Lutherpforte Augustinerkloster Erfurt

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Lutherpforte am Augustinerkloster

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (21.04.2012)


Historische Pforte

DENKMALE IN ERFURT (42): Durch die Pforte in der Comthurgasse trat Martin Luther 1505 ins Augustinerkloster ein. Damit begann sein Ringen um einen „gnädigen Gott“, das in die Reformation mündete.


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Die sogenannte Lutherpforte in der Comthurgasse gehört zu jenen historischen Baulichkeiten, die durch die Geschichte selbst zum Denkmal geworden sind. Hier trat am 15. Juli 1505 der 21-jährige Martin Luther in das Erfurter Augustinerkloster ein. Er sollte sich dort, so Luther selbst, über Jahre der strengsten „Möncherei“ unterwerfen. In der spätmittelalterlichen Metropole mit ihren religiösen und gesellschaftlichen Spannungen hat der spätere Reformator wichtige Impulse erhalten. Sein Eintritt ins Augustinerkloster wird als entscheidender biographischer Wendepunkt angesehen, mit dem das Ringen um die theologischen Grundeinsichten der Reformation begann. Sie mündeten in die Überzeugung, dass der Mensch nur durch den Glauben an einen „gnädigen Gott“ und nicht durch kirchliche Vermittlung, z.B. durch Ablassbriefe, oder durch gute Taten Erlösung erlange.

Das epochale Wirken Martin Luthers wäre also ohne seine Jugendzeit in Erfurt nicht denkbar. Dabei hatte ihn sein Vater zunächst mit ganz anderen Zielen nach Erfurt geschickt. 1501 ließ sich „Martinus Ludher ex Mansfeldt“ an der Universität Erfurt immatrikulieren, um nach dem Willen der Familie eine große Karriere etwa als Fürstenberater zu machen. An das Grundstudium der Philosophischen Fakultät schloss sich so im Frühjahr 1505 das Studium an der Juristischen Fakultät an. Sie war das Prunkstück der Alma mater Erfordensis, damals eine der größten und angesehensten Universitäten Deutschlands. Bis heute rätseln die Gelehrten, was es mit dem nun folgenden Stotternheimer „Gewittererlebnis“ vom 2. Juli 1505 auf sich hat. Sicher scheint aber, dass Luther dort in ein schweres Unwetter geriet und gelobt haben will, ein Mönch zu werden. Diesen Entschluss führte er knapp zwei Wochen später tatsächlich aus.

Heutige Luther-Biografen wie der Tübinger Professor Volker Leppin machen darauf aufmerksam, wie sehr das unstrittig Neue noch in vielerlei Hinsicht im Alten wurzelte. Sie betonen besonders den Umstand, dass sich der junge Luther noch gar nicht so auffällig als Mönch und aufstrebender Ordens-Funktionär von seinen Zeitgenossen unterschieden habe. Vieles in der Überlieferung ist Selbststilisierung des reifen Wittenberger Reformators aus 20 oder 30 Jahren Abstand. Das hat natürlich Folgen für den Erfurter Luther bzw. Luder, wie dieser sich selbst bis 1517 schrieb. Insbesondere gilt es anachronistische Verweise auf den späteren Kirchenreformer zu vermeiden. Dies muss die Bedeutung der Stadt Erfurt für dessen Wirken aber keineswegs schmälern. (Foto: Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipp:

Steffen Raßloff: Urknall der Reformation. Der Mönch Martin Luther in Erfurt. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 48 f.

Steffen Raßloff/Volker Leppin/Thomas A. Seidel (Hg.): Orte der Reformation. Erfurt. Leipzig 2012.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Luther und Erfurt, Augustinerkloster, UNESCO-Welterbe in Erfurt