Flughafen Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Der Flughafen am Roten Berg läutete 1925 ein neues Verkehrszeitalter ein. 1956 nach Bindersleben verlagert,  wurde er nach 1990 zum modernen Flughafen Erfurt-Weimar ausgebaut.'''
[[Datei:FlughafenErfurtWeimar.jpg|400px|right]][[Datei:FlughafenDDR.jpg|400px|right]]'''Beitrag der Serie [[Denkmale in Erfurt|Denkmale in Erfurt]] aus der Thüringer Allgemeine von [[Steffen Rassloff|Dr. Steffen Raßloff]] (30.08.2014)'''




[[Datei:Flughafen.jpg|400px|right]]Der Flughafen Erfurt-Weimar in Bindersleben gehört zu den kleineren seiner Art in Deutschland. Er wird v.a. von Urlaubs- und Frachtflugzeugen genutzt. Im mitteldeutschen Raum besitzt der Flughafen Leipzig/Halle ganz klar die Lufthoheit. Vor acht Jahrzehnten dagegen präsentierte sich '''[[Geschichte der Stadt Erfurt|Erfurt]]''' noch als ein “Mittelpunkt im deutschen Luftverkehr”. So steht es zu lesen im Flugplan von 1927. Die Einweihung des Flughafens am Roten Berg 1925 (siehe Abb.) stellt einen Meilenstein in der Erfurter Verkehrsgeschichte dar.
DENKMALE IN ERFURT (163): Der Erfurter Flughafen verlagerte sich nach 1945 vom Roten Berg nach Bindersleben.  


Für damalige Verhältnisse “sicher, bequem und preiswert” konnte man auf elf direkten Linien Ziele in Mitteleuropa von Amsterdam bis Berlin, von Hannover bis Genf anfliegen. Freilich dauerte ein Ausflug in die holländische Hauptstadt noch stolze fünf Stunden und 15 Minuten, nach Berlin waren es zwei Stunden zwanzig Minuten. Die Preise klingen dafür mit 75,00 und 35,00 Mark nach Billigflieger, wobei natürlich die Einkommensverhältnisse vor 80 Jahren beachtet werden müssen. Mit täglich elf Starts und elf Landungen zwischen 8.00 und 17.00 Uhr herrschte im Norden der Stadt reger Luftverkehr. Neben den großen Städten konnte man u.a. auch für 17,00 Mark zur Kur nach Bad Kissingen fliegen.


Die Flugzeuge etwa der legendären Marke Junkers starteten aber noch nicht von Bindersleben, sondern vom Roten Berg. Dort, wo sich heute die Rote-Berg-Siedlung zwischen Stotternheimer Straße und Nördlicher Querverbindung erstreckt, befanden sich die Anlagen mit Empfangsgebäude, Hangar und Rollfeld. Am 10. Mai 1925, und damit zwei Jahre vor Leipzig-Schkeuditz, war mit einer riesigen Menschenmenge Einweihung gefeiert worden. '''[[Oberbürgermeister Bruno Mann]]''' begrüßte die Piloten und Passagiere der beiden Eindecker-Ganzmetallmaschinen, die mit großem Jubel begrüßt wurden. Die Thüringer Allgemeine Zeitung sprach zu Recht von dem “seit Jahrzehnten wichtigsten Tag” für die Erfurter Verkehrsgeschichte.
Erfurt gehört seit grauer Vorzeit zu den wichtigen europäischen Verkehrszentren. Von den mittelalterlichen Handelsstraßen wie der Via regia über den Eisenbahnanschluss 1847 bis hin zum Ausbau von ICE-Knotenpunkt und Autobahnkreuz zieht sich dies wie ein roter Faden durch die Stadtgeschichte. Die jüngste Entwicklung der Verkehrsgeschichte, die Luftfahrt, hat Erfurt dagegen noch keine derartigen Impulse verliehen. Der internationale Flughafen Erfurt-Weimar gehört zu den kleinsten seiner Art in Deutschland und lebt weitgehend von Urlaubsfliegern und Luftfracht. Im mitteldeutschen Raum besitzt der Flughafen Leipzig-Halle die Lufthoheit. Das war aber nicht immer so. Vor knapp neun Jahrzehnten präsentierte sich Erfurt als ein „Mittelpunkt im deutschen Luftverkehr“.  
1927 war die Anlage komplett fertig gestellt und technisch auf dem neuesten Stand. Der Flughafen gehört damit zu den großen städtebaulichen Projekten der '''[[Weimarer Republik]]'''. Im Dritten Reich erhielt er 1936 nach dem gewichtigen Reichsmarschall und einstigen Kampfflieger den Namen Hermann Göring Flughafen Erfurt. Während des Zweiten Weltkrieges entstanden im Umfeld große Hangars und ein Reparaturwerk für Militärflugzeuge. Diese Anlagen wurden mehrfach durch Luftangriffe stark zerstört.  


Nach dem Krieg verlagerte sich schließlich die zivile Luftfahrt vom Roten Berg an den heutigen Standort nach Bindersleben, wo im Dritten Reich 1934 ein wichtiger Militärflughafen entstanden war. 1957 landete das erste Passagierflugzeug der DDR in Erfurt. In den 1960er Jahren wurden erstmals das Abfertigungsgebäude und der Tower sowie Start- und Landebahn den Erfordernissen angepasst. Neben den Linienflügen entwickelte sich nach 1970 ein Charterverkehr. Bis zur Deutschen Einheit 1990 blieb es jedoch bei einem relativ bescheidenen Flugverkehr. In der jüngeren Vergangenheit wurde der Flughafen Erfurt u.a. mit einem neuen Abfertigungsgebäude und Tower modern ausgebaut und 2011 in Flughafen Erfurt-Weimar umbenannt.  
So steht es im Flugplan von 1927. Die Flugzeuge starteten damals aber noch nicht von Bindersleben, sondern vom Roten Berg. Dort, wo sich heute die Rote-Berg-Siedlung erstreckt, befanden sich die Anlagen mit Empfangsgebäude, Hangar und Rollfeld. Am 10. Mai 1925, und damit zwei Jahre vor Leipzig-Schkeuditz, war Einweihung gefeiert worden. Oberbürgermeister Bruno Mann begrüßte unter großem Jubel die Piloten und Passagiere der beiden Eindecker-Ganzmetallmaschinen. Die Thüringer Allgemeine Zeitung sprach von dem „seit Jahrzehnten wichtigsten Tag“ für die Erfurter Verkehrsgeschichte. „Sicher, bequem und preiswert“ konnte man nun Ziele von Amsterdam bis Berlin, von Hannover bis Genf anfliegen. Auf dem Höhepunkt 1928 herrschte mit täglich 14 Starts und Landungen im Norden der Stadt reger Luftverkehr.  


(Text: '''[[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]]''')
Im Dritten Reich erfolgte die Umbenennung in „Hermann Göring Flughafen“. Während des Zweiten Weltkrieges entstanden im Umfeld große Hangars und ein Reparaturwerk für Militärflugzeuge. Diese Anlagen wurden bei Luftangriffen stark zerstört. Nach 1945 verlagerte sich die Luftfahrt vom Roten Berg nach Bindersleben. Dort war ein Militärflughafen entstanden, den nach 1945 zunächst die Sowjetarmee nutzte. Seit 1957 hoben vom Flughafen Erfurt-Bindersleben die Maschinen der DDR-Lufthansa bzw. Interflug in sozialistische „Bruderstaaten“ ab (Abb. 2, um 1970). Fluglinien nach Berlin, Dresden oder an die Ostsee wurden aus Kostengründen eingestellt. Nach 1989 setzte man große Hoffnungen auf den modernisierten Flughafen, der sich seit 2011 Erfurt-Weimar nennt (Abb. 1, 2014). Auch wenn dabei gewiss nicht alle Blütenträume reiften, so stellt der Anschluss an den internationalen Luftverkehr doch nach wie vor eine Bereicherung für Erfurt dar. Und der Flughafen rückt die Landeshauptstadt immer wieder ins Rampenlicht, wenn Prominenz wie US-Präsident Obama oder Papst Benedikt XVI. einfliegt. (Fotos: Alexander Raßloff, Stadtarchiv Erfurt)




Kontakt: '''[http://www.flughafen-erfurt-weimar.de/ Flughafen Erfurt-Weimar]'''
'''Lesetipp:'''
 
Steffen Raßloff: '''Bewegte Zeiten. Der Flughafen Erfurt.''' In: '''[[Erfurt 55 Highlights aus der Geschichte|Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte]].''' Erfurt 2021. S. 94 f.
 
 
Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Flughafen_Erfurt_Weimarer_Republik|Anfänge des Flughafens am Roten Berg]]''', '''[[Erfurt_Verkehrsgeschichte_ICE_Berlin_München_2017|Erfurter Verkehrsgeschichte und ICE-Drehkreuz 2017]]''', '''[[Roter Berg Erfurt|Roter Berg]]''', '''[http://www.flughafen-erfurt-weimar.de/ Flughafen Erfurt-Weimar]'''
 
 
'''Vortrag an der Volkshochschule Erfurt ([https://www.erfurt.de/ef/de/leben/bildung/vhs/index.html VHS])'''
 
[[Datei:Flughafen(VHS)-25.png|450px|left]]

Aktuelle Version vom 21. Dezember 2024, 11:01 Uhr

Flughafen Erfurt-Weimar

FlughafenErfurtWeimar.jpg
FlughafenDDR.jpg

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (30.08.2014)


DENKMALE IN ERFURT (163): Der Erfurter Flughafen verlagerte sich nach 1945 vom Roten Berg nach Bindersleben.


Erfurt gehört seit grauer Vorzeit zu den wichtigen europäischen Verkehrszentren. Von den mittelalterlichen Handelsstraßen wie der Via regia über den Eisenbahnanschluss 1847 bis hin zum Ausbau von ICE-Knotenpunkt und Autobahnkreuz zieht sich dies wie ein roter Faden durch die Stadtgeschichte. Die jüngste Entwicklung der Verkehrsgeschichte, die Luftfahrt, hat Erfurt dagegen noch keine derartigen Impulse verliehen. Der internationale Flughafen Erfurt-Weimar gehört zu den kleinsten seiner Art in Deutschland und lebt weitgehend von Urlaubsfliegern und Luftfracht. Im mitteldeutschen Raum besitzt der Flughafen Leipzig-Halle die Lufthoheit. Das war aber nicht immer so. Vor knapp neun Jahrzehnten präsentierte sich Erfurt als ein „Mittelpunkt im deutschen Luftverkehr“.

So steht es im Flugplan von 1927. Die Flugzeuge starteten damals aber noch nicht von Bindersleben, sondern vom Roten Berg. Dort, wo sich heute die Rote-Berg-Siedlung erstreckt, befanden sich die Anlagen mit Empfangsgebäude, Hangar und Rollfeld. Am 10. Mai 1925, und damit zwei Jahre vor Leipzig-Schkeuditz, war Einweihung gefeiert worden. Oberbürgermeister Bruno Mann begrüßte unter großem Jubel die Piloten und Passagiere der beiden Eindecker-Ganzmetallmaschinen. Die Thüringer Allgemeine Zeitung sprach von dem „seit Jahrzehnten wichtigsten Tag“ für die Erfurter Verkehrsgeschichte. „Sicher, bequem und preiswert“ konnte man nun Ziele von Amsterdam bis Berlin, von Hannover bis Genf anfliegen. Auf dem Höhepunkt 1928 herrschte mit täglich 14 Starts und Landungen im Norden der Stadt reger Luftverkehr.

Im Dritten Reich erfolgte die Umbenennung in „Hermann Göring Flughafen“. Während des Zweiten Weltkrieges entstanden im Umfeld große Hangars und ein Reparaturwerk für Militärflugzeuge. Diese Anlagen wurden bei Luftangriffen stark zerstört. Nach 1945 verlagerte sich die Luftfahrt vom Roten Berg nach Bindersleben. Dort war ein Militärflughafen entstanden, den nach 1945 zunächst die Sowjetarmee nutzte. Seit 1957 hoben vom Flughafen Erfurt-Bindersleben die Maschinen der DDR-Lufthansa bzw. Interflug in sozialistische „Bruderstaaten“ ab (Abb. 2, um 1970). Fluglinien nach Berlin, Dresden oder an die Ostsee wurden aus Kostengründen eingestellt. Nach 1989 setzte man große Hoffnungen auf den modernisierten Flughafen, der sich seit 2011 Erfurt-Weimar nennt (Abb. 1, 2014). Auch wenn dabei gewiss nicht alle Blütenträume reiften, so stellt der Anschluss an den internationalen Luftverkehr doch nach wie vor eine Bereicherung für Erfurt dar. Und der Flughafen rückt die Landeshauptstadt immer wieder ins Rampenlicht, wenn Prominenz wie US-Präsident Obama oder Papst Benedikt XVI. einfliegt. (Fotos: Alexander Raßloff, Stadtarchiv Erfurt)


Lesetipp:

Steffen Raßloff: Bewegte Zeiten. Der Flughafen Erfurt. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 94 f.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Anfänge des Flughafens am Roten Berg, Erfurter Verkehrsgeschichte und ICE-Drehkreuz 2017, Roter Berg, Flughafen Erfurt-Weimar


Vortrag an der Volkshochschule Erfurt (VHS)

Flughafen(VHS)-25.png