Ausflugsziele Luisenpark und Bachstelzenweg

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Luisenpark und Bachstelzenweg

Beitrag der Serie Historische Ausflugsziele der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (22.06.2007)


Historische Ausflugsziele um Erfurt (4): Luisenpark und Bachstelzenweg

Die idyllische Park- und Naturlandschaft entlang der Gera bis Bischleben gehört seit dem 19. Jahrhundert zu den Lieblingszielen der Erfurter. Vom ehemaligen Espachteich über den Luisenpark bis zum Bachstelzenweg zieht es bis heute an schönen Tagen viele Erholungssuchende.


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Am 2. September 1900, dem kaiserzeitlichen “Sedantag”, eröffnete Oberbürgermeister Dr. Hermann Schmidt feierlich den neuen Luisenpark. Der von Gartendirektor Otto Linne geplante Landschaftspark bildete die harmonische Verlängerung der Grünanlagen entlang der seit 1873 abgetragenen Stadtbefestigungen Richtung Südwesten. Als Bindeglied fungierte der zuvor angelegte Espachweg mit Freibad (1899) und Gondelteich.

Der neue Park endete am Wehr des gerade fertig gestellten Flutgrabens. Seit 1888 lud dort im Sommer das Frauenbad ein, das heutige Dreienbrunnenbad. Von hier aus konnte man links oder rechts der Gera weiter im Grünen nach Hochheim gelangen. Rechts kam man am 1843 eingefassten Drei Quellen-Brunnen vorbei, den der umtriebige Erfurter Verschönerungsverein 1881 hatte sanieren lassen (Foto: Dr. Steffen Raßloff). Von dieser vermeintlich heilsamen Quelle leitet sich auch der Name Dreienbrunnenpark her. Die linke Variante führte vom Dreienbrunnenbad direkt zum beliebten Hochheimer Kurhaus am Beginn des Bachstelzenweges.

Damit war eine der romantischsten Naturlandschaften im Erfurter Umland erreicht. Bildungsbürgerliche Lokalpatrioten verbreiteten sogar die These, Goethe habe sich von dem idyllischen Weg am Geralauf zu seinem Osterspaziergang im Faust I animieren lassen. Leider konnte die Literaturwissenschaft diesen reizvollen Interpretationsansatz bisher noch nicht stichhaltig belegen. Aber auch ohne Heinrich Faust und seinen Adlatus Wagner bleibt der Bachstelzenweg ein herrliches Stück Natur von poetischem Reiz.

In Bischleben angekommen, führte der Weg meist in eine der dortigen Gaststätten. Eine Postkarte empfiehlt um 1900 den Gasthof von Karl Schumann mit Biergarten. 1931 entstand am Ende des Bachstelzenweges ein neuer Anziehungspunkt, das “Bachstelzencafe” mit seinem schönen Terrassengarten. Mitten in der Weltwirtschaftskrise eröffnet, durchlebte das Cafe wirtschaftlich schwierige Zeiten. Dennoch erfreute und erfreut es sich allein schon wegen seiner herrlichen Lage ungebrochener Beliebtheit bei den Gästen. Das Bachstelzencafe teilt sich heute mit dem Sportlerheim des direkt unterhalb liegenden Sportplatzes der SG Bischleben-Möbisburg den wachsenden Wanderer- und Radfahrerstrom. Zum romantischen Bachstelzenweg kam erst jüngst ein neuer asphaltierter Radweg hinzu. Er gehört zum gut ausgebauten Gera-Radwanderweg von der Schmücke am Rennsteig bis Gebesee. Bisweilen kommen die Gäste auch aus Richtung Bahnhof Bischleben, der seit dem 19. Jahrhundert gerne als Ausgangspunkt für Steigerwanderungen genutzt wurde.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Königin-Luise-Denkmal