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== Kontakt ==
= Universitätsgesellschaft Erfurt =


'''Universitätsgesellschaft Erfurt e.V.'''
'''Die 1987 gegründete Universitätsgesellschaft Erfurt gehört zu den Bürgerbewegungen der späten DDR-Zeit. Als eine der wenigen konnte sie nach 1989 ihre Hauptziele erreichen, die Wiedergründung der Universität Erfurt 1994 und die Rekonstruktion des Collegium maius 2011. Heute unterstützt sie als Fördergesellschaft die Universität und pflegt deren reiche Tradition.'''


Fischmarkt 22
99084 Erfurt


Tel.: 0361/6430950
[[Datei:Unigesellschaft.jpg|190px|right]]Am 15. Oktober 1987 gründeten einige Erfurter Bürger die Interessengemeinschaft “Alte Universität Erfurt“ im Kulturbund der DDR. Ihr Ziel war es, für das Stadtjubiläum 1992 (1250 Jahre Ersterwähnung, 600 Jahre Universitätseröffnung) das Andenken an die 1816 geschlossene Alma mater Erfordensis und ihre Baudenkmale im “lateinischen Viertel” zu beleben. Mutig strebte man sogar eine Wiedergründung der '''[[Universität Erfurt|Universität]]''' und den Aufbau des im Krieg zerstörten '''[[Collegium maius Erfurt|Collegium maius]]''' an, des ehemaligen Hauptgebäudes in der Michaelisstraße. Dessen spätgotischem Kielbogenportal ist auch das Logo der Gesellschaft entlehnt. Im Mai 1988 begannen die ersten „Tage der Alten Universität“, die mit dem Hochschulstraßenfest eine feste Tradition wurden.


Mail: universitaetsgesellschaft@uni-erfurt.de
Während der friedlichen Revolution 1989 engagieren sich viele Mitglieder im wiedererwachten Bürgergeist. Am 10. Dezember 1989 organisieren sie die spektakuläre Aktion „Ein Bürgerwall für unsere Altstadt“, der den '''[[Stadtumbau_DDR-Zeit_Plattenbau|DDR-Stadtumbau]]''' stoppen sollte. Aber auch die von den SED-Oberen skeptisch beäugte Idee einer Wiedergründung der Universität sollte in greifbare Nähe rücken. Am 9. März 1990 veröffentlichte die IG ihren Aufruf für eine „Europäische Universität Erfurt“. Im Juni ermächtigte die Stadt Erfurt Oberbürgermeister Manfred O. Ruge, hierzu ein internationales Gremium zu berufen und schon am 31. August 1990 wurde ein Gründungsausschuss gebildet.  


Internet: [www.universitaetsgesellschaft-erfurt.de www.universitaetsgesellschaft-erfurt.de]
IG und Stadt gelang es, für ihr Vorhaben erfolgreich zu werben. Mobilisierung von Multiplikatoren, Universitätslesungen und -musiken, '''[[Gedenktafel Collegium maius|Gedenktafeln]]''', Medaillen, Veranstaltungen zu Persönlichkeiten wie '''[[Trommsdorff_Moderne_Erfurt|J. B. Trommsdorff]]''', das Engagement für den Wiederaufbau des '''[[Collegium maius Erfurt|Collegium maius]]''', die Hochschultage rund um die '''[[Engelsburg Erfurt|Engelsburg]]''' u.v.a.m. machten das Projekt populär. Bundespräsident Richard von Weizsäcker bezeichnete es im Mai 1990 als einen “wahrhaft glücklichen Gedanken”. 1991 erkannte die UNESCO das Vorhaben Wiedereröffnung als „Europäische Universität“ als deutschen Beitrag zur „Weltdekade für kulturelle Entwicklung 1988 bis 1997“ an, zugleich erhielt die IG den Kulturpreis der Stadt Essen. 1992 benannte sie sich in „Gesellschaft zur Förderung der Europäischen Universität Erfurt e.V.“ um.


== Geschichte ==
Am 1. Januar 1994 trat das Gesetz zur „Wiedergründung der Universität Erfurt und zur Aufhebung der Medizinischen Hochschule Erfurt“ in Kraft. Am 29. April 1994 fand die Gründungsveranstaltung im '''[[Augustinerkloster Erfurt|Augustinerkloster]]''' statt. In den Folgejahren wurde das Projekt einer international ausgerichteten Reformuniversität auf dem '''[[Campus Universität Erfurt|Campus]]''' an der Nordhäuser Straße mit Leben erfüllt. 2001 brachte die Fusion mit der Pädagogischen Hochschule den Abschluss der Gründungsphase. Hiermit hatte sich eine zentrale Zielstellung verwirklicht, was nur wenigen DDR-Bürgerinitiativen nach 1989/90 vergönnt war. Allerdings gab es auch schmerzhafte Reibungen. Nach Ansicht vieler Aktivisten wurde die Gesellschaft von der Landesregierung und dem Gründungsbeauftragten Klaus-Dieter Wolff nicht genügend einbezogen. Der Verkauf des '''[[Collegium maius Erfurt|Collegium maius]]''' durch die Stadt Erfurt an die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland 2008, die dort 2011 ihr Landeskirchenamt einweihte, hat das Ziel eines repräsentativen Universitätsgebäudes verhindert.


Die 1987 als Interessengemeinschaft “Alte Universität Erfurt” gegründete Universitätsgesellschaft Erfurt gehört zu den Bürgerbewegungen der späten DDR-Zeit. Als eine der wenigen ihrer Art konnte sie nach der friedlichen Revolution 1989 ihr Hauptziel erreichen, die Wiedergründung der Universität Erfurt 1994. Heute unterstützt sie als Fördergesellschaft die Universität und pflegt deren reiche Tradition.
Trotz solcher Enttäuschungen, nicht zuletzt auch über die Schließung der '''[[Medizinische Akademie Erfurt|Medizinischen Akademie]]''', blieben die meisten Mitglieder ihrer Sache treu. Dem Wandel zum Förderer trug man 1995 mit einer neuen Satzung und der Umbenennung in Universitätsgesellschaft Erfurt Rechnung. Besondere Anstrengungen werden unternommen, um die Universität weiter im Bewusstsein der Bürger zu verankern. Dies geschieht u.a. durch Pflege des großen Erbes (Publikation '''[[Erfurt. Die älteste und jüngste Universität Deutschlands|Erfurt. Die älteste und (fast) jüngste Universität Deutschlands]]''', Schautafeln '''[[Infotafeln Collegium maius|Collegium maius]]''', Denkmal '''[[Medizinische Akademie Erfurt|Medizinische Akademie]]''', Schautafeln und Film '''[[Infotafeln und Film Engelsburg|Engelsburg]]''', Gedenktafel '''[[Gedenktafel_Collegium_maius|Collegium maius]]''', Gedenktafel '''[[Gedenktafel_Engelsburg|Engelsburg]]''', Plakatausstellung '''[[Ausstellung_Geschichte_Universitaet_Erfurt_2019|Universitätsgeschichte]]'''). Auch dem denkmalgeschützten '''[[Campus Universität Erfurt|Campus]]''' gilt die Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit der Evang. Kirche veranstaltete die Gesellschaft von 2011 bis 2019 die '''[[Collegium Maius Abende]]''' und ist Ausrichter des Seniorenstudiums Erfurter Kolleg.
('''[[Steffen Rassloff|Dr. Steffen Raßloff]]''')


Am 15. Oktober 1987 gründeten ein Hand voll Erfurter Bürger um den Arzt und Mitarbeiter an der Medizinischen Akademie Dr. Aribert W. J. Spiegler die Interessengemeinschaft “Alte Universität Erfurt“ im Rahmen des Kulturbundes der DDR. Ihr Ziel war es, für das 1992 anstehende Stadtjubiläum (1250 Jahre Ersterwähnung, 600 Jahre Universitätseröffnung) das Andenken an die 1816 geschlossene Alma mater Erfordensis und ihre Baudenkmale im “lateinischen Viertel” zu beleben. Mutig strebte man sogar eine Wiedergründung der Universität und den Aufbau des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Collegium maius an, des ehemaligen Hauptgebäudes der Universität in der Michaelisstraße. Im Mai 1988 begannen die ersten „Tage der Alten Universität“, die in den Hochschulwochen mit dem Hochschulstraßenfest eine feste Tradition geworden sind.


Während der Wende im Herbst 1989 engagieren sich viele IG-Mitglieder im wiedererwachten Bürgergeist. Den meisten sind jene Jahre als ungeheuer dichter, aufregender und faszinierender Lebensabschnitt in Erinnerung geblieben. Am 10. Dezember 1989 organisieren sie die spektakuläre Aktion „Ein Bürgerwall für unsere Altstadt“. Aber auch die von den DDR-Oberen skeptisch beäugte Idee einer Wiedergründung der Erfurter Universität sollte in greifbare Nähe rücken. Am 9. März 1990 veröffentlichte die IG ihren Aufruf für eine „Europäische Universität Erfurt“. Im Juni ermächtigte die Stadt Erfurt Oberbürgermeister Manfred O. Ruge, zur Förderung des Vorhabens ein internationales Gremium zu berufen und schon am 31. August 1990 wurde der Gründungsausschuss für eine „Europäische Universität Erfurt“  gebildet. Seit Juli 1990 begleitete die Stadt in Person des Universitäts- und Hochschulbeauftragten Hans-Christian Piossek sehr aktiv die Wiedergründungsinitiative.
'''Lesetipps:'''


Interessengemeinschaft und Stadt gelang es, für ihr Vorhaben erfolgreich zu werben. Mobilisierung bedeutender Persönlichkeiten, Universitätslesungen, Universitäts- und Ratsmusiken, Gedenktafeln und -medaillen, Veranstaltungen zu Persönlichkeiten der Universität wie J. B. Trommsdorff, das Engagement für den Wiederaufbau des Collegium maius, die jährlichen Hochschultage u.v.a.m. begeisterten immer mehr Bürger der Stadt für den Universitätsgedanken, aber machten auch über Erfurt hinaus das Projekt populär. Bundespräsident Richard von Weizsäcker bezeichnete es schon im Mai 1990 als einen “wahrhaft glücklichen Gedanken”. Im Januar 1991 erkannte die UNESCO das Vorhaben Wiedereröffnung der „Alten Universität Erfurt“ als „Europäische Universität“ als deutschen Beitrag zur „Weltdekade für kulturelle Entwicklung 1988 bis 1997“ an, im Folgemonat erhielt die IG den hoch dotierten Kulturpreis der Stadt Essen. 1992 benannte sie sich in „Gesellschaft zur Förderung der Europäischen Universität Erfurt e.V.“ um.
Barbara Marshall: '''Die (Wieder-)Gründung der Universität Erfurt.''' Köln 2023.


Die Bemühungen trugen bald realpolitische Früchte. Am 1. Januar 1994 trat das vom Thüringer Landtag beschlossene Gesetz zur „Wiedergründung der Universität Erfurt und zur Aufhebung der Medizinischen Hochschule Erfurt“ in Kraft. Am 29. April 1994 fand die feierliche Gründungsveranstaltung im Augustinerkloster statt. In den folgenden Jahren wurde das ehrgeizige Projekt einer international ausgerichteten Reformuniversität auf dem denkmalgeschützten Campus an der Nordhäuser Straße mit Leben erfüllt. Das Jahr 2001 brachte mit der Fusion mit der Pädagogischen Hochschule Erfurt einen gewissen Abschluss dieser Gründungsphase.
Aribert W. J. Spiegler/Elmar Schmid (Hg.): '''Europäische Universität Erfurt. Dokumente und Reflexionen zur Geschichte einer Bürgerinitiative 1987-1994.''' Weimar 2002.


Mit der Renaissance der traditionsreichen Alma mater Erfordensis hatte sich eine zentrale Zielstellung verwirklicht. Nur wenigen DDR-Bürgerinitiativen war ein derartiger Erfolg nach 1989/90 vergönnt. Dabei ist aber nicht zu übersehen, dass der hiermit verbundene Funktionswechsel auch schmerzhafte Reibungen erzeugte. Nach Ansicht vieler ihrer Aktivisten wurde die Gesellschaft von der Landesregierung nicht in die landespolitischen Bemühungen um die Wiedergründung der Universität Erfurt einbezogen. Der Verkauf des Collegium maius durch die Stadt Erfurt an die Evangelische Kirche 2008 hat das Ziel eines repräsentativen Universitätsgebäudes in der Innenstadt durchkreuzt, wobei die Gesellschaft ebenfalls nicht in die Entscheidungen einbezogen wurde.
Steffen Raßloff: '''[[Erfurt_aelteste_und_juengste_Universitaet_Deutschlands|Erfurt. Die älteste und (fast) jüngste Universität Deutschlands]]'''. Erfurt 2014 (3. Auflage 2024). ('''[https://www.uni-erfurt.de/fileadmin/Bilddatenbank/Flyer/Broschuere_Die_aelteste_und_juengste_Universitaet_Deutschlands_Erfurt.pdf Download]''')


Trotz solcher Enttäuschungen - auch über die Schließung der Medizinischen Akademie und naturwissenschaftlicher Fachbereiche der Pädagogischen Hochschule - blieben die meisten Mitglieder ihrer Sache treu. Dass die staatliche Universität ihr Eigenleben entwickeln würde, war zudem ein natürlicher Prozess. Dem trug die am 16. Dezember 1995 beschlossene neue Satzung Rechnung, die auch die Umbenennung in Universitätsgesellschaft Erfurt e.V. mit sich brachte. Seither leistet die von Präsident Dr.-Ing. habil. Anselm Räder geleitete Gesellschaft wichtige Unterstützungsarbeit für die Universität Erfurt. Sie fördert Wissenschaft, Forschung und Lehre, knüpft soziale Netzwerke, hilft Förderer und Stifter für die Universität Erfurt zu gewinnen. Besondere Anstrengungen werden unternommen, um die Universität weiter im Bewusstsein der Bürger der Stadt Erfurt zu verankern. Dies geschieht u.a. durch Pflege des Erbes der Alten Universität wie auch der jüngeren Erfurter Hochschulgeschichte und ihrer Baudenkmale.  
Steffen Raßloff: '''[[30 Jahre Universitaet Erfurt 2024|Die Universität Erfurt 1994-2024. Zum 30. Wiedergründungsjubiläum einer Traditionshochschule]]'''. In: Stadt und Geschichte 84 (2024), S. 34.


Steffen Raßloff: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt Rassloff|Geschichte der Stadt Erfurt]]'''. Erfurt 2012 (6. Auflage 2024).


Text: [[Dr. Steffen Raßloff]]
 
Siehe auch: '''[https://www.unigesellschaft-erfurt.de/ Universitätsgesellschaft Erfurt]'''
 
 
'''''Unigesellschaft-Erfurt.de''' 24.04.2024 (zum Lesen anklicken)''
 
[[Datei:UGStadtmuseum18-3-24.png|500px|left]]

Aktuelle Version vom 8. November 2024, 09:10 Uhr

Universitätsgesellschaft Erfurt

Die 1987 gegründete Universitätsgesellschaft Erfurt gehört zu den Bürgerbewegungen der späten DDR-Zeit. Als eine der wenigen konnte sie nach 1989 ihre Hauptziele erreichen, die Wiedergründung der Universität Erfurt 1994 und die Rekonstruktion des Collegium maius 2011. Heute unterstützt sie als Fördergesellschaft die Universität und pflegt deren reiche Tradition.


Unigesellschaft.jpg

Am 15. Oktober 1987 gründeten einige Erfurter Bürger die Interessengemeinschaft “Alte Universität Erfurt“ im Kulturbund der DDR. Ihr Ziel war es, für das Stadtjubiläum 1992 (1250 Jahre Ersterwähnung, 600 Jahre Universitätseröffnung) das Andenken an die 1816 geschlossene Alma mater Erfordensis und ihre Baudenkmale im “lateinischen Viertel” zu beleben. Mutig strebte man sogar eine Wiedergründung der Universität und den Aufbau des im Krieg zerstörten Collegium maius an, des ehemaligen Hauptgebäudes in der Michaelisstraße. Dessen spätgotischem Kielbogenportal ist auch das Logo der Gesellschaft entlehnt. Im Mai 1988 begannen die ersten „Tage der Alten Universität“, die mit dem Hochschulstraßenfest eine feste Tradition wurden.

Während der friedlichen Revolution 1989 engagieren sich viele Mitglieder im wiedererwachten Bürgergeist. Am 10. Dezember 1989 organisieren sie die spektakuläre Aktion „Ein Bürgerwall für unsere Altstadt“, der den DDR-Stadtumbau stoppen sollte. Aber auch die von den SED-Oberen skeptisch beäugte Idee einer Wiedergründung der Universität sollte in greifbare Nähe rücken. Am 9. März 1990 veröffentlichte die IG ihren Aufruf für eine „Europäische Universität Erfurt“. Im Juni ermächtigte die Stadt Erfurt Oberbürgermeister Manfred O. Ruge, hierzu ein internationales Gremium zu berufen und schon am 31. August 1990 wurde ein Gründungsausschuss gebildet.

IG und Stadt gelang es, für ihr Vorhaben erfolgreich zu werben. Mobilisierung von Multiplikatoren, Universitätslesungen und -musiken, Gedenktafeln, Medaillen, Veranstaltungen zu Persönlichkeiten wie J. B. Trommsdorff, das Engagement für den Wiederaufbau des Collegium maius, die Hochschultage rund um die Engelsburg u.v.a.m. machten das Projekt populär. Bundespräsident Richard von Weizsäcker bezeichnete es im Mai 1990 als einen “wahrhaft glücklichen Gedanken”. 1991 erkannte die UNESCO das Vorhaben Wiedereröffnung als „Europäische Universität“ als deutschen Beitrag zur „Weltdekade für kulturelle Entwicklung 1988 bis 1997“ an, zugleich erhielt die IG den Kulturpreis der Stadt Essen. 1992 benannte sie sich in „Gesellschaft zur Förderung der Europäischen Universität Erfurt e.V.“ um.

Am 1. Januar 1994 trat das Gesetz zur „Wiedergründung der Universität Erfurt und zur Aufhebung der Medizinischen Hochschule Erfurt“ in Kraft. Am 29. April 1994 fand die Gründungsveranstaltung im Augustinerkloster statt. In den Folgejahren wurde das Projekt einer international ausgerichteten Reformuniversität auf dem Campus an der Nordhäuser Straße mit Leben erfüllt. 2001 brachte die Fusion mit der Pädagogischen Hochschule den Abschluss der Gründungsphase. Hiermit hatte sich eine zentrale Zielstellung verwirklicht, was nur wenigen DDR-Bürgerinitiativen nach 1989/90 vergönnt war. Allerdings gab es auch schmerzhafte Reibungen. Nach Ansicht vieler Aktivisten wurde die Gesellschaft von der Landesregierung und dem Gründungsbeauftragten Klaus-Dieter Wolff nicht genügend einbezogen. Der Verkauf des Collegium maius durch die Stadt Erfurt an die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland 2008, die dort 2011 ihr Landeskirchenamt einweihte, hat das Ziel eines repräsentativen Universitätsgebäudes verhindert.

Trotz solcher Enttäuschungen, nicht zuletzt auch über die Schließung der Medizinischen Akademie, blieben die meisten Mitglieder ihrer Sache treu. Dem Wandel zum Förderer trug man 1995 mit einer neuen Satzung und der Umbenennung in Universitätsgesellschaft Erfurt Rechnung. Besondere Anstrengungen werden unternommen, um die Universität weiter im Bewusstsein der Bürger zu verankern. Dies geschieht u.a. durch Pflege des großen Erbes (Publikation Erfurt. Die älteste und (fast) jüngste Universität Deutschlands, Schautafeln Collegium maius, Denkmal Medizinische Akademie, Schautafeln und Film Engelsburg, Gedenktafel Collegium maius, Gedenktafel Engelsburg, Plakatausstellung Universitätsgeschichte). Auch dem denkmalgeschützten Campus gilt die Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit der Evang. Kirche veranstaltete die Gesellschaft von 2011 bis 2019 die Collegium Maius Abende und ist Ausrichter des Seniorenstudiums Erfurter Kolleg.

(Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipps:

Barbara Marshall: Die (Wieder-)Gründung der Universität Erfurt. Köln 2023.

Aribert W. J. Spiegler/Elmar Schmid (Hg.): Europäische Universität Erfurt. Dokumente und Reflexionen zur Geschichte einer Bürgerinitiative 1987-1994. Weimar 2002.

Steffen Raßloff: Erfurt. Die älteste und (fast) jüngste Universität Deutschlands. Erfurt 2014 (3. Auflage 2024). (Download)

Steffen Raßloff: Die Universität Erfurt 1994-2024. Zum 30. Wiedergründungsjubiläum einer Traditionshochschule. In: Stadt und Geschichte 84 (2024), S. 34.

Steffen Raßloff: Geschichte der Stadt Erfurt. Erfurt 2012 (6. Auflage 2024).


Siehe auch: Universitätsgesellschaft Erfurt


Unigesellschaft-Erfurt.de 24.04.2024 (zum Lesen anklicken)

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