Visionen Peterskirche Stadtkrone Buga: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Die Peterskirche dominierte über Jahrhunderte neben Dom und Severikirche die Silhouette von Erfurt. Bis zur Bundesgartenschau 2021 soll dieses bedeutende Kulturdenkmal wieder aufgewert werden.'''
'''Die Peterskirche dominierte über Jahrhunderte neben Dom und Severikirche die Silhouette von Erfurt. Für die Bundesgartenschau 2021 wurde dieses bedeutende Kulturdenkmal saniert und wieder erlebbar gemacht.'''




[[Datei:Peterskirche.Valdeig.2.jpg|360px|right]][[Datei:PeterskircheAl.jpg|360px|right]]Über Jahrhunderte war die romanische Klosterkirche St. Peter und Paul neben Dom und Severikirche die Stadtkrone '''[[Geschichte der Stadt Erfurt|Erfurts]]''' (Abb. 1, Kloster um 1660, Jürgen Valdeig). Der seit 1060 dort ansässige Benediktinerorden hatte sie von 1103 bis 1147 errichtet. Sie wurde zum Ort großer Ereignisse, wie die Unterwerfung Heinrichs des Löwen unter Kaiser '''[[Barbarossa_Kniefall_Heinrich_der_Löwe_Erfurt_1181|Friedrich Barbarossa]]''' 1181 oder der Reichstag König '''[[König_Rudolf_Raubritter_Erfurt_1289/90|Rudolfs von Habsburg]]''' 1289/90. Seit der Schedelschen „Weltchronik“ (1493) mit der ersten Stadtansicht zeigt sich jener imposante Komplex auf dem '''[[Petersberg]]''', dessen Kirche nach jüngsten Forschungen bis ins ausgehende Mittelalter sogar vier Türme besaß.
[[Datei:PeterskircheAl.jpg|410px|right]]Über Jahrhunderte war die romanische Klosterkirche St. Peter und Paul neben Dom und Severikirche die Stadtkrone '''[[Geschichte der Stadt Erfurt|Erfurts]]''' mit seinen zahlreichen '''[[Kirchen]]'''. Der seit 1060 dort ansässige Benediktinerorden hatte sie von 1103 bis 1147 errichtet. Sie wurde zum Ort großer Ereignisse, wie die Unterwerfung Heinrichs des Löwen unter Kaiser '''[[Barbarossa_Kniefall_Heinrich_der_Löwe_Erfurt_1181|Friedrich Barbarossa]]''' 1181 oder der Reichstag König '''[[König_Rudolf_Raubritter_Erfurt_1289/90|Rudolfs von Habsburg]]''' 1289/90. Seit der Schedelschen „Weltchronik“ (1493) mit der ersten Stadtansicht zeigt sich jener imposante Komplex auf dem '''[[Petersberg]]''', dessen Kirche nach jüngsten Forschungen bis ins ausgehende Mittelalter sogar vier Türme besaß.


Nach der Unterwerfung Erfurts durch den Mainzer Erzbischof 1664 änderte sich das Umfeld des '''[[Peterskloster|Petersklosters]]''' durch die Errichtung der '''[[Zitadelle Petersberg]]'''. Es befand sich nun inmitten gewaltiger Befestigungen, die bis heute erhalten sind. Dass Kirche und Kloster weitgehend aus dem Stadtbild verschwanden, haben die Preußen zu verantworten. Nach den '''[[Belagerung_Erfurt_1813/14|Zerstörungen 1813]]''' rissen sie die Reste des Klosters ab und errichteten die riesige Defensionskaserne. Die Kirche wurde ihrer beiden Türme beraubt und auf die Hälfte der Höhe zurück gebaut (Abb. 2, Foto: Alexander Raßloff). Fortan nutzte man sie bis in die DDR-Zeit als Lagerhaus.   
Nach der Unterwerfung Erfurts durch den Mainzer Erzbischof 1664 änderte sich das Umfeld des '''[[Peterskloster|Petersklosters]]''' durch die Errichtung der '''[[Zitadelle Petersberg]]'''. Es befand sich nun inmitten gewaltiger Befestigungen, die bis heute erhalten sind. Dass Kirche und Kloster weitgehend aus dem Stadtbild verschwanden, haben die Preußen zu verantworten. Nach den '''[[Belagerung_Erfurt_1813/14|Zerstörungen 1813]]''' rissen sie die Reste des Klosters ab und errichteten die riesige '''[[Defensionskaserne Petersberg Erfurt|Defensionskaserne]]'''. Die Kirche wurde ihrer beiden Türme beraubt und auf die Hälfte der Höhe zurück gebaut (Foto: Alexander Raßloff). Fortan nutzte man sie bis in die DDR-Zeit als Lagerhaus. Im 20. Jh. kam es zu ernsthaften Bemühungen um das Bauwerk. Von 1905 bis 1911 wirkte eine „Vereinigung für Wiederherstellung der Peterskirche“. 1914 bewilligte die Stadt 60.000 Mark für die Rekonstruktion, die vom Ersten Weltkrieg verhindert wurde. Im Folgenden gab es mehrfach Pläne, die Kirche und Umfeld einschneidend verändert hätten. Hierzu zählen die Entwürfe für ein '''[[NS-Architektur_in_Erfurt|NS-Forum]]''' 1942 oder die radikalen '''[[Stadtumbau DDR-Zeit Plattenbau|DDR-Stadtumbaupläne]]'''.   


Im 20. Jh. kam es zu ernsthaften Bemühungen um das Bauwerk. Von 1905 bis 1911 wirkte eine „Vereinigung für Wiederherstellung der Peterskirche“. 1914 bewilligte die Stadt 60.000 Mark für die Rekonstruktion, die vom Ersten Weltkrieg verhindert wurde. Im Folgenden gab es mehrfach Pläne, die Kirche und Umfeld einschneidend verändert hätten. Hierzu zählen die Entwürfe für ein '''[[NS-Architektur_in_Erfurt|NS-Forum]]''' 1942 oder die radikalen '''[[Stadtumbau DDR-Zeit Plattenbau|DDR-Stadtumbaupläne]]''' der 1960er-Jahre. 
Nach 1989/90 rückte der Torso unter der Obhut der '''[[Stiftung_Thueringer_Schloesser_und_Gaerten|Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten]]''' wieder in den Fokus. Für die '''[[Bundesgartenschau Erfurt 2021|Bundesgartenschau 2021]]''' wurde die Peterskirche als eines der wichtigsten Kulturdenkmale Thüringens erlebbar gemacht. Eine Initiative um Historiker Dr. Steffen Raßloff und Heimatmaler Jürgen Valdeig hatte 2014 der Tourismusverein Erfurt mit der Projektidee "Eine neue Stadtkrone für Erfurt" aufgegriffen. Diese stellte sich als Ziele neben einer stilisierten Rekonstruktion der Kirchtürme die "denkmalgerechte Sanierung und funktionelle Aufwertung" der Peterskirche, was bis 2021 von der Schlösserstiftung umgesetzt wurde. Im Kommandantenhaus entstand eine moderne multimediale Ausstellung zur '''[[Ausstellung_Kommandantenhaus_Geschichte_Petersberg_Erfurt|Geschichte des Petersbergs]]''', die auch die einstige Klosterkirche einbezieht. In der Defensionskaserne soll ein ambitioniertes '''[[Erfurt Museum Defensionskaserne Petersberg|Kulturhistorisches Museum]]''' mit den Beständen von Stadt- und Volkskundemuseum seinen Platz finden, in das die Kirche als stimmungsvoller Veranstaltungs- und Ausstellungsort integriert werden könnte.   
 
Nach 1989/90 rückte der Torso wieder in den Fokus. Für die '''[[Bundesgartenschau Erfurt 2021|Bundesgartenschau 2021]]''' soll die Peterskirche als eines der wichtigsten Kulturdenkmale Thüringens noch stärker erlebbar werden. Eine Initiative um Historiker Dr. Steffen Raßloff und Heimatmaler Jürgen Valdeig wurde 2014 vom Tourismusverein Erfurt mit der Projektidee '''[http://tourismusverein-erfurt.de/wp-content/uploads/2014/11/Petersberg_Layout.pdf Eine neue Stadtkrone für Erfurt]''' aufgegriffen. Diese stellte sich als Ziele neben einer stilisierten Rekonstruktion der Kirchtürme die "denkmalgerechte Sanierung und funktionelle Aufwertung" der Peterskirche, die nun bis 2021 umgesetzt wird. Im Kommandantenhaus entsteht mit dem '''[[Petersberg Entree Erfurt|Petersberg Entree]]''' eine populäre multimediale Schau zur Geschichte des Berges, die auch die einstige Klosterkirche einbezieht. In der Defensionskaserne soll später ein '''[[Landesmuseum_Thueringen_Erfurt_Petersberg|Thüringer Landesmuseum]]''' seinen Platz finden, in das die Kirche integriert werden könnte.   


('''[[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]]''')
('''[[Steffen Raßloff|Dr. Steffen Raßloff]]''')




'''Lesetipps'''  
'''Lesetipps:'''  


350 Jahre Zitadelle Petersberg. Historischer Kontext - Bauphasen - Schicksal und Chancen des Petersberges (Tagungsband eines Wissenschaftlichen Kolloquiums 2015, Hg. vom Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e.V.). Erfurt 2016.
Steffen Raßloff: '''Eindrucksvoller Torso. Die Peterskirche auf dem Petersberg.''' In: '''[[Erfurt 55 Highlights aus der Geschichte|Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte]].''' Erfurt 2021. S. 28 f.


Die Klosterkirche St. Peter und Paul in Erfurt. Neue Forschungen zu den Wandmalereien und zur Baugeschichte (Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Bd. 13). Petersberg 2015.
'''Die Klosterkirche St. Peter und Paul in Erfurt. Neue Forschungen zu den Wandmalereien und zur Baugeschichte''' (Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Bd. 13). Petersberg 2015.


Jürgen Valdeig/Steffen Raßloff: '''[[Leporello Peterskirche Erfurt|Die Peterskirche. 900 Jahre Stadtkrone im Wandel der Zeit.]]''' Leporello mit sieben Ansichten zur Geschichte der Peterskirche. Erfurt 2014.
Jürgen Valdeig/Steffen Raßloff: '''[[Leporello Peterskirche Erfurt|Die Peterskirche. 900 Jahre Stadtkrone im Wandel der Zeit]]''' (Leporello). Erfurt 2014.


Steffen Raßloff: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt Rassloff|Geschichte der Stadt Erfurt]]'''. Erfurt 2012 (4. Auflage 2016).
[[Datei:Peterskloster-Amtsblatt-22-5-20.jpg|450px|left]]

Version vom 8. Dezember 2021, 09:52 Uhr

Stadtkrone Peterskirche

Die Peterskirche dominierte über Jahrhunderte neben Dom und Severikirche die Silhouette von Erfurt. Für die Bundesgartenschau 2021 wurde dieses bedeutende Kulturdenkmal saniert und wieder erlebbar gemacht.


PeterskircheAl.jpg

Über Jahrhunderte war die romanische Klosterkirche St. Peter und Paul neben Dom und Severikirche die Stadtkrone Erfurts mit seinen zahlreichen Kirchen. Der seit 1060 dort ansässige Benediktinerorden hatte sie von 1103 bis 1147 errichtet. Sie wurde zum Ort großer Ereignisse, wie die Unterwerfung Heinrichs des Löwen unter Kaiser Friedrich Barbarossa 1181 oder der Reichstag König Rudolfs von Habsburg 1289/90. Seit der Schedelschen „Weltchronik“ (1493) mit der ersten Stadtansicht zeigt sich jener imposante Komplex auf dem Petersberg, dessen Kirche nach jüngsten Forschungen bis ins ausgehende Mittelalter sogar vier Türme besaß.

Nach der Unterwerfung Erfurts durch den Mainzer Erzbischof 1664 änderte sich das Umfeld des Petersklosters durch die Errichtung der Zitadelle Petersberg. Es befand sich nun inmitten gewaltiger Befestigungen, die bis heute erhalten sind. Dass Kirche und Kloster weitgehend aus dem Stadtbild verschwanden, haben die Preußen zu verantworten. Nach den Zerstörungen 1813 rissen sie die Reste des Klosters ab und errichteten die riesige Defensionskaserne. Die Kirche wurde ihrer beiden Türme beraubt und auf die Hälfte der Höhe zurück gebaut (Foto: Alexander Raßloff). Fortan nutzte man sie bis in die DDR-Zeit als Lagerhaus. Im 20. Jh. kam es zu ernsthaften Bemühungen um das Bauwerk. Von 1905 bis 1911 wirkte eine „Vereinigung für Wiederherstellung der Peterskirche“. 1914 bewilligte die Stadt 60.000 Mark für die Rekonstruktion, die vom Ersten Weltkrieg verhindert wurde. Im Folgenden gab es mehrfach Pläne, die Kirche und Umfeld einschneidend verändert hätten. Hierzu zählen die Entwürfe für ein NS-Forum 1942 oder die radikalen DDR-Stadtumbaupläne.

Nach 1989/90 rückte der Torso unter der Obhut der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten wieder in den Fokus. Für die Bundesgartenschau 2021 wurde die Peterskirche als eines der wichtigsten Kulturdenkmale Thüringens erlebbar gemacht. Eine Initiative um Historiker Dr. Steffen Raßloff und Heimatmaler Jürgen Valdeig hatte 2014 der Tourismusverein Erfurt mit der Projektidee "Eine neue Stadtkrone für Erfurt" aufgegriffen. Diese stellte sich als Ziele neben einer stilisierten Rekonstruktion der Kirchtürme die "denkmalgerechte Sanierung und funktionelle Aufwertung" der Peterskirche, was bis 2021 von der Schlösserstiftung umgesetzt wurde. Im Kommandantenhaus entstand eine moderne multimediale Ausstellung zur Geschichte des Petersbergs, die auch die einstige Klosterkirche einbezieht. In der Defensionskaserne soll ein ambitioniertes Kulturhistorisches Museum mit den Beständen von Stadt- und Volkskundemuseum seinen Platz finden, in das die Kirche als stimmungsvoller Veranstaltungs- und Ausstellungsort integriert werden könnte.

(Dr. Steffen Raßloff)


Lesetipps:

Steffen Raßloff: Eindrucksvoller Torso. Die Peterskirche auf dem Petersberg. In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 28 f.

Die Klosterkirche St. Peter und Paul in Erfurt. Neue Forschungen zu den Wandmalereien und zur Baugeschichte (Berichte der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Bd. 13). Petersberg 2015.

Jürgen Valdeig/Steffen Raßloff: Die Peterskirche. 900 Jahre Stadtkrone im Wandel der Zeit (Leporello). Erfurt 2014.

Peterskloster-Amtsblatt-22-5-20.jpg