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Siehe auch: '''[[Geschichte der Stadt Erfurt]]''', '''[[Kriegsgefangenenlager Johannesplatz]]'''
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Version vom 23. August 2014, 08:25 Uhr

Neubaugebiet Johannesplatz

Beitrag der Serie Denkmale in Erfurt aus der Thüringer Allgemeine von Dr. Steffen Raßloff (23.08.2014)


Das erste "Neubaugebiet"

DENKMALE IN ERFURT (162): Am Johannesplatz begann 1966 die Umgestaltung der Stadt durch große Plattenbaugebiete.


Johannesplatz2.jpg

Viele gestandene Erfurter sprechen noch immer von „Neubaugebieten“, wenn sie die typischen Plattenbauten meinen, die ostdeutsche Städte so massiv verändert haben. In den 1970er und 1980er Jahren wuchsen auch in Erfurt ganze Trabantenstädte, in denen schließlich knapp die Hälfte aller Einwohner lebte. Im Norden entstanden auf fruchtbarem Ackerland die Wohngebiete Rieth, Berliner Platz, Moskauer Platz und Roter Berg, im hügeligen Südosten die Wohngebiete Herrenberg, Wiesenhügel, Drosselberg und Buchenberg. Mit der „Platte“ sollte das 1973 beschlossene Wohnungsbauprogramm als ein Kernpunkt der SED-Sozialpolitik realisiert werden. Parallel waren am Juri-Gagarin-Ring ebenfalls Plattenbauten als Teil einer ursprünglich noch viel radikaler geplanten Umgestaltung der Innenstadt errichtet worden. Der Volksmund nannte diese massigen Gebäude am Rande der Altstadt auch „chinesische Mauer“.

Begonnen hatte die realsozialistische Umgestaltung des Stadtbildes allerdings bereits 1966 am Johannesplatz. Das älteste Erfurter DDR-Neubaugebiet, errichtet nach Plänen von Stadtarchitekt Walter Nitsch, besitzt in diesem Sinne durchaus Denkmalcharakter. Es kam erstmals die Wohnungsbaureihe „Erfurt“ in Montagebauweise zur Anwendung. Unter „schleifenförmiger Verkehrsführung mit innerer Fußgängerachse“ errichtete man 5-Geschosser, 11-geschossige „Wohnscheiben“ und 16-geschossige „Punkthochhäuser“ für ca. 7500 Erfurter. Plastiken im öffentlichen Raum sollten den „neuen Menschen“ verkörpern. Das unbebaute Areal östlich der Karl-Marx-Allee, der heutigen Magdeburger Allee, hatte sich hierfür angeboten. Auf dem einstigen Lager- und Exerzierplatz befand sich 1870/71 und im Ersten Weltkrieg ein Gefangenenlager, dessen Baracken bis Anfang der 1950er Jahre genutzt wurden. Unmittelbar südlich residierte die SED-Bezirksleitung in der ehemaligen Mülverstedt-Kaserne in der Eislebener Straße (siehe Abb.).

Knapp fünf Jahrzehnte später präsentiert sich der Johannesplatz als beliebtes innerstädtisches Wohngebiet. Der Wohnungsbestand, anders als in den meisten übrigen Neubaugebieten vom Abriss verschont geblieben, ist durchweg saniert und gut vermietet. Auch die Schwimmhalle am Johannesplatz hat neben Kindergärten und Schulen im Gegensatz zu ihrem Pendant im Rieth die Zeiten überdauert. Nur das einstige Wohngebietszentrum mit Kaufhalle, Poliklinik und dem „Treffpunkt Johannesplatz“ samt Bar und „Thüringer Bauernstube“ hat seine Funktion sichtbar an die Magdeburger Allee verloren. Das wiederum sollte die meisten der heute gut 5000 Anwohner eigentlich nicht stören, kommt doch auch ihnen die Aufwertung der zentralen Verkehrsachse in unmittelbarer Nachbarschaft mit zugute. (Foto: Alexander Raßloff)


Lesetipp:

Steffen Raßloff: 100 Denkmale in Erfurt. Geschichte und Geschichten. Mit Fotografien von Sascha Fromm (Thüringen Bibliothek. Bd. 11). Essen 2013.


Siehe auch: Geschichte der Stadt Erfurt, Kriegsgefangenenlager Johannesplatz, Ilversgehofen