linie als „Theaterherzog“. Er war wesentlich beteiligt an der Reorganisation des Meininger Hoftheaters und der Meininger Theatertruppe, den bald weltberühmten Meiningern. Georg führte selbst Regie, entwarf Kostüme und reformierte das Regietheater mit den sogenannten Meininger Prinzipien. Die Meininger wurden bei Auftritten in Berlin, Wien, Moskau, London und vielen weiteren Städten Europas gefeiert. Mit ihren langen Tourneen von 1874 bis 1890 trugen sie zur Modernisierung des Theaters maßgeblich bei. 1880 mit Hans von Bülow beginnend wandelte sich auch die Meininger Hofkapelle zu einem Eliteorchester. Hierzu trug mit Johannes Brahms einer der vielen Künstlerfreunde Georgs bei, der mit der Hofkapelle zusammenarbeitete.

Der ungebrochen gute Ruf der Theaterstadt wird heute allen voran im 1909 unter Georg II. erbauten Theater Meiningen gepflegt (Foto: foto-ed). Ganz den Meiningern und ihrem „Theaterherzog“ ist das Theatermuseum „Zauber der Kulisse“ in der ehemaligen Reithalle vis-à-vis dem Residenzschloss Elisabethenburg gewidmet. Dort sind die beeindruckenden Kulissen der Theatertruppe und viele andere originale Ausstattungsstücke aus der Zeit Georgs II. zu bestaunen. Hierbei spürt man die Grundsätze wie absolute Werktreue der Aufführungen mit bis ins Detail den historischen Vorbildern nachempfundenen Kostümen.

Steffen Raßloff: Der Theaterherzog. Herzog Georg II. und Meiningen. In: Thüringen. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2018 (3. Auflage 2022). S. 84 f.


Siehe auch: Geschichte Thüringens