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[[Datei: | [[Datei:HeiligenMuehle.jpg|430px|right]]Ilversgehofen hat viele Wandlungen vom Dorf weit vor den Toren Erfurts bis hin zur 1911 eingemeindeten Industrievorstadt durchgemacht. Einen konstanten Faktor bilden dabei die Mühlen an der Schmalen Gera. Bis ins 20. Jahrhundert sorgten vier Mühlen mit für das wirtschaftliche Auskommen des Ortes. Leider sind mittlerweile die Wendenmühle an der Wendenstraße und die Schrötermühle an der Bogenstraße weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden. Die Kupferhammermühle mit ihrem einst malerischen Mühlenensemble kann noch von der Tiergartenstraße aus, direkt neben dem Eingang zum Condomi-Werksgelände, gut eingesehen werden. Freilich bietet der Blick wenig Erfreuliches. Der Komplex ist stark verfallen und soll nun gar für eine Wohnanlage gänzlich abgerissen werden. Damit würde ein weiteres Stück historische Identität von Ilversgehofen verschwinden. | ||
Es bliebe dann nur noch die nördlichste der einst vier Mühlen, die Heiligen Mühle an der heutigen Mittelhäuser Straße. Diese ist nun wahrlich ein Lichtblick nicht nur für alle Freunde der Mühlengeschichte ( | Es bliebe dann nur noch die nördlichste der einst vier Mühlen, die Heiligen Mühle an der heutigen Mittelhäuser Straße. Diese ist nun wahrlich ein Lichtblick nicht nur für alle Freunde der Mühlengeschichte (Foto: Alexander Raßloff). In aufopferungsvoller Arbeit kämpft die Familie Naue um den Erhalt des technischen Denkmals. Stolz verweisen die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Mühlenbesitzer darauf, dass es sich hier um die „einzige bisher bekannte Graupenmühle mit der technischen Ausstattung aus der Zeit um 1860 innerhalb Deutschlands“ handele. Damit besitzt die 1291 erstmals erwähnte Mühle weit über die Lokalgeschichte Ilversgehofens hinaus große Bedeutung für die nationale Mühlengeschichte. Das ehrgeizige Ziel von Karl-Friedrich Naue und dessen Sohn Jürgen Naue ist es, diese außergewöhnliche Mühle mit ihren einst drei Wasserrädern und zwei Mühlengebäuden wieder voll erlebbar zu machen. | ||
Heute ist die Heiligen Mühle aber nicht nur ein technisches Denkmal. Vielmehr haben die Naues den Gebäudekomplex mit seinem stimmungsvollen Fachwerk-Innenhof seit 1990 zu einem Kulturzentrum ausgebaut. Neben Mühlentag und Handwerkermarkt sorgen besonders Konzerte für junggebliebene Rock- und Beatfans für viel Zulauf. Die Mühlenbewohner sind aber auch auf die große Geschichte ihres Anwesens stolz. Bevor hier bis 1956 Graupen gemahlen wurden, hatte sie als Papiermühle fungiert, auf deren Produkten Friedrich Schiller seine Werke der Weltliteratur verfasste. Die Papiermühle und ihr Besitzer nahmen freilich während der Kämpfe nach der Leipziger Völkerschlacht ein tragisches Ende. Kommerzienrat Lüdemann wurde von französischen Soldaten am 5. November 1813 so misshandelt, dass er wenig später verstarb. Seine Mühle wurde dem Erdboden gleichgemacht. | Heute ist die Heiligen Mühle aber nicht nur ein technisches Denkmal. Vielmehr haben die Naues den Gebäudekomplex mit seinem stimmungsvollen Fachwerk-Innenhof seit 1990 zu einem Kulturzentrum ausgebaut. Neben Mühlentag und Handwerkermarkt sorgen besonders Konzerte für junggebliebene Rock- und Beatfans für viel Zulauf. Die Mühlenbewohner sind aber auch auf die große Geschichte ihres Anwesens stolz. Bevor hier bis 1956 Graupen gemahlen wurden, hatte sie als Papiermühle fungiert, auf deren Produkten Friedrich Schiller seine Werke der Weltliteratur verfasste. Die Papiermühle und ihr Besitzer nahmen freilich während der Kämpfe nach der Leipziger Völkerschlacht ein tragisches Ende. Kommerzienrat Lüdemann wurde von französischen Soldaten am 5. November 1813 so misshandelt, dass er wenig später verstarb. Seine Mühle wurde dem Erdboden gleichgemacht. | ||
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Aktuelle Version vom 6. Dezember 2024, 11:23 Uhr
Heiligen Mühle
Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (18.01.2014)
Lebendiges Technikdenkmal
DENKMALE IN ERFURT (133): Die Heiligen Mühle erinnert als letzte von einst vier Mühlen an diesen historischen Wirtschaftszweig in Ilversgehofen.
Ilversgehofen hat viele Wandlungen vom Dorf weit vor den Toren Erfurts bis hin zur 1911 eingemeindeten Industrievorstadt durchgemacht. Einen konstanten Faktor bilden dabei die Mühlen an der Schmalen Gera. Bis ins 20. Jahrhundert sorgten vier Mühlen mit für das wirtschaftliche Auskommen des Ortes. Leider sind mittlerweile die Wendenmühle an der Wendenstraße und die Schrötermühle an der Bogenstraße weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden. Die Kupferhammermühle mit ihrem einst malerischen Mühlenensemble kann noch von der Tiergartenstraße aus, direkt neben dem Eingang zum Condomi-Werksgelände, gut eingesehen werden. Freilich bietet der Blick wenig Erfreuliches. Der Komplex ist stark verfallen und soll nun gar für eine Wohnanlage gänzlich abgerissen werden. Damit würde ein weiteres Stück historische Identität von Ilversgehofen verschwinden.
Es bliebe dann nur noch die nördlichste der einst vier Mühlen, die Heiligen Mühle an der heutigen Mittelhäuser Straße. Diese ist nun wahrlich ein Lichtblick nicht nur für alle Freunde der Mühlengeschichte (Foto: Alexander Raßloff). In aufopferungsvoller Arbeit kämpft die Familie Naue um den Erhalt des technischen Denkmals. Stolz verweisen die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichenden Mühlenbesitzer darauf, dass es sich hier um die „einzige bisher bekannte Graupenmühle mit der technischen Ausstattung aus der Zeit um 1860 innerhalb Deutschlands“ handele. Damit besitzt die 1291 erstmals erwähnte Mühle weit über die Lokalgeschichte Ilversgehofens hinaus große Bedeutung für die nationale Mühlengeschichte. Das ehrgeizige Ziel von Karl-Friedrich Naue und dessen Sohn Jürgen Naue ist es, diese außergewöhnliche Mühle mit ihren einst drei Wasserrädern und zwei Mühlengebäuden wieder voll erlebbar zu machen.
Heute ist die Heiligen Mühle aber nicht nur ein technisches Denkmal. Vielmehr haben die Naues den Gebäudekomplex mit seinem stimmungsvollen Fachwerk-Innenhof seit 1990 zu einem Kulturzentrum ausgebaut. Neben Mühlentag und Handwerkermarkt sorgen besonders Konzerte für junggebliebene Rock- und Beatfans für viel Zulauf. Die Mühlenbewohner sind aber auch auf die große Geschichte ihres Anwesens stolz. Bevor hier bis 1956 Graupen gemahlen wurden, hatte sie als Papiermühle fungiert, auf deren Produkten Friedrich Schiller seine Werke der Weltliteratur verfasste. Die Papiermühle und ihr Besitzer nahmen freilich während der Kämpfe nach der Leipziger Völkerschlacht ein tragisches Ende. Kommerzienrat Lüdemann wurde von französischen Soldaten am 5. November 1813 so misshandelt, dass er wenig später verstarb. Seine Mühle wurde dem Erdboden gleichgemacht.
Sie auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Ilversgehofen, Museum Neue Mühle, Heiligen Mühle