Mainz Erfurt MAV-Festschrift: Unterschied zwischen den Versionen
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'''Die Städtepartnerschaft wird nicht zuletzt von den Geschichtsvereinen in Erfurt und | '''Die Städtepartnerschaft Erfurt-Mainz (1988) wird nicht zuletzt von den Geschichtsvereinen in Erfurt und Mainz lebendig gehalten.''' | ||
[[Datei: | [[Datei:ErfurtMainz1990.jpg|310px|right]]Am 14. Juli 1990 unterzeichnen die Oberbürgermeister von Mainz und Erfurt, Herman-Hartmut Weyel und Manfred Ruge, im Mainzer Rathaus eine „Vereinbarung über die Partnerschaft der Stadt Erfurt und der Stadt Mainz“ (Abb. Stadtarchiv Erfurt). Beflügelt vom Geist jener Monate zwischen friedlicher Revolution in der DDR und Vollzug der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 erneuern beide Städte ihre 1988 geschlossene Vereinbarung. Jene auf hindernisreichem Wege vor allem auf Initiative der Mainzer erreichte deutsch-deutsche Partnerschaft kann nun mit Leben erfüllt werden. | ||
Bis zum 25. Jubiläumsjahr 2013 bildete das Dokument die Grundlage der guten Beziehungen. In der Präambel ist von der Bekräftigung der Partnerschaft die Rede, mit der „ein Schlussstrich unter eine Beziehung gezogen werden [soll], die geprägt war von Zweitstaatlichkeit und unterschiedlichen Gesellschaftssystemen. Es kündet vom Neubeginn unserer Städtepartnerschaft in einer besonderen politischen und historischen Situation.“ Die Mainzer Seite sagte Unterstützung von der Rettung der Erfurter Altstadt bis zum Aufbau demokratischer Verwaltungsstrukturen zu. Und es blieb nicht bei Versprechen, woran man sich in Erfurt bis heute dankbar erinnert. | |||
1990 war vor allem auch ein Jahr der zahlreichen persönlichen Begegnungen. Das Startsignal bildete der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989. Bereits in den ersten Wochen nutzten Tausende von Erfurtern die neue Reisefreiheit. Hierfür steht der „Sonntagsausflug nach Mainz“ mit Abholung durch Mainzer Stadtbusse in Herleshausen, erstmals am 13. November spontan organisiert. Manchem mag auch der markante Zweitaktergeruch der Trabis und Wartburgs noch in der Nase stecken, die die Stadt damals massenweise anfuhren. Aber auch viele Mainzer nutzten den Wegfall der gefürchteten Grenze für einen Besuch der Partnerstadt. | |||
Gemeinsame Geschichte verbindet - Mainz und Erfurt. In: Wolfgang Dobras (Hg.): Eine Zeitreise in 175 Geschichten. Der Mainzer Altertumsverein 1844-2019. Mainz 2019, S. 324 f. | Hierbei trat vielen Mainzern und Erfurtern ihre „gemeinsame Geschichte“ wieder deutlich vor Augen, die im neuen Partnerschaftsvertrag ausdrücklich hervorgehoben wurde. Das 742 von Bonifatius gegründete Bistum Erfurt fiel wenig später an das Bistum Mainz. Um 1000 stieg der Erzbischof von Mainz auch zum weltlichen Herrscher auf. Seit dem 13. Jahrhundert erlangte die Mittelaltermetropole Erfurt weitgehende Autonomie, 1664 konnte sie Kurfürst Johann Philipp von Schönborn wieder unterwerfen. Den Endpunkt bildete die glanzvolle Statthalterschaft Karl Theodor von Dalbergs bis 1802. | ||
Hieraus leiten sich wiederum markante Parallelen im Stadtbild der heutigen Landeshauptstädte ab. Die Staatskanzleien von Rheinland-Pfalz und Thüringen etwa residieren in ähnlichen Barockbauten des kurmainzischen Oberbaudirektors Maximilian von Welsch. Als wohl augenfälligstes Zeugnis darf man die Stadtwappen betrachten. Das silberne Rad auf rotem Grund, seit dem Mittelalter Erfurts Wappen, wurde ebenso wie das Mainzer Doppelrad dem Kurfürstentum Mainz entlehnt. | |||
Seit 1990 sind es vor allem die Geschichtsvereine in Mainz und Erfurt, die sich der gut tausendjährigen gemeinsamen Geschichte annehmen. Partner des Mainzer Altertumsvereins ist der 1863 gegründete und 1990 wieder ins Leben gerufene Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt . In der Aufbruchsphase nach 1990 gab es einen intensiven Austausch. Einer der Höhepunkte war die vom Mainzer Stadtarchiv erarbeitete Ausstellung „Das Mainzer Rad an der Gera. Kurmainz und Erfurt 742-1802“. Sie rief 1992 in beiden Städten großes öffentliches Interesse hervor, ihr Katalog ist nach wie vor ein wichtiges Nachschlagewerk. | |||
In den letzten Jahren hat man, ausgehend von den Partnerschaftsjubiläen 2008 und 2013, die Kontakte wieder enger geknüpft. Vorläufiger Höhepunkt war die gemeinsame Fachtagung zum 350. Jahrestag der „Mainzer Reduktion“ 1664 im Erfurter Rathausfestsaal am 5. April 2014. Hierfür war eine große Mainzer Delegation unter Leitung von Wolfgang Dobras in die Partnerstadt gereist. 2017 widmete sich der Erfurter Verein bei seiner Fachtagung dem Thema „Erfurt und Mainz – 1275 Jahre historische Gemeinsamkeiten“. Der hierauf konzentrierte Band 78 der Vereinszeitschrift, an dem auch Mainzer Autoren wie Bettina Braun mit einem Beitrag zur Reduktion 1664 mitgewirkt haben, konnte am 26. Juni 2017 vom Vereinsvorsitzenden Karl Heinemeyer und Redakteur Steffen Raßloff der Mitgliederversammlung des Mainzer Altertumsvereins präsentiert werden. | |||
'''[[Steffen Rassloff|Steffen Raßloff]]: Gemeinsame Geschichte verbindet - Mainz und Erfurt.''' In: Wolfgang Dobras (Hg.): Eine Zeitreise in 175 Geschichten. Der Mainzer Altertumsverein 1844-2019. Mainz 2019, S. 324 f. | |||
Siehe auch: '''[[Städtepartnerschaft Erfurt Mainz]]''', '''[[ErfurterGeschichtsverein|Erfurter Geschichtsverein]]''', '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''' |
Aktuelle Version vom 28. September 2024, 08:12 Uhr
Erfurt und Mainz
Die Städtepartnerschaft Erfurt-Mainz (1988) wird nicht zuletzt von den Geschichtsvereinen in Erfurt und Mainz lebendig gehalten.
Am 14. Juli 1990 unterzeichnen die Oberbürgermeister von Mainz und Erfurt, Herman-Hartmut Weyel und Manfred Ruge, im Mainzer Rathaus eine „Vereinbarung über die Partnerschaft der Stadt Erfurt und der Stadt Mainz“ (Abb. Stadtarchiv Erfurt). Beflügelt vom Geist jener Monate zwischen friedlicher Revolution in der DDR und Vollzug der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 erneuern beide Städte ihre 1988 geschlossene Vereinbarung. Jene auf hindernisreichem Wege vor allem auf Initiative der Mainzer erreichte deutsch-deutsche Partnerschaft kann nun mit Leben erfüllt werden.
Bis zum 25. Jubiläumsjahr 2013 bildete das Dokument die Grundlage der guten Beziehungen. In der Präambel ist von der Bekräftigung der Partnerschaft die Rede, mit der „ein Schlussstrich unter eine Beziehung gezogen werden [soll], die geprägt war von Zweitstaatlichkeit und unterschiedlichen Gesellschaftssystemen. Es kündet vom Neubeginn unserer Städtepartnerschaft in einer besonderen politischen und historischen Situation.“ Die Mainzer Seite sagte Unterstützung von der Rettung der Erfurter Altstadt bis zum Aufbau demokratischer Verwaltungsstrukturen zu. Und es blieb nicht bei Versprechen, woran man sich in Erfurt bis heute dankbar erinnert.
1990 war vor allem auch ein Jahr der zahlreichen persönlichen Begegnungen. Das Startsignal bildete der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989. Bereits in den ersten Wochen nutzten Tausende von Erfurtern die neue Reisefreiheit. Hierfür steht der „Sonntagsausflug nach Mainz“ mit Abholung durch Mainzer Stadtbusse in Herleshausen, erstmals am 13. November spontan organisiert. Manchem mag auch der markante Zweitaktergeruch der Trabis und Wartburgs noch in der Nase stecken, die die Stadt damals massenweise anfuhren. Aber auch viele Mainzer nutzten den Wegfall der gefürchteten Grenze für einen Besuch der Partnerstadt.
Hierbei trat vielen Mainzern und Erfurtern ihre „gemeinsame Geschichte“ wieder deutlich vor Augen, die im neuen Partnerschaftsvertrag ausdrücklich hervorgehoben wurde. Das 742 von Bonifatius gegründete Bistum Erfurt fiel wenig später an das Bistum Mainz. Um 1000 stieg der Erzbischof von Mainz auch zum weltlichen Herrscher auf. Seit dem 13. Jahrhundert erlangte die Mittelaltermetropole Erfurt weitgehende Autonomie, 1664 konnte sie Kurfürst Johann Philipp von Schönborn wieder unterwerfen. Den Endpunkt bildete die glanzvolle Statthalterschaft Karl Theodor von Dalbergs bis 1802.
Hieraus leiten sich wiederum markante Parallelen im Stadtbild der heutigen Landeshauptstädte ab. Die Staatskanzleien von Rheinland-Pfalz und Thüringen etwa residieren in ähnlichen Barockbauten des kurmainzischen Oberbaudirektors Maximilian von Welsch. Als wohl augenfälligstes Zeugnis darf man die Stadtwappen betrachten. Das silberne Rad auf rotem Grund, seit dem Mittelalter Erfurts Wappen, wurde ebenso wie das Mainzer Doppelrad dem Kurfürstentum Mainz entlehnt.
Seit 1990 sind es vor allem die Geschichtsvereine in Mainz und Erfurt, die sich der gut tausendjährigen gemeinsamen Geschichte annehmen. Partner des Mainzer Altertumsvereins ist der 1863 gegründete und 1990 wieder ins Leben gerufene Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt . In der Aufbruchsphase nach 1990 gab es einen intensiven Austausch. Einer der Höhepunkte war die vom Mainzer Stadtarchiv erarbeitete Ausstellung „Das Mainzer Rad an der Gera. Kurmainz und Erfurt 742-1802“. Sie rief 1992 in beiden Städten großes öffentliches Interesse hervor, ihr Katalog ist nach wie vor ein wichtiges Nachschlagewerk.
In den letzten Jahren hat man, ausgehend von den Partnerschaftsjubiläen 2008 und 2013, die Kontakte wieder enger geknüpft. Vorläufiger Höhepunkt war die gemeinsame Fachtagung zum 350. Jahrestag der „Mainzer Reduktion“ 1664 im Erfurter Rathausfestsaal am 5. April 2014. Hierfür war eine große Mainzer Delegation unter Leitung von Wolfgang Dobras in die Partnerstadt gereist. 2017 widmete sich der Erfurter Verein bei seiner Fachtagung dem Thema „Erfurt und Mainz – 1275 Jahre historische Gemeinsamkeiten“. Der hierauf konzentrierte Band 78 der Vereinszeitschrift, an dem auch Mainzer Autoren wie Bettina Braun mit einem Beitrag zur Reduktion 1664 mitgewirkt haben, konnte am 26. Juni 2017 vom Vereinsvorsitzenden Karl Heinemeyer und Redakteur Steffen Raßloff der Mitgliederversammlung des Mainzer Altertumsvereins präsentiert werden.
Steffen Raßloff: Gemeinsame Geschichte verbindet - Mainz und Erfurt. In: Wolfgang Dobras (Hg.): Eine Zeitreise in 175 Geschichten. Der Mainzer Altertumsverein 1844-2019. Mainz 2019, S. 324 f.
Siehe auch: Städtepartnerschaft Erfurt Mainz, Erfurter Geschichtsverein, Geschichte der Stadt Erfurt