Petersbergportal

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Portal Zitadelle Petersberg

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (29.09.2012)


Symbol der Macht

DENKMALE IN ERFURT (65): Das Portal der Zitadelle Petersberg entstand kurz nach der Unterwerfung Erfurts unter Mainz 1664.


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Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts hatte sich die Stadt Erfurt von ihrem Stadtherrn, dem Mainzer Erzbischof und Kurfürsten, weitgehende Autonomie errungen. Spätestens mit dem Erwerb des Reichslehens Wasserburg Kapellendorf 1352 genoss sie faktisch das Ansehen einer Reichsstadt. Allerdings sollte der Zenit ihrer Entwicklung mit dem Beginn der Neuzeit um 1500 überschritten sein, obwohl gerade in dieser Epoche die Stadt mit dem Wirken des jungen Martin Luthers und der Humanisten Sternstunden der Geistesgeschichte erlebte. Eine letzte Spätblüte der Handelsstadt fand mit dem Dreißigjährigen Krieg 1618-1648 ein Ende. Während der Verhandlungen zum Westfälischen Frieden 1648 gelang es den Erfurtern nicht, ihre alte Unabhängigkeit zu sichern. Nach Spannungen mit Erzbischof und Kaiser verhängte Letzterer die Reichacht über Erfurt, die im Oktober 1664 von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn mit militärischer Gewalt durchgesetzt wurde.

Das bis heute sichtbarste Mittel der Herrschaftssicherung der Mainzer Kurfürsten nach der „Reduktion“ 1664 war die Zitadelle Petersberg. Bereits 1665 begonnen, nannte man sie zunächst nach dem kurfürstlichen Bezwinger der Erfurter „Citadelle Johann Philippsburg“. Lange hat man diese gewaltige barocke Festungsanlage in erster Linie als Machtdemonstration gegenüber der Bürgerschaft gedeutet. Plausibel scheint dies durchaus mit Blick auf das stadtseitige Kommandantenhaus mit dem prächtigen Tor aus der Zeit vor 1673. Dieses Sandsteinportal ist neben der einstigen kurmainzischen Statthalterei, der heutigen Staatskanzlei am Hirschgarten, das wohl sinnfälligste Denkmal für die Epoche Erfurts als kurmainzische Provinzstadt. Über der Torfahrt prangt das von zwei Löwen gehaltene Wappen Schönborns, wie es sich etwa auch auf einem der Fensterbilder des Mainzer Doms für den langjährigen Kurfürsten (1647-1673) findet.

Neuere Forschungen zum Petersberg betonen aber auch, dass das bis 1727 fertiggestellte Verteidigungsbauwerk eine große außenpolitische Bedeutung für Mainz und die katholischen Mächte im Reich besaß. Es sollte ihre schwache Position in Thüringen und mit Blick auf das protestantische, unter schwedischem Einfluss stehende Nordostdeutschland sichern helfen. Mit großem Aufwand entstand nach Plänen u.a. des Baumeisters Maximilian von Welsch eine Anlage, die neuesten Standards entsprach. Im angebrochenen Zeitalter des Absolutismus wurde der Petersberg zugleich Garnison des kurmainzischen stehenden Heeres, woraus so manche Spannung mit der Bürgerschaft erwuchs. Ob nun ursprünglich in erster Linie Machtdemonstration gegenüber den Bürgern oder militärisches Bollwerk nach außen – heute ragt die Zitadelle Petersberg in ihrem weitgehend erhaltenen Zustand als Kulturdenkmal in Deutschland heraus. (Foto: Alexander Raßloff)


Lesetipps:

Steffen Raßloff: Gewaltige Festung. Die Zitadelle Petersberg. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 56 f.

350 Jahre Zitadelle Petersberg. Historischer Kontext - Bauphasen - Schicksal und Chancen des Petersberges (Tagungsband eines Wissenschaftlichen Kolloquiums 2015, Hg. vom Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e.V.). Erfurt 2016.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Petersberg, Kommandantenhaus, Erfurt-Mainz