Thueringen das Gruene Herz Deutschlands
Thüringen – Das Grüne Herz Deutschlands
Das Kulturland Thüringen darf sich auch „Grünes Herz Deutschlands“ nennen. Seine Naturschätze reichen vom Thüringer Wald mit dem Rennsteig bis zum Nationalpark Hainich, der zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt.
Thüringen trägt dank seiner natürlichen Reize den Titel „Grünes Herz Deutschlands“. Als klassisches Tourismusland hat man diese Marke seit dem späten 19. Jahrhundert aufgebaut. Am nachhaltigsten wirkte der 1896 erstmals erschienene Titel von Schriftsteller August Trinius (1851-1919). Der Slogan diente zugleich der Identitätsstiftung im kleinstaatlichen Thüringen und der Außendarstellung des 1920 gebildeten Landes Thüringen. In der DDR-Zeit mit der Aufteilung in die Bezirke Erfurt, Gera und Suhl rückte er aus der Öffentlichkeit, ohne in Vergessenheit zu geraten. Nach 1990 knüpfte man im Freistaat Thüringen unter CDU-geführten Regierungen an die Marke an, die schon während der Friedlichen Revolution 1989 mit der Forderung nach der Wiedergründung Thüringens aufgetaucht war. Von der rot-rot-grünen Landesregierung (2014-2024) wurde das Grüne Herz dann als verstaubt abgetan sowie dessen "völkische Vergangenheit" betont. Die Vorwürfe reichten bis zu Trinius als "Wegbereiter des Nationalsozialismus", was dem "Thüringer Wandersmann" nicht gerecht wird. Instrumentalisierung in der NS-Zeit findet sich bei vielen Themen bis hin zu UNESCO-Weltkulturerbe Wartburg und Weimar. Damit sollte man nicht in verengender Perspektive bedeutende Traditionen diskreditieren. Der Slogan liefert letztlich zwei zeitlose Botschaften: Thüringen liegt in der Mitte Deutschlands und wird von einer reizvollen Landschaft geprägt. In Kombination mit dem einzigartigen Kulturland könnte es den Tourismus und das Selbstverständnis der Thüringer wieder nachhaltig profilieren. Eine breite Bewegung forderte daher eine Rückkehr, gipfelnd im Symposium "Bekommt Thüringen sein Grünes Herz zurück?" 2023 in Bad Liebenstein (siehe Pressebeiträge). 2024 ist dies in den Regierungsvertrag der CDU-geführten Landesregierung eingeflossen: "Wir wollen ein neues Leitbild Grünes Herz Deutschlands entwickeln, das Thüringens natürliche und kulturelle Vielfalt betont und in eine Dachmarkenstrategie eingebunden wird."
Und Thüringen darf sich mit Recht das Grüne Herz Deutschlands nennen. Es liegt mit 33 Prozent Waldanteil an der Gesamtfläche über dem Bundesdurchschnitt von knapp 30 Prozent und wird in weiten Teilen von einer harmonischen Mittelgebirgs- und Hügellandschaft geprägt. Etwa ein Viertel der Landesfläche wird als Nationale Naturlandschaften erhalten und entwickelt: Naturpark Südharz, Naturpark Kyffhäuser, Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal, Nationalpark Hainich, Naturpark Thüringer Wald, Biosphärenreservat Vessertal-Thüringer Wald, Biosphärenreservat Rhön und Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Der bekannteste Naturschatz ist der Thüringer Wald mit dem südöstlich anschließenden Thüringer Schiefergebirge. Höchster Gipfel ist der Große Beerberg (983 m), dominierende Landmarke der Große Inselsberg (916 m). Große Bekanntheit genießt der Rennsteig, der rund 170 Kilometer lange Kammweg; das 1951 erstmals von Herbert Roth gesungene Rennsteiglied gilt als heimliche Nationalhymne Thüringens. Im Umfeld des meistbegangenen Weitwanderweges in Deutschland liegen die beliebtesten Urlauberorte, allen voran die Wintersporthochburg Oberhof. Seit 1973 hat sich der jährliche GutsMuths-Rennsteiglauf zum größten Landschaftslauf Europas entwickelt. Besondere Bedeutung besitzt auch der Hainich als UNESCO-Weltnaturerbe (2011). Hauptziel des Nationalparks ist der Schutz des einheimischen Buchenwaldes. Hier entsteht der größte Urwald Deutschlands. Weitere Anziehungspunkte sind der Kyffhäuser mit dem imposanten Kyffhäuserdenkmal (1896) und das „Thüringer Meer“ der Saalestauseen. Viele kleinere Mittelgebirgs- und Hügellandschaften runden das Bild ab: Südharz, Eichsfeld, Ohmgebirge, Dün, Windleite, Hainleite, Schmücke, Hohe Schrecke, Finne, Holzland und Rhön.
Lesetipps:
Steffen Raßloff: Geschichte Thüringens. München 2010 (2. Auflage 2020).
Steffen Raßloff: Das Grüne Herz Deutschlands. Thüringen und sein Wald. In: Thüringen. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2018 (3. Auflage 2022). S. 112 f.
Rüdiger Haufe: Das "grüne Herz Deutschlands" - Eine Metapher im Spannungsfeld von Regionalismus, Nationalismus und Tourismus. In: Detlef Altenburg/Lothar Ehrlich/Jürgen John (Hg.): Im Herzen Europas. Nationale Identitäten und Erinnerungskulturen. Köln/Weimar/Wien 2008, S. 219-250.
Siehe auch: Symposium Grünes Herz 2023, Geschichte Thüringens, Nationalpark Hainich, Naturpark Thüringer Wald, Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal, Nationale Naturlandschaften Thüringen