Preussisches Erbe

Aus erfurt-web.de
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die druckbare Version wird nicht mehr unterstützt und kann Darstellungsfehler aufweisen. Bitte aktualisiere deine Browser-Lesezeichen und verwende stattdessen die Standard-Druckfunktion des Browsers.

Preußisches Erbe

Beitrag der TA-Serie Erfurt und die Preußen von Dr. Steffen Raßloff (22.08.2015)


Wie steht es um das preußische Erbe?

ERFURT UND DIE PREUßEN (Ende) Nach 143 Jahren endete 1945 die Zugehörigkeit Erfurts zu Preußen


AdlerwappenPetersberg.jpg

Das Ende des Zweiten Weltkriegs brachte für Erfurt eine tiefe Zäsur seiner Stadtgeschichte. Nach 143 Jahren endete die Zugehörigkeit zu Preußen. Schon nach der „Machtergreifung“ 1933 hatte NSDAP-Gauleiter Fritz Sauckel in Weimar die Einigung Thüringens samt des preußischen Regierungsbezirkes Erfurt angestrebt. Verfassungsrechtlich aber blieb Erfurt bis zum Kriegsende eine preußische Stadt. Erst unter Besatzungsherrschaft entstand 1945 erstmals ein Land Thüringen in etwa der heutigen Ausdehnung, dessen Hauptstadtrolle Erfurt übernahm. Die offizielle Auflösung Preußens durch die Alliierten erfolgte 1947. 1952 wurde das Land Thüringen in der DDR jedoch bereits wieder zugunsten der Bezirke Erfurt, Gera und Suhl aufgelöst. Vor 25 Jahren rückte Erfurt schließlich mit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 zur Hauptstadt des Bundeslandes Thüringen auf.

Wie ist man seit 1945 mit dem preußischen Erbe in Erfurt umgegangen? Zunächst einmal verschwand mit dem preußischen Staat der konkrete Bezugspunkt bisheriger Loyalitäten. In der DDR verdammte man Preußen als Hort von Militarismus und Nationalismus, der letztlich in die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges geführt habe. Daher wurden fast alle Erinnerungen von den Denkmalen bis hin zu den Straßennamen getilgt. In der Geschichtsschreibung finden sich keine Hinweise auf die einstige propreußische Haltung weiter Bevölkerungsteile. Die Tendenzen in der späten DDR, sich wieder verstärkt dem Thema Preußen zuzuwenden, konnten keine tiefgreifenden Auswirkungen mehr entfalten. Immerhin erhielten rund drei Jahrzehnte nach der „Vertreibung“ der Generäle aus dem östlichen „Feldherrenviertel“ die Straßen des Neubaugebietes Herrenberg Namen preußischer Militärs der Befreiungskriege.

Heute beschäftigt man sich wieder intensiver mit der preußischen Vergangenheit. Allerdings geht die Initiative hierbei meist von der Bürgerschaft aus. So hat der Geschichtsverein wesentlich dazu beigetragen, ein differenzierteres Bild der „Preußenzeit“ zu entwerfen. Historische Erinnerungen wie das Adler-Wappen sind wieder an einigen Stellen im Stadtbild präsent. Erst vor wenigen Monaten boten die Freunde der Citadelle Petersberg ein breites Programm zum 350. Jubiläum jener Festung, die lange Zeit vom preußischen Militär geprägt wurde. Die Stadt leistete hierbei freilich kaum Unterstützung, worüber auch viele andere Vereine und Initiativen klagen. 2013 musste das preußische Traditionsregiment „von Wartensleben“ wegen hoher Mietforderungen sein Domizil auf dem Petersberg aufgeben und löste sich wenig später auf. Das militärhistorische Museum in der Tordurchfahrt des Kommandantenhauses auf dem Petersberg, das mit viel bürgerschaftlichem Engagement aufgebaut wurde, ist nur noch im Rahmen von Führungen zugänglich. Die seit Jahren unbesetzte Kuratorenstelle für Neuere Geschichte im Stadtmuseum trägt ebenfalls nicht dazu bei, das preußische Erbe in Erfurt angemessen aufzuarbeiten. (Foto: preußisches Wappen an der Neuen Hauptwache auf dem Petersberg, Alexander Raßloff)


Siehe auch: Erfurt und Preußen, Geschichte der Stadt Erfurt