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Version vom 24. März 2021, 13:46 Uhr

Zitadelle Petersberg

Beitrag der TA-Serie 350 Jahre Zitadelle Petersberg von Dr. Steffen Raßloff (16.05.2015)


Imposante Festung

350 Jahre Zitadelle Petersberg (3): Die Zitadelle Petersberg entstand nach der Unterwerfung Erfurts durch den Mainzer Erzbischof 1664.


PetersbergVor1913.jpg

Im Oktober 1664 musste sich die einstige Mittelaltermetropole Erfurt nach Jahrhunderten reichsstadtähnlicher Autonomie ihrem Landesherrn beugen, dem Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn. An diese Zäsur der Stadtgeschichte erinnert eines der großen Wandbilder im Rathausfestsaal. Ein Mittel der Herrschaftssicherung des Kurfürsten war die neue Zitadelle auf dem Petersberg, für die am 1. Juni 1665 feierlich der Grundstein gelegt wurde. Lange hat man die gewaltige barocke Festungsanlage als innenpolitische Machtdemonstration gewertet. Alfred Overmann etwa nennt sie 1929 eine „Zwingburg“ gegen die Bürgerschaft. Dem bis 1727 fertiggestellten militärischen Verteidigungsbauwerk kam aber auch eine hohe außenpolitische Bedeutung für Mainz und die katholischen Mächte zu. Es sollte ihre schwache Position in Thüringen und mit Blick auf den protestantischen Norden sichern helfen. Mit großem Aufwand entstand nach Plänen der Baumeister Antonio Petrini und Maximilian von Welsch eine Anlage, die heute Ihresgleichen in Europa sucht.

Die teure Zitadelle erwies sich bei ihrer ersten Bewährungsprobe im Siebenjährigen Krieg 1756/63 allerdings als wenig wirkungsvoll. Mehrfach konnten die preußischen Truppen König Friedrichs II. die Stadt besetzen und ihr Umland verwüsten, während sich Mainzer und Kaiserliche auf dem Petersberg nur verschanzten. Je nach Kassenlage gab es zudem immer wieder Klagen über den schlechten Bauzustand. Nach den Wirren der napoleonischen Zeit und dem endgültigen Übergang Erfurts an Preußen 1815 begann für die Zitadelle ein neuer Abschnitt ihrer Geschichte. Erfurt besaß auch für den neuen Landesherrn hohe strategische Bedeutung. Die „Festung I. Ranges“ mit ihren gewaltigen Bastionen sowie den Zitadellen Petersberg und Cyriaksburg sollte nun die Südflanke Preußens sichern. So investierte man bis in die 1830-er Jahre viel Geld. König Friedrich Wilhelm IV. meinte später sogar, die Erfurter Befestigungen wären auch nicht teurer gekommen, hätte man sie in Silber ausgeführt.

Auf dem Petersberg wurde zudem die 1813 beschädigte Peterskirche zum Magazin umgebaut. Anstelle der Klostergebäude entstand neben zahlreichen weiteren Militärbauten 1831 die große Defensionskaserne. Im Übrigen besaß diese bis 1913 ein „bombensicheres“ Flachdach mit Erdaufschüttung, ehe das zweigeschossige Mansarddach aufgesetzt wurde. Auch nach der Reichsgründung 1871 und der Entfestigung Erfurts blieben die beiden Zitadellen in militärischer Nutzung. Sie wurden so anders als die sonstigen Verteidigungsanlagen rund um die Altstadt vom weitgehenden Verschwinden verschont. Während man später auch an der Cyriaksburg mit dem Rückbau und der Anlage von Grünflächen bis hin zum heutigen egapark begann, erhielt sich der Kern der Verteidigungsanlagen auf dem Petersberg. Bis 1963 wurde die Zitadelle noch von der Kasernierten Volkspolizei und der Nationalen Volksarmee genutzt. Da zugleich Pläne für gigantische Neubauten Ende der 1960-er Jahre nicht umgesetzt wurden, war nach 1989/90 der Weg für eine weitgehende Rekonstruktion der Zitadelle frei. (Foto: exerzierende preußische Soldaten vor der Peterskirche, links die Defensionskaserne vor dem Aufbau des Daches 1913, Stadtarchiv Erfurt)


Lesetipps:

Steffen Raßloff: Gewaltige Festung. Die Zitadelle Petersberg. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 56 f.

350 Jahre Zitadelle Petersberg. Historischer Kontext - Bauphasen - Schicksal und Chancen des Petersberges (Tagungsband eines Wissenschaftlichen Kolloquiums 2015, Hg. vom Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e.V.). Erfurt 2016.


Siehe auch: Petersberg, Petersberg Entree, Kommandantenhaus, Defensionskaserne, Peterskirche, Militär in Erfurt, Geschichte der Stadt Erfurt, Bundesgartenschau 2021