Trommsdorff Moderne Erfurt: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:TrommsdorffBuch20.jpg|310px|right]]Die Schockwellen der Französischen Revolution seit 1789 brachen im Kanonendonner der Befreiungskriege, den Erfurt deutlich zu hören bekam. Die Beziehungen zwischen den herrschenden adeligen Eliten und einer aufstrebenden zivilen Gesellschaft mussten neu verhandelt werden. Gesellschaftliche Konflikte standen fortan im Bann des Autonomieverlangens des Subjekts – dieses Rad war nicht mehr zurückzudrehen!
[[Datei:TrommsdorffBuch20.jpg|300px|right]]Die Schockwellen der Französischen Revolution seit 1789 brachen im Kanonendonner der Befreiungskriege, den Erfurt deutlich zu hören bekam. Die Beziehungen zwischen den herrschenden adeligen Eliten und einer aufstrebenden zivilen Gesellschaft mussten neu verhandelt werden. Gesellschaftliche Konflikte standen fortan im Bann des Autonomieverlangens des Subjekts – dieses Rad war nicht mehr zurückzudrehen!


Johann Bartholomäus Trommsdorff (1770-1837) durchlebte in jener bewegten Zeit ereignisdichte, dramatische Etappen der Stadtgeschichte: die vom kulturfreudigen Statthalter Karl Theodor von Dalberg geprägte Schlussphase der kurmainzischen Herrschaft 1772-1802, den Übergang an Preußen 1802, die „Franzosenzeit“ als Kaiserliche Domäne Napoleons 1806-1814 und den endgültigen Anschluss an Preußen 1815. Unter dem preußischen Adler begann schließlich jener Weg, der Erfurt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur modernen Industriestadt werden ließ.
Johann Bartholomäus Trommsdorff (1770-1837) durchlebte in jener bewegten Zeit ereignisdichte, dramatische Etappen der Stadtgeschichte: die vom kulturfreudigen Statthalter Karl Theodor von Dalberg geprägte Schlussphase der kurmainzischen Herrschaft 1772-1802, den Übergang an Preußen 1802, die „Franzosenzeit“ als Kaiserliche Domäne Napoleons 1806-1814 und den endgültigen Anschluss an Preußen 1815. Unter dem preußischen Adler begann schließlich jener Weg, der Erfurt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur modernen Industriestadt werden ließ.


Trommsdorff gilt als einer der Begründer der modernen Pharmazie, als Fachmann von internationalem Rang. Er gab zahllose Veröffentlichungen heraus, lehrte an der Universität Erfurt und im eigenen Institut, gehörte renommierten Gelehrtengesellschaften an, spannte  mit seinem "Journal der Pharmacie" ein frühes kommunikatives Netz über Europa und stand im Austausch mit Experten weltweit. Zugleich war der Besitzer der Apotheke „Zum Schwanenring“ am Anger ein innovativer, geschäftstüchtiger Mann der Praxis, ein unbeirrbarer Optimist und Humanist. Der gebürtige Erfurter blieb seiner Heimatstadt stets treu, in der sich der vielschichtige Aufbruch um 1800 beispielhaft spiegelt. Trommsdorff steht damit wie die Pioniere vieler anderer Fachgebiete auf der Schwelle der Moderne.
Trommsdorff gilt als einer der Begründer der modernen Pharmazie, als Fachmann von internationalem Rang. Er gab zahllose Veröffentlichungen heraus, lehrte an der Universität Erfurt und im eigenen Institut, gehörte renommierten Gelehrtengesellschaften an, spannte  mit seinem "Journal der Pharmacie" ein frühes kommunikatives Netz über Europa und stand im Austausch mit Experten weltweit. Zugleich war der Besitzer der Apotheke „Zum Schwanenring“ am Anger ein innovativer, geschäftstüchtiger Mann der Praxis, ein unbeirrbarer Optimist und Humanist. Der gebürtige Erfurter blieb seiner Heimatstadt stets treu, in der sich der vielschichtige Aufbruch um 1800 beispielhaft spiegelt. Trommsdorff steht damit wie die Pioniere anderer Fachgebiete auf der Schwelle der Moderne.




Hardy Eidam/Gudrun Noll-Reinhardt (Hg): '''Wer war Johann B.? Trommsdorff und der Aufbruch in die Moderne''' (Begleitbuch zur Ausstellung im Stadtmuseum Erfurt 2020/21). Erfurt 2020.
Hardy Eidam/Gudrun Noll-Reinhardt (Hg): '''Wer war Johann B.? Trommsdorff und der Aufbruch in die Moderne''' (Begleitbuch zur Ausstellung im Stadtmuseum Erfurt 2020/21). Erfurt 2020.


''(Mit Beiträgen von Hardy Eidam, '''[[Steffen Raßloff]]''', Gudrun Noll-Reinhardt, Antje Mannetstätter, Falko Bornschein und Christoph Friedrich)''   
''Mit Beiträgen von Hardy Eidam, '''[[Steffen Raßloff]]''', Gudrun Noll-Reinhardt, Antje Mannetstätter, Falko Bornschein und Christoph Friedrich''   




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Siehe auch: '''[[Stadtmuseum Erfurt]]''', '''[[Trommsdorff Denkmal Erfurt|Johann Bartholomäus Trommsdorff]]'''
Siehe auch: '''[[Stadtmuseum Erfurt]]''', '''[[Trommsdorff Denkmal Erfurt|Johann Bartholomäus Trommsdorff]]''', '''[[Trommsdorffstraße]]'''

Version vom 31. März 2021, 06:47 Uhr

Johann Bartholomäus Trommsdorff

Der Erfurter Apotheker Johann Bartholomäus Trommsdorff gilt als einer der Begründer der modernen Pharmazie.


TrommsdorffBuch20.jpg

Die Schockwellen der Französischen Revolution seit 1789 brachen im Kanonendonner der Befreiungskriege, den Erfurt deutlich zu hören bekam. Die Beziehungen zwischen den herrschenden adeligen Eliten und einer aufstrebenden zivilen Gesellschaft mussten neu verhandelt werden. Gesellschaftliche Konflikte standen fortan im Bann des Autonomieverlangens des Subjekts – dieses Rad war nicht mehr zurückzudrehen!

Johann Bartholomäus Trommsdorff (1770-1837) durchlebte in jener bewegten Zeit ereignisdichte, dramatische Etappen der Stadtgeschichte: die vom kulturfreudigen Statthalter Karl Theodor von Dalberg geprägte Schlussphase der kurmainzischen Herrschaft 1772-1802, den Übergang an Preußen 1802, die „Franzosenzeit“ als Kaiserliche Domäne Napoleons 1806-1814 und den endgültigen Anschluss an Preußen 1815. Unter dem preußischen Adler begann schließlich jener Weg, der Erfurt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur modernen Industriestadt werden ließ.

Trommsdorff gilt als einer der Begründer der modernen Pharmazie, als Fachmann von internationalem Rang. Er gab zahllose Veröffentlichungen heraus, lehrte an der Universität Erfurt und im eigenen Institut, gehörte renommierten Gelehrtengesellschaften an, spannte mit seinem "Journal der Pharmacie" ein frühes kommunikatives Netz über Europa und stand im Austausch mit Experten weltweit. Zugleich war der Besitzer der Apotheke „Zum Schwanenring“ am Anger ein innovativer, geschäftstüchtiger Mann der Praxis, ein unbeirrbarer Optimist und Humanist. Der gebürtige Erfurter blieb seiner Heimatstadt stets treu, in der sich der vielschichtige Aufbruch um 1800 beispielhaft spiegelt. Trommsdorff steht damit wie die Pioniere anderer Fachgebiete auf der Schwelle der Moderne.


Hardy Eidam/Gudrun Noll-Reinhardt (Hg): Wer war Johann B.? Trommsdorff und der Aufbruch in die Moderne (Begleitbuch zur Ausstellung im Stadtmuseum Erfurt 2020/21). Erfurt 2020.

Mit Beiträgen von Hardy Eidam, Steffen Raßloff, Gudrun Noll-Reinhardt, Antje Mannetstätter, Falko Bornschein und Christoph Friedrich


Lesetipp:

Steffen Raßloff: Gründervater der Pharmazie. Johann Bartholomäus Trommsdorff In: Erfurt. 55 Highlights aus der Geschichte. Erfurt 2021. S. 64 f.


Siehe auch: Stadtmuseum Erfurt, Johann Bartholomäus Trommsdorff, Trommsdorffstraße