Gartenbauausstellungen in Erfurt

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Gartenbauausstellungen in Erfurt

Beitrag der Serie Blumenstadt Erfurt in der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (19.03.2011)


Ein Fest der Göttin Flora

Blumenstadt Erfurt (5): Erfurt festigt seinen Ruf als Blumenstadt seit 1865 mit großen Gartenbauausstellungen

Internationale Gartenbauausstellungen sind seit dem 19. Jahrhundert ein Markenzeichen Erfurts. Den spektakulären Auftakt bildete die Schau von 1865, der zahlreiche weit über Thüringen und Deutschland ausstrahlende Veranstaltungen folgten. In dieser bemerkenswerten Tradition stehen auch der heutige egapark und die Buga-Bewerbung für 2021.


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Mit der Entwicklung Erfurts zu einer Weltmetropole des Gartenbaus im 19. Jahrhundert verbunden war eine aktive Ausstellungstätigkeit. Der 1838 gegründete Gartenbauverein mit den großen Gartenbauunternehmer der Stadt an der Spitze wurde sofort zum Motor spektakulärer Gartenschauen. Bereits im Oktober 1838 war in Vogels Garten eine solche Schau zu sehen, die sogar König Friedrich Wilhelm III. besuchte. Fortan verging kaum ein Jahr ohne Gartenbauausstellung, wie Jürgen Zerull im am 5. Mai erscheinenden Buch des Geschichtsvereins zur „Blumenstadt Erfurt“ zu berichten weiß.

Ein erster Höhepunkt wurde 1865 mit der „Allgemeinen deutschen Ausstellung von Produkten des Land- und Gartenbaues“ in Verbindung mit dem II. Kongress deutscher Gärtner, Botaniker und Gartenfreunde erreicht (siehe das Empfangstor in der Bahnhofstraße, Sammlung Raßloff). Sie gilt heute gewissermaßen als Ur-Bundesgartenschau. In der zeitgenössischen Presse wurde sie als „erste, das ganze Gartenwesen umschließende deutsche Ausstellung“, als „ein wahres Fest der nie alternden Göttin Flora“ gefeiert. Schon damals kamen Aussteller aus aller Welt, aus Brasilien, Spanien, Amerika, Chile, Jamaica, Gibraltar, Palästina, Indien und Australien. Türkischer Tabak, Ananas-Stauden oder Agaven besaßen seinerzeit noch eine ausgesprochene Exotik und verliehen der Schau einen besonderen Reiz.

Natürlich konnte Erfurt nicht in jedem Jahr ein solches Ereignis ausrichten, aber es folgten in regelmäßigen Abständen größere Ausstellungen. 1876 fand die „Allgemeine deutsche Gartenbauausstellung“ statt, für die am Rand des Steigers im „Augustapark“ eine Festhalle, großzügige Freiflächen sowie Ausstellungshallen errichtet wurden. Es folgten die „Thüringische Gewerbe- und Industrieausstellung“ 1894 auf dem späteren Stadtpark und die Gartenausstellung 1902 auf dem heutigen Gelände der Thüringenhalle. Für diese Schauen wurde mit maßgeblicher Unterstützung durch die ortsansässigen Unternehmer ein erheblicher Aufwand betrieben. So hatte man für die Ausstellung 1894 ein Thüringer Bauernhaus als Attraktion errichten lassen. Dieses ist bis heute ein beliebtes Ausflugsziel – als Berggasthaus auf dem Riechheimer Berg, wohin es 1895 umgesetzt worden war. Im gleichen Jahr wurde einer der Holzpavillons im Ilmtal oberhalb von Buchfart aufgestellt, aus dem das Waldgasthaus Balsamine hervor ging. Nach 1945 knüpfte man an die im Zeitalter der beiden Weltkriege ins Stocken geratene Tradition an. Mit der Gartenschau „Erfurt blüht“ 1950 und insbesondere mit der Internationalen Gartenbauausstellung 1961, dem heutigen egapark, eroberte Erfurt seine Stellung als wichtiger Gartenschau-Standort zurück. Die Bundesgartenschau 2021 könnte dieser langen Geschichte großartiger Erfurter Gartenbauausstellungen ein weiteres Kapitel hinzufügen.


Lesetipps:

Martin Baumann/Steffen Raßloff (Hg.): Blumenstadt Erfurt. Waid - Gartenbau - iga/egapark. Erfurt 2011.

Steffen Raßloff: Die Blumenstadt. Erfurt und der Gartenbau. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 86 f.


Siehe auch: Blumenstadt Erfurt, iga/egapark, Bundesgartenschau 2021, Riechheimer Berg, Waldgasthaus Balsamine


Thüringer Allgemeine vom 25.07.2019 (zum Lesen anklicken)

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