Erfurter Unionsparlament 1850 Stadtmuseum 2025: Unterschied zwischen den Versionen
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Ein „Verein für die Verlegung des deutschen Parlaments nach Erfurt" um Stadtrat und Eisenbahndirektor Karl Herrmann hatte zuvor landesweit geworben. Die seit 1802/15 preußische Stadt schien, wie noch einmal bei der Bewerbung um die Nationalversammlung 1919, auf dem Weg zum politischen Zentrum Deutschlands. Die Erfurter Union, vorangetrieben vom preußischen Diplomaten Joseph Maria von Radowitz, scheiterte jedoch in der Olmützer Punktation 1850 am Widerspruch Österreichs und Russlands. Der Nationalstaat sollte aber unter Otto von Bismarck, der als junger Konservativer am Erfurter Parlament teilgenommen hatte, dennoch mit der Reichsgründung 1871 zustande kommen. | Ein „Verein für die Verlegung des deutschen Parlaments nach Erfurt" um Stadtrat und Eisenbahndirektor Karl Herrmann hatte zuvor landesweit geworben. Die seit 1802/15 preußische Stadt schien, wie noch einmal bei der Bewerbung um die Nationalversammlung 1919, auf dem Weg zum politischen Zentrum Deutschlands. Die Erfurter Union, vorangetrieben vom preußischen Diplomaten Joseph Maria von Radowitz, scheiterte jedoch in der Olmützer Punktation 1850 am Widerspruch Österreichs und Russlands. Der Nationalstaat sollte aber unter Otto von Bismarck, der als junger Konservativer am Erfurter Parlament teilgenommen hatte, dennoch mit der Reichsgründung 1871 zustande kommen. | ||
Die an der Frankfurter Reichsverfassung festhaltenden Demokraten hatten die Wahlen boykottiert, die Konservativen lehnten die Unionsverfassung als Abkehr von legitimer Herrschaft ab. Für die Liberalen bedeutete ihr Scheitern eine erneute politische Niederlage. In der Erinnerung trat so das Erfurter Unionsparlament in den Hintergrund. Heute gilt es jedoch als wichtiger Meilenstein der deutschen Demokratiegeschichte und des nationalen Einigungsprozesses. Demokraten, Liberale und Konservative konstituierten sich endgültig als die politischen Hauptströmungen. Hieran | Die an der Frankfurter Reichsverfassung festhaltenden Demokraten hatten die Wahlen boykottiert, die Konservativen lehnten die Unionsverfassung als Abkehr von legitimer Herrschaft ab. Für die Liberalen bedeutete ihr Scheitern eine erneute politische Niederlage. In der Erinnerung trat so das Erfurter Unionsparlament in den Hintergrund. Heute gilt es jedoch als wichtiger Meilenstein der deutschen Demokratiegeschichte und des nationalen Einigungsprozesses. Demokraten, Liberale und Konservative konstituierten sich endgültig als die politischen Hauptströmungen. Hieran erinnert 2025 die Ausstellung des Stadtmuseums Erfurt "Das vergessene Parlament. 175 Jahre Erfurter Unionsparlament 1850", zu der diese Begleitpublikation erscheint. | ||
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Version vom 9. Dezember 2024, 13:25 Uhr
Das Erfurter Unionsparlament 1850
Erfurt gilt mit dem Unionsparlament 1850 als wichtiger Ort der deutschen Demokratiegeschichte und des nationalen Einigungsprozesses, woran 2025 eine Ausstellung im Stadtmuseum erinnert.
Das Erfurter Unionsparlament 1850 sollte nach der gescheiterten Revolution 1848/49 die Verfassung für einen deutschen Nationalstaat unter Führung Preußens und ohne Österreich ausarbeiten. Liberale und der preußische König Friedrich Wilhelm IV. sowie einige Klein- und Mittelstaaten hatten sich auf diesen "kleindeutschen" Kompromiss geeinigt. Als Tagungsort richtete man das Augustinerkloster mit seiner Kirche her, das als Lutherstätte für historische Aura sorgte. Die Liberalen hatten sich zuvor beim "Gothaer Nachparlament" 1849 beraten und besaßen in Erfurt die Parlamentsmehrheit.
Ein „Verein für die Verlegung des deutschen Parlaments nach Erfurt" um Stadtrat und Eisenbahndirektor Karl Herrmann hatte zuvor landesweit geworben. Die seit 1802/15 preußische Stadt schien, wie noch einmal bei der Bewerbung um die Nationalversammlung 1919, auf dem Weg zum politischen Zentrum Deutschlands. Die Erfurter Union, vorangetrieben vom preußischen Diplomaten Joseph Maria von Radowitz, scheiterte jedoch in der Olmützer Punktation 1850 am Widerspruch Österreichs und Russlands. Der Nationalstaat sollte aber unter Otto von Bismarck, der als junger Konservativer am Erfurter Parlament teilgenommen hatte, dennoch mit der Reichsgründung 1871 zustande kommen.
Die an der Frankfurter Reichsverfassung festhaltenden Demokraten hatten die Wahlen boykottiert, die Konservativen lehnten die Unionsverfassung als Abkehr von legitimer Herrschaft ab. Für die Liberalen bedeutete ihr Scheitern eine erneute politische Niederlage. In der Erinnerung trat so das Erfurter Unionsparlament in den Hintergrund. Heute gilt es jedoch als wichtiger Meilenstein der deutschen Demokratiegeschichte und des nationalen Einigungsprozesses. Demokraten, Liberale und Konservative konstituierten sich endgültig als die politischen Hauptströmungen. Hieran erinnert 2025 die Ausstellung des Stadtmuseums Erfurt "Das vergessene Parlament. 175 Jahre Erfurter Unionsparlament 1850", zu der diese Begleitpublikation erscheint.
Steffen Raßloff: Das vergessene Parlament. 175 Jahre Erfurter Unionsparlament 1850 (Förderverein Stadtmuseum Erfurt). Erfurt 2025.
Siehe auch: Erfurter Unionsparlament 1850, Geschichte der Stadt Erfurt